Rosenmontagszug in Düsseldorf „Kamelle bekommt nur der, der Helau ruft“
Düsseldorf · Nach drei Jahren Planung sind sie zum ersten Mal beim Düsseldofer Rosenmontagszug dabei - die Fußgruppe der Reisholzer Quatschköpp rüstet sich mit Kamelle und guten Tipps. Wir durften sie begleiten.
Im Rosenmontagszug in einer Fußgruppe mitzulaufen, das ist wie die „Amarenakirsche auf der Sahne“, sagt Andrea Prähofer, die eigentlich alle nur „Blissi“ nennen: Also das Beste vom Besten.
Mitten durch diese jubelnde Menge zu gehen, diese Hunderttausenden Jecken entlang des Zugweges, die dir kraftvoll ein „Helau“ zubrüllen. Wobei es nicht einzelne Rufe sind, sondern eine laute Kakophonie hundertfacher Helaus. So schnell kannst du die Gummibärchen-Tüten, Karamell- und Lutschbonbons gar nicht aus der umgehängten Tüte fischen, so groß ist der Hunger der Meute nach Nachschub. Egal ob jung ob alt, egal ob verkleidet oder nicht, egal ob Düsseldorfer oder „Immi“.
Doch für das Verteilen der Kamelle hat Blissi heute selbst keine Zeit. Gemeinsam mit Oliver Schwanke hat sie die Fußgruppe der Reisholzer Quatschköpp organisiert. Die zieht zum ersten Mal im Zug mit: 30 als Clowns verkleidet Mitmarschierer, darunter auch Willi (11) mit seinem Bruder Toni. Damit ist die Quatschköpp-Abordnung so groß wie noch nie: Neben dem Elferrat-Wagen zieht auch das rockige Gefährt von Quatschkopp Melanie Meurer mit.

So schön war der Rosenmontagszug 2023 in Düsseldorf
Entstanden ist die Idee mit der Fußgruppe schon vor drei Jahren, doch jetzt nach Corona konnte sie endlich umgesetzt werden. Das hat für Oliver Schwanke und Blissi schon Wochen vorher viel Aufwand bedeutet: Vor allem die Ausstattung der Fußgänger mit Kamelle: 31.500 Stück haben sie besorgt. Sie wurden von einem kleinen Team in 280 handliche Beutel gepackt, die zum Transport im Bagagewagen in 20 Schwerlastsäcke zu je elf Kilo verstaut wurden.

Mottowagen beim Rosenmontagszug 2023 in Düsseldorf
Von dort aus geben die beiden Organisatoren dann an jeden Mitläufer die Kamelle-Säckchen einzeln aus. Meist mit dem Hinweis versehen, dem Adrenalin nicht zu sehr nachzugeben. „Denkt dran, der Weg ist lang“, gibt Blissi zu bedenken. Schlüsselbänder wie auch Getränkeflaschen für Kinder (aus Plastik) sind bitte persönlich zu übergeben.
Immer mal wieder muss Blissi dafür sorgen, dass die Clowns wie besprochen in Zweierreihen bleiben. Und dann heißt es wieder: „Werft die Bonbons einzeln; wir haben noch nicht mal die Hälfte des Weges geschafft.“ Insgesamt sind es 5,9 Kilometer. Startpunkt an der Corneliusstraße, Endpunkt am Bilker Bahnhof.
Es gibt Ecken an dieser Strecke, da sind die Jecken noch fröhlicher, noch lauter als an anderen Stellen. Die Bilker Straße ist so eine. Hier und da stehen entlang des Weges Moderatorenboxen, von denen aus die Reisholzer Quatschköpp mit dreifachem Helau begrüßt werden.
Willi und Toni haben sich anstecken lassen von dieser Energie, die von der Menge zurückschwappt. Wie alle suchen sie sich genau aus, wer Kamelle bekommt – und wer nicht. Schließlich hatten Blissi und Oliver schon bei der Einführung gesagt: „Kamelle bekommt nur der, der Helau ruft.“
Obwohl: Bei den ganz Kleinen schaut man drüber weg. All die herausgeputzten Löwen, Prinzessinnen und Piraten strahlen einen mit glänzenden Augen an, und ganz oft gibt es ein Danke, wenn man Kamelle in die hingehaltene Tüte fallen lässt.
Das sind die Momente, die auch Claudia Brings so liebt. Sie ist
die Zugleiterin der Quatschköpp und hat sich um den vereinseigenen Veedelszug am Sonntag gekümmert. Nun aber ist sie Teil dieser Fußgruppe, hat mit der Organisation nichts am Hut, und schwärmt davon, wie toll es ist, sich in dieser riesigen
jecken Menge fortzubewegen. Oben vom Wagen habe man doch zu den Narren am Straßenrand eine gewisse Distanz.