Jecke Zeit in Düsseldorf Der Karneval bringt mehr als eene Penning in die Stadt

Düsseldorf · Karneval bedeutet Spaß – aber auch Geld: Die tollen Tage spülen Profite in Millionenhöhe in die Stadt. Das merken nicht nur Gastronomen und Hoteliers, sondern auch Händler. Allerdings nicht alle von ihnen.

Altweiber 2019 in Düsseldorf - hier stürmen die Möhnen das Rathaus
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Altweiber 2019 in Düsseldorf - hier stürmen die Möhnen das Rathaus

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Foto: dpa/Marcel Kusch

Ab Donnerstag ist das Leben in der Karnevalshochburg Düsseldorf anders. Für viele gilt: Feiern im Vollgasmodus. Mit dem dem jecken Treiben wird gutes Geld verdient. Das spiegelt eine Zahl, die auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) akzeptiert wird: Nach einer Analyse des Carnevals Comitees (CC) sorgt die Session für zirka 300 Millionen Euro Umsatz. 450.000 Besucher wurden beim Zoch 2018 von der Stadt gemeldet. CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllman beziffert den Anteil auswärtiger Besucher auf ein Drittel.

Hotels Im jecken Februar 2018 wurden 336.500 Gästeübernachtungen in Düsseldorf gezählt. Das war der zweitbeste Februarwert überhaupt bisher. Ein Plus von sieben Prozent. Allerdings lief im Februar die Messe Metav mit mehr als 26.000 Besuchern. Die stärksten ausländischen Quellmärkte waren Großbritannien mit 13.500 Übernachtungen, die Niederlande mit 8600 und die USA mit 8300 Übernachtungen. Nicht wenige dieser Buchungen dürften laut Düsseldorf Tourismus mit Karnevalstrips zu tun gehabt haben. Da keine Werte mit Tagesbezug vorlägen, sei eine Schätzung aber unseriös.

Das Steigenberger Parkhotel muss sich normalerweise keine Sorgen um Buchungen machen. „Das wäre ja auch schlimm, wenn man nun schon ein Hotel der Kö ist“, sagt Hoteldirektor Carsten Fritz. Aber zu Altweiber und am Karnevalssamstag sind seine Doppelzimmer stets komplett ausgebucht. Der Grund: Hotelgäste dürfen die Steigenberger-Festivitäten zu Altweiber und besonders das Fe-de-Fe am Karnevalssamstag besuchen. „Mit über 1000 Gästen ist das eine unserer größten Veranstaltungen.“ Dazu reisten viele Gäste aus England und den Niederlanden an.

Der Breidenbacher Hof liegt ebenfalls am Zugweg. Laut Marketingchefin Britta Germann sind Drei-Tages-Pakete für Zimmer und Suiten mit Blick auf den Zug sehr beliebt, auch Fensterplätze im Restaurant seien begehrt. „Die internationalen Gäste finden den Karneval fantastisch.“ Manche von ihnen, die aus einem anderen Anlass in der Stadt sind, seien ganz verdutzt, wenn man ihnen erkläre, was nächste Woche in Düsseldorf los sei. Dann aber seien sie begeistert. Für einige Gäste aus dem arabischen Raum wurden gerade erst Perücken besorgt.

Handel Tagesreisende sorgen durchschnittlich für Umsätze in Höhe von 36,60 Euro in Düsseldorf. Jecke Tagesreisende dürften somit allein am Rosenmontag für Umsätze in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro sorgen. Die Ausgaben der Düsseldorfer Narren sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Den großen Durchzug der Jecken erleben als erstes die Händler im Bahnhof. Zu Tausenden strömen an Altweiber und Rosenmontag Gäste in die Stadt, die im Ruhrgebiet, in Ostwestfalen oder gar im Sauerland ihren Appetit auf Karneval nicht befriedigen können. Davon profitiert etwa der Edeka im Hauptbahnhof, der von der Firma SSP betrieben wird. „Sie können davon ausgehen, dass die besten Tage für Bahnhofshändler im Rheinland die Karnevalstage sind – besonders die, die Getränke und Snacks verkaufen“, sagt Sprecher Michael Glatz. „Während Händler für Mode und Accessoires vielleicht eher Respekt haben müssen vor den Menschenmassen, macht uns das Geschäft an Karneval richtig Spaß.“

Der Karneval ist für den Handel insgesamt aber ein zweischneidiges Schwert. Das gibt selbst Peter Achten zu, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands NRW und als Rheinländer dem Karneval zugeneigt. „Für manche Geschäfte ist es natürlich an Altweiber nach 12 Uhr schwierig“, sagt er. „Rosenmontag schließen manche ganz, besonders die am Zugweg.“ Andere nutzen die Tatsache, dass manche Menschen vielleicht keine Lust aufs Feiern, aber trotzdem frei hätten. „Es gibt Möbelhäuser, die spezielle Aktionen machen, um Karnevalsmuffel anzusprechen.“

 Das Parkhotel freut sich über jecke Gäste – zum Beispiel beim Fest der Feste (FedeFe). Hier Michael und Miram Schmauder im Jahr 2018.

Das Parkhotel freut sich über jecke Gäste – zum Beispiel beim Fest der Feste (FedeFe). Hier Michael und Miram Schmauder im Jahr 2018.

Foto: Anne Orthen (ort)/Orthen, Anne (ort)

Hausbrauereien Für die Hausbrauereien ist Karneval Top-Geschäft. Altweiber gilt nach wie vor als umsatzstärkster Tag des Jahres. Peter König vom Füchschen betont, dass auch Freitag, Samstag und Sonntag starke Tage geworden seien. Am Rosenmontag sei dann das Geschäft etwas schwächer, „die Luft und das Geld gehen aus“. Michael Schnitzler, Baas des Uerige, merkt an, dass es bei aller Freude schön wäre, wenn das Geschäft etwas gleichmäßiger verlaufen würde. „Die Beanspruchung von Mensch und Material ist enorm.“ König wie Schnitzler berichten von Besuchergruppen aus ganz Deutschland und aus dem Ausland (Österreich/Schweiz), die teils jeden Tag kämen. „Wie die das aushalten, ist mir ein Rätsel“, sagt König.

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