Karneval in Düsseldorf Extra-Kosten für die Sicherheit — Veedelszüge kalkulieren knapp

Die Vereine rätseln, woher sie das Geld für die Abwehr von Anschlägen nehmen sollen. Die Behörden feilen noch am Sicherheitskonzept. Am Rosenmontag könnten auch aus Düsseldorf vorsorglich Lastwagen verbannt werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Karnevalsumzüge und Veedelszöch 2018 in Düsseldorf - die Termine
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Das sind die Karnevalsumzüge in Düsseldorf

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Foto: Röhrig

Karnevalisten sollen Lastwagen, die mindestens 30 Tonnen schwer sind, als Schutz für ihre Umzüge aufstellen - das hat es noch nie gegeben. Die Vereine müssen nun schnell klären, wie sie das organisieren. Gespannt blicken alle Beteiligten darauf, welche Unterstützung von den Behörden kommt. Die wichtigsten Antworten:

Wie weit sind die Vorbereitungen?

Die Karnevalisten haben inzwischen die Auflagen für jeden einzelnen Zug erfahren, nun treffen sich Behörden und Organisatoren zu Terminen vor Ort. Das Sicherheitskonzept wird kurzfristig erstellt. Wahrscheinlich am Donnerstag kommen Polizei, Stadt und Feuerwehr zusammen - dann sollen wichtige Entscheidungen fallen.

Welche Extra-Kosten gibt es?

Das ist immer noch schwer abzusehen. Sie sollen Lkw (mindestens 30 Tonnen) als Barrieren an neuralgischen Punkten einsetzen. Die Organisatoren holen derzeit Angebote ein. Es muss ein Fahrer bei jedem Fahrzeug bleiben. So kommen schnell mehrere Tausend Euro zusammen, schließlich brauchen etwa die Karnevalisten in Mörsenbroich allein fünf Barrieren. Gute Nachricht: Eine Extra-Versicherung für den Einsatz brauchen die Fahrzeuge nicht. Wie die Ergo-Versicherung auf Anfrage mitteilt, ist er durch reguläre Versicherungen abgedeckt.

Werden Züge abgesagt?

Bislang sieht es nicht so aus. Aus Unterbach, wo man sich große Sorgen wegen der Kosten macht, kam gestern nach der Ortsbegehung eine vorsichtige Entwarnung. "Wir ziehen auf jeden Fall und auf dem gewohnten Weg", sagt Martin Beier vom Karnevalsausschuss. Klar ist: Durch verschärfte Sicherheitsmaßnahmen werden die Einschränkungen für den Autoverkehr diesmal größer, auch die Kosten steigen. Zu den Details wollen sich die Unterbacher in Absprache mit den Behörden nicht äußern. Sie zeigen sich hoffnungsvoll, dass Unterstützer für die Mehrkosten aufkommen.

Springen doch die Behörden ein?

Hinter den Kulissen werden diverse Möglichkeiten abgewogen. Darunter auch, dass die Polizei sich um die Barrieren kümmert - schließlich ist sie für die Terrorabwehr zuständig. Entschieden ist offenbar noch nichts. Fraglich ist, welche Kapazitäten die Polizei noch hat: Sie setzt während der Karnevalstage ohnehin bereits Auszubildende ein, um an möglichst vielen Stellen präsent zu sein. Sollte sie Fahrzeuge als Barrieren aufstellen müssen, bindet auch das Personal. Die ebenfalls im Raum stehende Idee, die Strecken mit Fahrzeugen des städtischen Abfallunternehmens Awista zu sichern, dürfte auch nicht ohne erhebliche Kosten vonstatten gehen: Die Stadt müsste den Sondereinsatz der Stadtwerke-Tochter bezahlen.

Kommt ein Lkw-Fahrverbot?

Das gilt als nicht unwahrscheinlich. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will diese in Köln beschlossene Möglichkeit beim Sicherheitsgipfel ansprechen. Auch Arnold Plickert, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft GDP, würde ein solches Verbot befürworten. "Wir können nicht künftig jede Großveranstaltung durch bauliche Maßnahmen sichern", warnt Plickert. Das Fahrverbot dagegen hält er für besser umsetzbar. "Das ist bislang das beste Vorhaben."

Wie kalkulieren die Veranstalter?

Die traditionellen Züge durch die Stadtteile leben von Spenden und ehrenamtlichem Engagement. In Mörsenbroich etwa, wo Kassenwart Andreas Niemann den Gesamtetat über den Daumen auf 11.000 Euro peilt, ist ein Team von zehn Leuten unterwegs, um die Gelder zu organisieren. Dazu werden rund 5000 Bettelbriefe ausgetragen. "Wir gehen von Tür zu Tür und reden uns die Lippen fusselig", sagt Niemann. Beim Zug werden 2000 kleine Anstecker-Fähnchen für ein Euro und außerdem Speisen verkauft. Dazu kommen Zuschüsse von der Bezirksvertretung und Spenden von Firmen. Die 1000 bis 2000 Euro, die der Kassenwart derzeit extra für die Barrieren kalkuliert, fallen in dieser Rechnung massiv ins Gewicht.

(RP)
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