Düsseldorf Goldene Pritsche für den ringenden Pater

Düsseldorf · Wolfgang Sieffert ist ein Düsseldorfer Urgestein und Sympathieträger für die Kirche. Er hat Humor und ein großes Herz, setzt sich für Arme und Gefangene ein. Jetzt hat ihn die Prinzengarde Blau-Weiss geehrt.

 Große Freude bei Dominikaner-Pater Wolfgang: Die Verleihung der Goldenen Pritsche hat auch ihm große Freude bereitet.

Große Freude bei Dominikaner-Pater Wolfgang: Die Verleihung der Goldenen Pritsche hat auch ihm große Freude bereitet.

Foto: Andreas Endermann

Im Knast haben sie ihn gleich auf den Arm genommen. "Na, haste schon die Klatsche gekriegt", zitiert Pater Wolfgang Sieffert einen Gefangenen, der die Goldene Pritsche (eine "Waffe" und Symbol der Macht des Prinzen Karneval) der Prinzengarde Blau-Weiss meinte. Ob er denn nun auch korrupt sei? Vielleicht so etwas wie eine Spiegel-Affäre habe? Nein, die Blau-Weissen haben diesmal keinen Bundes-Promi wie Franz-Josef Strauß (erster Pritschenträger), Hans-Dietrich Genscher oder Walter Scheel ausgezeichnet, sondern eben Pater Wolfgang. "Bekannt wie eine kunterbunte Kuh" ist er, sagt Laudatorin Barbara Oxenfort. Sie ist mit der "Tante Anna" eine Nachbarin, man kennt sich seit 1990, seit der Pater in der Altstadt seinen Dienst aufnahm.

Der Gottesmann ist Gefangenenseelsorger, für die Armenküche aktiv, er ist einer der bekannten Dominikaner von St. Andreas, jener schönen Barockkirche, in der Jan Wellem in seinem Sarkophag ruht. Authentisch ist der Pater und einer, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Er nimmt den Menschen, so es sein muss, die falsche Arroganz, und denen, die am Rand der Gesellschaft leben, verlangt er Respekt vor den Regeln des Miteinanders ab. "Er ringt", sagt Oxenfort, "aber nicht nur im Ringer-Ring, sondern er ringt auch für Essen, gegen Armut, für soziale Gerechtigkeit, gegen Obdachlosigkeit, für Kultur für Wohnungslose, gegen Intoleranz, für Gerechtigkeit und Frieden - aber nie für Anerkennung." Dass er die am Samstag bei der Gala-Nacht der Blau-Weissen wie aus dem Füllhorn bekommt, freut ihn dann doch sehr. Er umarmt Oxenfort, hält die Pritsche strahlend hoch wie ein Fußballer den Siegerpokal. "Das hatte er schon lange verdient", sagt Präsident Michael Schweers, aber es hat sich nun eben erst anlässlich seines Jubiläums ergeben. 25 Jahre Pater und Priester, das ist schon was.

Dabei wollte Wolfgang Sieffert eigentlich gar kein Geistlicher werden, wie er am Rande der Gala erzählt. Er entstammt einer Großfamilie, hat sieben Geschwister, die Familie ist "rheinisch-katholisch, aber nie frömmelnd". Im Gegenteil: "Meine Eltern haben uns beigebracht, dass der Glaube mit sozialem Bewusstsein und Engagement einhergehen sollte." Er wächst in Vennhausen auf, macht in Gerresheim 1976 Abitur, führt die Messdiener an und Pfadfindergruppen, gründet auch eine für Behinderte.

Sieffert nimmt ein Pharmaziestudium auf, und dann trifft er bei einem Pfadfindertreffen in England, als es um die Organisation der Gottesdienste geht, Dominikaner. Einer ist Italiener, promovierter Jurist, ein anderer der Chef, "aber total knuffig". Individualisten in einer kleinen Gemeinschaft, und das fasziniert ihn. "Ich wollte mein Leben nicht im Labor verbringen, sondern mit Menschen." Nach eingehender Prüfung fällt der Entschluss, Theologie und Philosophie zu studieren, und er tritt dem Orden bei. Ringer ist er da schon, und als ihn ein Mitbruder davon abbringen will, steht ihm sein Professor bei - Christoph Schönborn, heute Kardinal in Wien.

Sieffert ist heute 58 Jahre alt, er will gerne im Konvent an St. Andreas bleiben, auch wenn er alt ist. Weiter beinahe ganzjährig in Latschen (möglichst ohne Socken) unterwegs sein, viel auf dem Fahrrad, ringen, tauchen - und den Humor behalten, der ihm vieles leichter macht.

(ujr)
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