Gewalttaten in Düsseldorf Karneval ist schiefgelaufen

Analyse | Düsseldorf · Die Brauchtumszone sollte große Feiern eigentlich verhindern. Dennoch kamen Tausende zum Burgplatz – und immer wieder eskalierte die Situation. Am Montagabend gab es eine weitere Messerattacke. Die Polizei zieht nun eine besorgniserregende Bilanz.

Am Rosenmontag trafen sich erneut Hunderte Jugendliche und junge Erwachsene zum Feiern an der Freitreppe.

Am Rosenmontag trafen sich erneut Hunderte Jugendliche und junge Erwachsene zum Feiern an der Freitreppe.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Noch eine schwere Gewalttat am Rosenmontag erweitert die Polizeibilanz der Karnevalstage. Unbekannte haben am Abend einen 18-Jährigen angegriffen und schwer verletzt. Der junge Mann war der Polizei zufolge gegen 21.20 Uhr auf der Ritterstraße unterwegs, als er von drei Personen angerempelt, ins Gesicht geschlagen und angegriffen wurde. Das Opfer erlitt Stichverletzungen und musste operiert werden. Am Tag zuvor hatte es bereits einen blutigen Streit am Burgplatz gegeben: Zwei bislang Unbekannte sollen drei junge Männer, 17, 18 und 22 Jahre alt, angepöbelt und auf sie eingestochen haben. Die Opfer haben zum Teil lebensgefährliche Stichwunden erlitten. In beiden Fällen ist von Stichwaffen, möglicherweise Messern, die Rede. Am Freitagabend wurde zudem ein Jugendlicher im Hauptbahnhof mit einem Messer verletzt.

Die Polizei zieht damit eine besorgniserregende Bilanz und findet klare Worte für die Lage an den Karnevalstagen: Die Besucher am Burgplatz, wo sich Tausende zum Feiern trafen, verhielten sich aggressiv und respektlos, auch gegenüber Einsatzkräften, heißt es. An Tulpensonntag und Rosenmontag mussten die Einsatzkräfte 100 Mal einschreiten, sprachen mehr als 100 Platzverweise aus und nahmen sechs Menschen in Gewahrsam. Stadt, Feuerwehr und Polizei mussten zeitweise die Freitreppe sperren und das Rheinufer mit Zäunen sichern, da sich dort zu viele Personen sammelten und in den Rhein zu stürzen drohten.

„Die Kolleginnen und Kollegen waren ganz unmittelbar und massiv mit gesellschaftlichen Fehlentwicklungen konfrontiert“, sagte Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte. „Es war oftmals nicht einmal ein Mindestmaß an Anstand erkennbar. Diese Verhaltensweisen, insbesondere die Respektlosigkeiten, sind nicht hinnehmbar.“ Nur dem besonnenen Vorgehen der Einsatz- und Rettungskräfte sei es zu verdanken, dass die Situation nicht gekippt sei, so Fleiß.

So soll in der Nacht zu Montag ein 17 Jahre alter Intensivtäter einen jungen Mann niedergeschlagen haben und dann geflohen sein. Zudem hätten drei Männer am Burgplatz junge Frauen belästigt und sie gegen ihren Willen angefasst, berichtet die Polizei. Daraus habe sich ein Streit entwickelt – die Täter schlugen schließlich auf die Frauen ein und verletzten sie schwer. Die Fahndung nach den Verdächtigen dauert an. An Rosenmontag habe ein 18-Jähriger einem Polizisten eine Spielzeugpistole an den Kopf gehalten. Er wurde in Gewahrsam genommen und hat erheblichen Widerstand geleistet. Am Abend seien zudem zwei Frauen von einem Minderjährigen attackiert worden. Bei der Festnahme verletzte er zwei Polizisten.

Die Brauchtumszone und das Waffenverbot in der Altstadt hatten solche Szenen mit strengeren Corona-Regeln eigentlich verhindern sollen. „Düsseldorf ist keine Feierzone über die Karnevalstage“, hatte Ordnungsdezernent Christian Zaum gesagt. Der Leitende Polizeidirektor Dietmar Henning hatte jedoch schon vor Altweiber die Sorge geäußert, dass die Brauchtumszone im Umland als Einladung zum Mitfeiern missverstanden werden könnte. Diese Befürchtung hat sich offenbar bewahrheitet.

Um die Lage zu bewältigen, war die Polizei an den Karnevalstagen mit einem ebenso großen Aufgebot vor Ort wie in den Jahren vor der Pandemie. Problematisch war aus Sicht der Polizei aber die Konzentration des Geschehens auf dem Burgplatz. Zwar waren aufgrund der abgesagten Karnevalsfeiern und des verschobenen Rosenmontagszuges insgesamt weniger Jecken in Düsseldorf unterwegs. Die Besucher, die dennoch kamen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, sammelten sich jedoch an der Freitreppe. In so einer dicht gedrängten und anonymen Menschenmasse käme es dann schneller zu Aggressionen, sagt Thorsten Fleiß.

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