Düsseldorf Der Bäcker wird Prinz . . .

Düsseldorf · Morgen Abend hat das Warten ein Ende: Josef Hinkel und Barbara Oxenfort werden zum neuen Düsseldorfer Prinzenpaar gekürt. Beide sind Kinder der Altstadt. Beide sind erblich vorbelastet: Ihre Väter waren beide Prinz. Für viele gelten Josef und Barbara als das perfekte Karnevalspaar.

Grinsend, schlaksig, immer gelbe Hosenträger über dem Hemd, das weiße Bäckermützchen keck auf dem Kopf und am liebsten auf dem Fahrrad durch die Altstadt radelnd: Das ist Josef Hinkel wie er leibt und lebt. "Wenn ich die Bäckermütze nicht aufhabe, erkennen mich oft die Leute gar nicht." Der 48-Jährige weiß: Das alles — das Fahrradfahren, die Mütze, das gesamte Outfit — gehören mit zu einer Rolle als Bäckermeister. "Stimmt. Irgendwie ist das doch eine Rolle, oder?" So wie seine aktuelle Rolle: die des Karnevalsprinzen. Da muss Josef Hinkel auf der Bühne stehen und spielen, Witze machen, Sprüche klopfen, die Leute im Saal unterhalten. Und genau darauf freut sich der überzeugte Jeck so richtig, ist froh, dass es mit Hoppeditzerwachen jetzt endlich losgegangen ist

Hinkel weiß aber auch, dass bei allem Frohsinn auf ihn, seine Familie und den Bäcker-Betrieb bis Aschermittwoch einiges zukommt. Schon jetzt stehen rund 300 Termine im Kalender des Prinzenpaares — spontane Einladungen oder Treffen nicht eingeschlossen. Da ist es ganz gut, dass Prinz Josef und Venetia Barbara in der Adventszeit keine närrischen Verpflichtungen haben, sondern erst im Januar wieder auf die Bühne müssen. Und da Rosenmontag bereits am 4. Februar ist, dauert die Session fünf Wochen. "Das kriegt man hin", ist sich Hinkel sicher. Seinen Betrieb hat er sowieso so strukturiert, dass die Abteilungsleiter ihre Entscheidungen selbst treffen, sich sogar das Personal aussuchen, dass er als Chef dann nur noch "absegnet". Die Familie wird ihn sicher am meisten vermissen: Mit Ehefrau Nicole hat Josef vier Kinder, das fünfte wird Ende April erwartet. Die elfjährige Sophie, der achtjährige Johannes, der vierjährige Josef und die zweijährige Hanna werden dann vermutlich vier Wochen lang nicht vom Papa ins Bett gebracht. Denn das ist sein Ritual mit den Kindern.

Sein Alltag fängt früh an: Spätestens um 5.30 Uhr steht Hinkel auf, geht durch die Backstube an der Hohe Straße. Dort wird dann meistens schon seit 4 Uhr gearbeitet. Anschließend frühstückt die Familie zusammen, die Kinder gehen zur Schule oder in den Kindergarten. Bis gegen 11.30 Uhr geht's dann ins Büro: Hinkel ist Obermeister der Bäckerinnung, hat einige Ehrenämter, ist in der Maxschule aktiv. Von 11.30 bis 13 Uhr steht er dann immer im Laden an der Mittelstraße, samstags auch länger. "Danach bin ich aber auch richtig kaputt", gibt er zu. Denn auch da fühlt er sich oft wie auf einer Bühne. Alle hören ihm zu, er spricht jeden Kunden an, macht Witze, hat für jeden ein offenes Ohr, muss unterhalten.

Der Karneval ist Josef nicht fremd. Sein Vater war ebenfalls Prinz, er selbst ist Senator und Senatssprecher der Weissfräcke. "Unsere Familie hat immer richtig gut im Karneval gefeiert." Darum weiß er auch, woran es dem Karneval in Düsseldorf am meisten fehlt: an närrischem Nachwuchs. Der liegt Hinkel am Herzen, genau darüber wollte er mit Engelbert Oxenfort reden, als er in dessen Büro saß. Und als der ihm die alles entscheidende Frage stellte: "Willst Du nicht unser nächster Prinz werden?"

Josef sagte unter Vorbehalt zu. Wohl wissend, dass er noch jemanden fragen musste: seine Frau. "Ich wusste, dass Nicole Nein sagen würde." Und richtig: Sie war nicht glücklich bei dem Gedanken, dass ihr Mann wochenlang der Familie fern sein würde. Dann aber war sie es, die nach drei Tagen Bedenkzeit Josef ermunterte, doch zuzusagen. Er tat es und stellte eine Bedingung: Er wollte eine vernünftige, etwas ältere Venetia an seiner Seite haben. Die Idee zum neuen Prinzenpaar war geboren: Barbara und Josef, ein Traumpaar, wie jetzt schon viele glauben.

Josef Hinkel, Chef von 70 Mitarbeitern, hat ein großes Herz. Brote vom Vortag gehen an die "Tafel", jeden Abend um 18 Uhr dürfen Obdachlose oder Arme in seinem Laden die Reste holen, die nicht verkauft worden sind. "Bei uns bleibt doch immer etwas übrig."

(RP)
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