Zum Beispiel für den Verkehrsdezernenten Jochen Kral, der vor zwei Jahren aus Ratingen gekommen war. Eingewöhnen in die Karnevalshochburg musste er sich jedoch nicht als gebürtiger Düsseldorfer, der in der Stadt wohnt und jetzt auch arbeitet. „Ich liebe Straßenkarneval“, sagte er. Das sah man ihm auch an, da er eines der kreativsten Kostüme im Rathaus trug. Als Ampel kam der Verkehrsdezernent daher: Perücke und Clownsnase in Rot, der Oberkörper steckte in einem selbst gebauten Konstrukt aus Pappe, samt gelbem und grünen Kreis übereinander. Handwerkliche Hilfe kam übrigens von seiner Frau, die Künstlerin ist. Aber Moment mal - eine Ampel? Sollte da etwa eine politische Präferenz durchscheinen, beim Dezernenten, der auf Vorschlag der Grünen gewählt worden war, die zurzeit mit der CDU kooperieren und nicht mehr mit FDP und SPD wie zuvor? Da kam ein sofortiges Dementi, auch vom CDU-Verkehrsexperten Andreas Hartnigk. „Sehen sie den schwarzen Rahmen? Der hält das ja alles zusammen.“

Einen weiteren ersten Karnevalsauftritt im Rathaus legte Stadtwerkechef Julien Mounier hin, und zwar gekonnt. Als Harry Potter im roten Anzug trug er eindrucksvoll blaue Kontaktlinsen unter die Nickelbrille. Dass der Franzose aus seinem Heimatland nicht karnevalserprobt ist, merkte man ihm nicht an. Vielmehr ist er in kürzester Zeit zum Experten geworden, sechs bis sieben Sitzungen habe er in diesem Jahr schon absolviert, mehr als ein Dutzend Kostüme habe er zu Hause.

Ebenfalls erstmals dabei war Sabrina Proschmann, seit 2020 für die SPD im Stadtrat, elegant im glitzernden 20er-Jahre-Kleid. Zumindest in ihrer noch recht jungen Rolle als Bürgermeisterin und Bürgermeister traten Josef Hinkel (CDU) und Clara Gerlach (Grüne) noch nie zuvor an Altweiber im Rathaus auf, und zwar unabgesprochen im knallgelben Partnerlook. Setzte Deilman auf ein Sonnenkostüm aus dem Akki-Fundus, hatte Hinkel sich seinen Frack für eine Dirigentenrolle samt angeklebtem Schnauzbart aus dem Opernfundus gesichert. Die Markenfarbe einer ihm nahestehenden Bäckerei mag da eine Rolle gespielt haben. Nicht zu vergessen, auch Stephan Keller (CDU) hatte als OB seinen ersten Altweiberauftritt, als Hippie mit Langhaarperücke, Nickelsonnenbrille und Flokati-ähnlichem Mantel.

Auch einige fast schon gewohnt als besonderer Hingucker kostümierte Protagonisten fielen auf. Allen voran Stadtdirektor Burkhard Hintzsche als vor allem aus dem Disney-Universum bekannte weibliche Bösewicht-Figur Cruella de Vil. Passend kamen die Mitarbeiterinnen aus seinen Ämtern für Schule, Bildung sowie Soziales als Dalmatiner. Eindrucksvoll auch das Ehepaar Marina Spillner und Martin Volkenrath aus der Ratsfraktion der SPD als Hexe und Hexenmeister, inklusive gefärbtem Bart und handgemalter Spinne auf ihrer Wange. „Wir haben mittlerweile einen großen Fundus an Kostümen zu Hause, die kombinieren wir immer wieder neu“, sagt Volkenrath. Als perfekt perfekt kostümierte Möhnen traten Thea Ungermann (Brauerei Schumacher) und Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke (SPD) in Erscheinung.