Karneval in Düsseldorf Jeck erst recht? Das ist gut

Düsseldorf · Das Motto für die kommende Karnevalssession kommt bei Narren und Wagenbauern gleichermaßen gut an. Benny Monréal hat es vorgeschlagen, weil er darin auch einen Appell für unsere Lebensweise sieht.

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Foto: Endermann, Andreas (end)

Die ersten Glückwünsche kamen per Telefon, Mail und auf Facebook. Benny Monréal, Düsseldorfer Journalist, hat mit seinem Motto-Vorschlag "Jeck erst recht" ins Schwarze getroffen. Sein Vorschlag wurde aus 391 Ideen herausgefischt, die von Düsseldorfern an das Carnevals-Comitee geschickt wurden. Die Jury unter CC-Präsident Michael Laumen lobte die "kurze, prägnante Art", das Motto drücke "die richtige Lebensphilosophie" aus, die ideal zum politischen Düsseldorfer Karneval passe.

Mit ihrer Bewertung haben die Karnevalsfunktionäre Monréals Intention ziemlich treffend wiedergegeben. "Die Idee kam mir, als beim letzten Rosenmontagszug die Diskussion um die Trump-Wagen losging", sagt Monréal unserer Redaktion. Darf man den US-Präsidenten mit abgeschlagenem Haupt zeigen, oder ist das in Zeiten des IS-Terrors nicht akzeptabel?

Der Karneval und die Wagenbauer um Jacques Tilly (der auch in der Jury saß) dürften sich nicht verbiegen, findet Monréal, und wir alle dürften uns nicht verunsichern lassen.. "Das wäre genau das falsche Signal", sagt der Düsseldorfer. Man müsse so weiter machen wie bisher, auch wenn wir in schwierigen Zeiten lebten. Dazu gehöre das Arbeiten, die Politik und eben auch das Feiern. Er trete für die freie demokratische Gesellschaft ein, die sich dem Terror und dem Populismus gegenüber am besten selbstbewusst positioniere.

Diese Empfehlung spiegelt das Selbstverständnis von Jacques Tilly. "Das Motto ist eingängig, zudem ein Wortspiel mit Karnevalsbezug und drückt mit nur drei Worten eine Haltung aus", sagt der Wagenbaumeister. Wenn eine Botschaft vermittelt werde, sei das gut. "Auch wenn die Welt noch so im Argen liegt, ist es umso richtiger, dass Karneval gefeiert und auch gelacht wird." Für die Kreativen in der Wagenbauhalle und in den Vereinen sei "Jeck erst recht" gleichzeitig nicht zu bildhaft, was ein großer Vorteil sei. Wenn man ein Motto wie "Eene Besuch em Zoo" vorgesetzt bekomme, sei hinterher der Rosenmontagszug voller Tiere. "Und bei ,Scharf wir Mostert' stehen überall Senftöpfe herum oder alles ist braun", sagt Tilly und fällt damit noch einmal ein Urteil über das Motto der Session 2015/16. Insofern sei die nun gekürte Variante rundum ideal.

So ist es auch aus den Vereinen zu hören. Die KG Regenbogen hatte sich im vorigen Jahr mit Grausen abgewandt, als das Wortungetüm "Uns kritt nix klein - Narrenfreiheit, die muss sein" das Motto-Konklave als Sieger verließ. Da die Karnevalsgesellschaft ohnehin immer ein Zusatzmotto zum offiziellen jecken Leitspruch erfindet - vor allem wegen der Kostüme -, nutzte man dieses in der abgelaufenen Session gleich als Motto Nummer eins. Gefeiert wurde unter dem Regenbogen zum Mottolied "Min Ding is Din Ding". Jetzt aber sagt auch Regenbogen-Präsident Andreas Mauska: "Das hört sich schon ganz anders an. Griffig und gut zu verarbeiten." Das CC habe offenbar aus der Kritik gelernt, "das ist die Rückkehr zur jecken Vernunft".

Norbert Zimnik, 1. Vorsitzender der KG Hötter Jonges aus Eller, sieht es ähnlich. "Das prägt sich gut ein und ist besser als ein langes Motto." Es lasse auch der Fantasie bei der Gestaltung des Rosenmontagswagens alle Möglichkeiten, "da kann man viel draus machen".

Jürgen Hilger-Höltgen, erfahrener Redenschreiber für den Hoppeditz und in der Bütt als "Dat Fimännche" bekannt, hat bei "Jeck erst recht" gleich "den Bezug zur Gedankenwelt von Jacques Tilly" gesehen. Die drei Wörter stellten auf jeden Fall ein sehr nettes Wortspiel dar, Prägnanz und Kürze seien so wunderbar, wie das Motto im vorigen Jahr furchtbar gewesen sei. Es sei unter dem Strich fast so gelungen wie "Jeck we can", das Hilger-Höltgen als sein Lieblingsmotto bezeichnet. Dieses sei auch außerhalb der Landeshauptstadt sehr gut vermittelbar gewesen. "Ich hoffe, dass dies mit dem neuen Motto ebenso gut möglich ist."

Benny Monréal hat übrigens gleich mehrere Vorschläge ans Carnevals-Comitee geschickt. Der Karneval spielt zu Hause eine große Rolle, schließlich war Claudia Monréal 2015 Venetia. Weitere Ideen von ihm waren "Jeckes Herz für Europa", "Ons pustet nix öm" und "Die Welt bewegt sich noch". Sein eigener Favorit war "Tanz der Satire". "Das fand ich für den Rosenmontagszug und die Kostüme gut." Mit Blick auf die Eigenart der Düsseldorfer, auch auf hohem Niveau gerne zu klagen, schickte er auch "Düsseldorf - geht's Dir gut?!" als Mottovorschlag ein.

(ujr)
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