Düsseldorf Kaplan unter Missbrauchsverdacht

Düsseldorf · Gegen einen Priester, der von 2006 bis Juli 2010 in der Pfarre St. Margareta gearbeitet hat, besteht der Verdacht einer "sexuellen Grenzverletzung" oder eines sexuellen Missbrauchs. Die Erzdiözese Köln hat deshalb vorsorglich die staatlichen Ermittlungsbehörden eingeschaltet.

Die Gottesdienste am ersten Advent endeten für die Besucher der St.-Margareta-Basilika in Gerresheim mit einer schlimmen Nachricht: Bei den Verlautbarungen vor dem Schluss-Segen der Hl. Messen teilte die Erzdiözese Köln offiziell mit, dass der ehemalige Kaplan des Seelsorgebereichs im Verdacht eines sexuellen Missbrauchs oder einer sexuellen Grenzverletzung steht. Leider sei es erforderlich geworden, ihn vorläufig vom Dienst zu beurlauben. Der Kaplan bestreite ein strafbares Fehlverhalten.

Der Schock über diese Mitteilung war den Gläubigen in der Kirche anzusehen, berichteten Gottesdienstbesucher. Direkt nach den Messen hätten die Gemeindemitglieder betroffen über diese Nachricht miteinander gesprochen. Denn der Kaplan, der seit 2006 im Gerresheimer Seelsorgebereich gearbeitet hatte, bevor er im Juli 2010 turnusgemäß in eine andere Pfarre in der Erzdiözese Köln versetzt worden war, hatte als Jugendseelsorger einen guten Ruf. Mit seinem Engagement trug er beispielsweise dazu bei, dass das Jugendzentrum modernisiert und ein Treffpunkt für junge Menschen wurde.

Auch Hilfe für mögliche Opfer

Es dürfe nachträglich keine Hetzjagd auf den Priester veranstaltet werden, mahnten Gemeindemitglieder. Zumal die Erzdiözese Köln in ihrer Mitteilung ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, "dass es sich nur um einen Verdacht und nicht um einen erwiesenen Vorwurf handelt. Das Erzbistum Köln ist jedoch in einer solchen Situation gehalten, vorsorglich die staatlichen Ermittlungsbehörden einzuschalten und um Überprüfung zu bitten. Dies ist erfolgt", heißt es. Der Priester bleibe in seiner neuen Gemeinde so lange beurlaubt, bis der Sachverhalt aufgeklärt sei.

Die Erzdiözese Köln hat bei den Vorgängen in St. Margareta nicht nur den Kaplan im Blick, sondern auch die möglichen Opfer. "Wenn nach den Richtlinien der katholischen Kirche vorsorglich die staatlichen Ermittlungsbehörden eingeschaltet werden, hat es auch Gespräche mit möglichen Opfern gegeben. Sie werden natürlich von der Kirche betreut und bekommen Hilfestellung unabhängig davon, ob sich der Verdacht erhärtet", erklärte der Sprecher des Erzbistums, Stephan Schmidt. Die Erzdiözese habe deshalb in der Mitteilung darauf hingewiesen, dass es drei Kontaktpersonen gebe, an die sich jeder bei diesen Problemen wenden könne. Selbstverständlich stehe auch der Gerresheimer Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfuß zu Gesprächen bereit.

Auch wenn die Erzdiözese keine Details zu den Vorfällen nennen will, ist es sicher, dass der Verdacht auf sexuelle Grenzverletzungen durch Vorgänge während der Arbeit des Kaplans im Gerresheimer Seelsorgebereich aufgekommen ist. Das geht aus der offiziellen Mitteilung hervor: "Die Gemeinden konnten über die Verdachtslage mit Rücksicht auf die Betroffenen nicht informiert werden", heißt es. Grundsätzlich gelte, "dass sexuelle Grenzverletzungen von der Kirche unter keinen Umständen geduldet werden können. Sexuelle Grenzverletzungen und der damit verbundene Vertrauensverlust treffen besonders die Opfer und ihre Familien, aber auch uns alle als Kirche." Es müsse generell umsichtig und klug alles getan werden, dass solches Leid möglichst vermieden werde.

(RP)
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