Karneval in Düsseldorf 2019 Ed Sheeran und die U81 bei der Stunksitzung

Düsseldorf · Im Capitol hat die diesjährige Stunksitzung Premiere gehabt. Es geht um Bundespolitik, aber auch um den politischen Ärger in Düsseldorf.

 Auch die Bundespolitik hier mit der Darstellung von Kanzlerin Merkel als Biene (M.) mit Koalition und Opposition ist Thema der Stunksitzung.

Auch die Bundespolitik hier mit der Darstellung von Kanzlerin Merkel als Biene (M.) mit Koalition und Opposition ist Thema der Stunksitzung.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Das hat höchstes Social-Media-Shitstorm-Potenzial: Dem Autorentrio des Stunk im Capitol und dem achtköpfigen Ensemble ist nichts heilig, absolut nichts. Bei jedem Thema, das nicht rund läuft, egal ob international, national, regional oder lokal, legen die „Stunker“ nicht nur den Finger in die Wunde. Nein, sie nehmen direkt die ganze Hand und so den karnevalistischen Auftrag, Kritik an den Machenschaften der Regierenden zu üben, ernst. In Zeiten, in denen Karnevalssitzungen oft nur noch aus einer Aneinanderreihung von Witzen bestehen, scheinen die Stunk-Autoren Martin Meyer-Bode, Sabine Wiegand und Jens Neutag zu Bewahrern der närrischen Politik- und Gesellschaftskritik zu werden.

„Die Rückkehr zum Planet der Jecken“, so der Titel des Stunk-Programms 2019, changiert zwischen bitterböser, teilweise laut heraus gebrüllter Eloquenz, bei dem so manch einem Jecken im Publikum der Lacher im Halse stecken bleibt, bis zu leise vorgetragener Missbilligung bestehender Verhältnisse, bei der man auf Zwischentöne hören muss.

Und der „Planet der Jecken“ ist topaktuell: „Der letzten Gag über die Düsseldorfer Verhältnisse ist vor einer Woche entstanden“, verrät Stunk-Ensemblemitglied Dennis Prang. Die Stadtpolitik bekommt in einem gnadenlosen Rundumschlag ihr Fett weg. Thematisiert werden Wohnungsnot mit steigenden Mietpreisen, der Flop mit dem Ed Sheeran-Konzert, das Gezerre um Brücke oder Tunnel der U81. „Immer wird eine Sau durch Düsseldorf getrieben und alle sind so aufgeregt“, sagt Carolin Stähler mit dem typischen Akzent ihrer Rolle als Rathaus-Toilettendame Frau Zwonkowski. „Aber was ist mit den echten Problemen: 2000 fehlende Kitaplätze, kein Mensch mit normalem Gehalt kann sich leisten Wohnraum, Autos stinken die Innenstadt voll? Da passiert hier nix. Wenn SPD regiert mit Grüne: Warum gibt es dann hier nur Wohnungen für Schwerreiche? Warum so schlechte Bus und Bahn?“ Die Vermutung des Stunk ist, dass es vielleicht an der FDP liegt, die im Ampelbündnis in Düsseldorf mitregiert. „Vielleicht ist die Ampel ja kaputt und steht immer auf Gelb“, mutmaßt die Zeitreisende Eileithia alias Ilva Melchior.

Das TV-Erfolgsformat „Höhle der Löwen“ wird zur „Höhle der Blöden“, die Grünen kommen mit ihrer neuen Rolle als Volkspartei nicht zurecht und müssen sich einer „Machtentspannungstherapie“ unterziehen, der Pflegenotstand wird mit mathematischer Präzision seziert und rechtsextreme Tendenzen in der vermeintlich ach so aufgeklärten deutschen Gesellschaft werden durch den Kakao gezogen. Und auch vor religiösen Missständen haben die Stunker keine Angst. So wurde das „Vater unser“ auf jeck umgetextet mit Passagen wie „Prinz unser im Himmel, geheiligt werde dein Narr. Dein Karneval komme. Dein Fastelovend geschehe, wie im Rheinland so in Weeze“ oder „Und führe uns nicht in die Domstadt, sondern erlöse uns von den Kölnern“.

Erstaunlich, dass es noch Restkarten für alle Termine gibt. Im Internet-Ticketshop Ticketmaster kann man sich unter www.ticketmaster.de noch dreieinhalb gesellschaftskritische, polit-satirische und höchst amüsante Stunden buchen.

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