Karneval in Kriegszeiten Düsseldorfer Rosensonntagszug am 29. Mai abgesagt

Update | Düsseldorf · Ein weiterer herber Schlag für den Düsseldorfer Karneval: Auch der Ersatz-Rosenmontagszug am 29. Mai ist abgesagt worden. Das teilte das Comitee Düsseldorfer Carneval am Dienstag mit.

 Vielleicht wird es 2023 wieder so einen Rosenmontagszug wie hier 2018 geben.

Vielleicht wird es 2023 wieder so einen Rosenmontagszug wie hier 2018 geben.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Düsseldorfer Jecken müssen einen weiteren herben Schlag wegstecken: Auch der Ersatz-Rosenmontagszug am 29. Mai ist abgesagt worden. Das teilte das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) am Dienstag mit. Angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und des damit verbundenen Leids für Millionen Menschen habe das CC entschieden, auf die Durchführung des geplanten Brauchtumszuges zu verzichten – alle rund 60 am Montagabend anwesenden Präsidenten von dem CC angeschlossenen Karnevalsvereinen hätten einstimmig für die Absage gestimmt.

Dem Vernehmen nach soll zuvor noch die Option eines anderen Zuges im Raum gestanden haben, der aber nicht mehr viel mit Karneval zu tun gehabt hätte. Abgelehnt wurden auch die Durchführung von Alternativveranstaltungen wie zum Beispiel eines Demonstrationszuges, wie es auch in der Mitteilung heißt.

Vollkommen überraschend wird die Entscheidung des CC für Kenner der Brauchtums-Szene nicht sein. Der WDR hatte durch seine Absage das CC „in die Enge getrieben, das ist sicher ein wichtiger Grund“, sagt CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann unserer Redaktion. Die genaue Summe nennt er nicht, aber es gehe um einen „sehr hohen Betrag“. Er betonte aber auch, dass die heftige Zuspitzung des Krieges am Wochenende allen Beteiligten noch einmal zu denken gegeben habe. Die Entscheidung sei an diesem Punkt beinahe alternativlos gwesen.

Historische Karnevalsfotos aus Köln und Düsseldorf: Als ein Elefant im Rosenmontagszug mitging
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Nach einer lebhaften Diskussion im Henkelsaal habe CC-Präsident Michael Laumen die Frage gestellt, ob der Brauchtumszug überhaupt noch zeitgemäß sei oder ob das CC eventuell am 29. Mai in anderer Form Präsenz und Verantwortung in der Öffentlichkeit zeigen könne, heißt es in der CC-Mitteilung. Die Präsidentenrunde habe sofort dafür plädiert, den Umzug komplett abzusagen und sämtliche Anstrengungen auf die Veranstaltungsvorbereitungen der kommenden Session zu verlagern.

Bei der ausschlaggebenden Sitzung am Montagabend dabei war auch Lothar Hörning, Präsident der Prinzengarde Blau-Weiss. „Wir haben die Entscheidung mitgetragen. Innerhalb unserer Garde gab es angesichts des Krieges immer weniger Zustimmung für den Ersatztermin im Mai. Corona beschäftigt uns nach wie vor, und natürlich hätte das CC ohne Sponsoren und das Geld aus den WDR-Übertragungsrechten an seine Reserven gehen müssen.“ Das wäre der Mai-Zug nicht wert gewesen, meint Hörning. „Dieser Zug hätte uns im Karneval nicht besonders nach vorne gebracht.“

Normalerweise reiten Düsseldorfs Amazonen beim Rosenmontagszug mit. „Für uns stand ja die Entscheidung schon fest, dass wir im Mai nicht teilnehmen werden. Die Vorstellung fanden wir schon schwierig, bevor der Ukraine-Krieg ausbrach. Für manche fühlte es sich nicht wie Rosenmontag an“, sagt Amazonen-Präsidentin Kerstin Unkrig-Kremer. 

Auch Christoph Kuckelkorn, der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, gibt auf Nachfrage ein Statement ab, wenn auch nur ein sehr kurzes: „Wir finden die Entscheidung des Comitees Düsseldorfer Carneval, den geplanten Brauchtumsumzug im Mai abzusagen, nachvollziehbar.“ Der Sprecher des Komitees sagt im Telefonat noch, dass sich ja schon länger verdichtet habe, dass der WDR diesen Zug nicht übertragen werde. Vieles sei absehbar gewesen.

 Seit Monaten schon beschäftigt das Thema Rosenmontagszug Düsseldorfs Jecken. Das CC wollte den Zoch wegen der Corona-Pandemie zunächst auf den 8. Mai verlegen. Die Idee erntete Kritik, denn da ist der Gedenktag zum Kriegsende. Bei einem Spitzentreffen im Rathaus wurde ein neuer Termin gefunden: Der 29. Mai dieses Jahres – ein Sonntag. Vor eineinhalb Wochen teilte der WDR dann mit, dass er den Rosensonntagszug nicht live übertragen wolle. Der Sender führte als Grund den wahrscheinlich dann noch laufenden Ukraine-Krieg an. Dabei hatte das CC für den Brauchtumszug interessante Pläne: Am Burgplatz sollte zum Beispiel eine Tribüne aufgebaut werden. Das CC wollte nach der WDR-Absage noch mit anderen Sendern wie RTL oder Sat.1 wegen einer Übertragung verhandeln. Diese Idee ist nun auch vom Tisch.

Noch guter Dinge ist das designierte Prinzenpaar Uasa Katharina Maisch und Dirk Mecklenbrauck. Ihre Kürung wurde schon mehrfach verschoben, seit gut zwei Jahren sind sie in der Warteschleife. Stand der Dinge nach wie vor: Am 18. November sollen die beiden nun endlich zu Düsseldorf Ober-Tollitäten gekürt werden. Diese Entscheidung hatte das Paar auf Wunsch des CC getroffen. „Die findet auf jeden Fall statt. Wir haben viel Lust auf eine tolle Session“, sagt Maisch. Der künftige Prinz meint: „Für uns ändert sich nicht allzu viel, da wir am 29. Mai ja auch nicht mit einem Wagen des Prinzenpaares dabei gewesen wären. Wir sind nach wie vor zuversichtlich, am 18. November zum Prinzenpaar gekürt zu werden. Bis dahin hat sich hoffentlich die Welt wieder ein wenig beruhigt. Und wir können dann voller Elan, Lust und Motivation durchstarten.“

(bpa/csr)
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