Leichlingen Dschungelcamp und Blütenträume

Leichlingen · Selten gab es so viele witzige und ausgefallene Ideen für Festwagen und Fußgruppen wie beim diesjährigen Blütensamstagszug. Tausende Besucher an der Strecke feierten begeistert mit – und hatten sowohl Spaß an politischen Motiven, als auch bunten Outfits.

Blütensamstagzug 2012 in Leichlingen
40 Bilder

Blütensamstagzug 2012 in Leichlingen

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Selten gab es so viele witzige und ausgefallene Ideen für Festwagen und Fußgruppen wie beim diesjährigen Blütensamstagszug. Tausende Besucher an der Strecke feierten begeistert mit — und hatten sowohl Spaß an politischen Motiven, als auch bunten Outfits.

Das RTL-Dschungelcamp in der australischen Wildnis, in dem sich F-Promis gegenseitig anzicken und unappetitlichen Prüfungen unterziehen müssen? Langweilig. Das wahre Camp schlug seine Zelte beim Blütensamstagszoch auf. Die Jusos auf ihrem Bierbike nutzten die Gelegenheit, die andauernden Querelen innerhalb der CDU-Fraktion auf die Schippe zu nehmen. "Wir dachten, wir hauen die Mitglieder mal ein wenig in die Pfanne", sagte Vorsitzender Tobias Rottwinkel schelmisch. Auf den T-Shirts der Jungen Sozialdemokraten prangten die Namen der einzelnen Fraktionsmitglieder samt Telefonnummer zwecks Rauswahl.

Auf eine Art "rausgewählt" müssen sich auch die "Lazy beat Bones", die Band der Paul-Klee-Schule, gefühlt haben: Knapp 40 Minuten vor Beginn des Umzugs war der Generator für die Mikrofone ausgefallen. "Wir warten auf Hilfe, es wird gerade herumtelefoniert und nach Ersatz gefragt", berichtete Lehrerin Ursula Rath.

Allzu lange mussten die Teilnehmer der Fußgruppe allerdings nicht bangen: Selbst ist der Mann, dachte sich Vater Andreas Braun und brachte das Gerät mit ein paar Handgriffen wieder zum Laufen. "Jetzt kann ja nix mehr passieren", seufzte eine Mutter erleichtert, während der Retter in der Not von seinen Mitstreitern bejubelt wurde.

"Ernst, wir haben bessere Ideen"

Insgesamt 33 Gruppen — sechs Musikkapellen, 13 Festwagen und neun Fußgruppen — zogen von der Landwehrstraße aus Richtung Stadtzentrum, um das jecke Volk mit Kamelle und Strüßjer (unter anderem flogen auch Sitzkissen, Waschmittel und Fußballkalender) zu beglücken.

Der Damenelferrat hatte sich dem Motto des Zugs angenommen — "Stadtpark hin, Wupper her, mir Jecke fiere Fasteleer" — und ließ "Blütenträume wahr werden": Die Frauen präsentierten ihre eigene Version der Neugestaltung des Stadtparks. Der Wagen zeigte ein idyllisches Bild, wie die Närrinnen in einem Bötchen über die Wupper schippern, am Ufer des Flusses Fahrrad fahren und an den Tischen eines naheliegenden Cafés entspannen — inklusive der Sprechblase "Ernst, wir haben die besseren Ideen".

Die Idee, den Zoch nicht einfach an sich vorbeiziehen zu lassen, sondern mitzulaufen, war einem heiteren Trüppchen aus Leichlingen und Solingen im vergangenen Jahr gekommen. "Wir haben jahrelang am Rand im Brückerfeld gestanden, dann haben wir gesagt: Wie gehen auch mal mit", erzählte Sabine Volkers. "Frei nach dem Motto: Mittendrin statt nur dabei." Statt dem selbst gebauten Bollerwagen ging's für die "Bergischen Clowns" mit einem Auto auf die Strecke.

Auch für Kurt Graf samt Gattin Anita, ihres Zeichens Zunftmeister und Zunftschreiberin der "Böggezunft Züri-Nord" war die Teilnahme am Umzug eine Premiere: Das Paar aus der Schweiz fuhr mit auf dem Festwagen der KG Rittergilde. "Wir freuen uns, dass wir hier sind", sagte Anita in schönstem Schwyzerdütsch.

Rheinische Sitzungen hätten die zwei zwar schon erlebt (zuletzt die Sockensitzung der 1. Kleinen KG Kirchstraße), "das ist aber unser erster Zug hier", plauderte die Zunftschreiberin. "Die Stimmung ist super, ganz anders als bei uns. Da sind die Leute viel steifer." In Basel dagegen gehe in Sachen Karneval schon mehr die Post ab. "Man könnte sagen, Zürich und Basel sind wie Düsseldorf und Köln", sagte Anita verschmitzt.

Die Dierather Blü(h)ten haben die Missstände auf der Welt satt und forderten die Gründung des Königsreichs Leichlingen. "Wir wehren uns gegen die Unfähigkeit der Politiker", erläuterte Patrick Walsch, der den Städte-Tod verkörperte. Hinzu kamen Euro-Krise, Rating-Agenturen, hohe Steuern und schlechte Kinderbetreuung. Im Königreich, wo Marco Scholz regiert, herrschen paradiesische Zustände: Keine Steuern, kostenlose 24-Stunden-Kita und Ökostrom.

(jube)
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