Ball der Prinzengarde Blau-Weiss ehrt Cellisten Beckmann

Düsseldorf · Der Ball der Prinzengarde Blau-Weiss im Saal des Maritim-Hotels am Flughafen präsentierte ein Programm voller Kontraste. Klassik und Ohrwürmer im Wechsel. Den meisten Gästen gefiel es offensichtlich. Goldene Pritsche für den Cellisten Thomas Beckmann.

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So was gab's noch nie auf einem Ball des Düsseldorfer Lackschuhkarnevals: Als die Gäste in den dezent-elegant geschmückten Saal des Marirtim-Hotels kamen, da fanden sie auf ihren Tischen eine Art Gebrauchsanweisung für den Abend. Höflich aber deutlich wurden sie gebeten, den Solisten auf der Bühne doch bitte ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Mit anderen Worten: Nicht zu reden, wenn dort vorne Sänger oder Musikanten schwere Stücke präsentierten. Wer das geschrieben hat, der kennt das Düsseldorfer Publikum: Gefällt etwas nicht, geht sofort das Geraune los und schwillt in Minuten zu einer Geräuschkulisse, die jedem Künstler die Nerven schmirgelt.

Dass es einer solchen Aufforderung nicht unbedingt bedarf, zeigte sich beim Auftritt von Thomas Beckmann. Der Cellist, sichtlich nervös, wurde von der Garde mit der Goldenen Pritsche geehrt. Personen mit besonderen Verdiensten bekommen sie, und jedes Mal wird gern daran erinnert, dass Franz Josef Strauß sie einst erhielt und Christian Wulff. Nun also Thomas Beckmann, Initiator von "Gemeinsam gegen Kälte". Als er erzählte, wie es zu diesem Engagement kam, da war es — ohne Aufforderung — still im Saal. Und seine Worte über sein Cello, das — nach einem Autounfall stark beschädigt — wieder aufgebaut werden musste, bewegte die Leute offensichtlich. Dass bei der Reparatur des alten Instruments dann auch noch der verborgene Namen auftauchte, verblüffte: "Der Bettler" war das Cello damals genannt worden — und wird heute von einem Mann gespielt, der sich um solche Menschen kümmert. Diese Schilderung ließ die Menschen im Saal gespannt lauschen.

Dass dann Alexander Eberle, Chordirektor des Aalto-Theaters Essen, mit dem Chor der Essener Oper und dem Kinder-Chor des Alfried-Gymnasiums Essen ein musikalisches Potpourri von Klassik, Pop und Rock präsentierte, irritierte einige der Gäste, zumindest am Anfang. Sehr getragen waren Optik und Vortrag, aber ohne Zweifel gekonnt. Passend für einen Ball? Selbst bei der Garde soll man darüber gestritten haben, hieß es. Aber Stefan Wagner, Corps-Sprecher der Garde und für das Programm verantwortlich, setzte sich durch. Offenbar auch mit dem strikten Willen, sich vom großen Konkurrenten, nämlich dem mondänen Prinzenball, abzusetzen. Das jedenfalls ist gelungen. Ähnlich der Auftritt der ukrainischen Sopranistin Olga Mykytenko, die unter anderem Stücke aus "Carmen" sang — große Kunst, ohne Zweifel. Aber was die Leute bei einem Ball am liebsten tun, zeigt sich spätestens, als das Rockorchester Ruhrgebeat quer durch Rock und Pop die ohrwurm-starke Oldies coverte: Tanzen. Was sie denn auch bis in den frühen Morgen taten.

So oder so — eine gelungene Ball-Nacht, werden die meisten gedacht haben. Und für jene, die den Orden der Garde bekamen, bleibt als Erinnerung ein kleines Kunstwerk: Den Orden hat Akadamie-Rektor Tony Cragg entworfen.

(RP)
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