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Worringer Platz Kampf gegen das Schmuddel-Image

Düsseldorf · Anwohner bemängeln den Leerstand rund um den Worringer Platz, auch die Politik zeigt sich viereinhalb Jahre nach dem Umbau ernüchtert über den Zustand der Straßenzüge. In Sachen Sauberkeit jedoch hat sich einiges getan. Dafür sorgen nicht zuletzt Platzpaten.

Das ist das neue Tor zum Hauptbahnhof
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Thomas Krull lässt den Blick über über den Worringer Platz schweifen. Dann fährt der 42-Jährige die Greifzange aus: In einiger Entfernung hat er ein benutztes Papiertaschentuch erspäht, das auf den Boden gefallen ist. Daneben liegt eine leere Bierflasche. Krull nimmt auch diese auf und wirft sie in einen der vielen Mülleimer. Der gelernte Betriebsschlosser ist einer von zwei Platzpaten, die sich täglich um die Verkehrsinsel kümmern — und somit dafür sorgen, dass ausgerechnet mangelnde Sauberkeit nicht zu den vielen Problemen des Worringer Platzes zählt.

"Wir sind in zwei Schichten jeden Tag zwölf Stunden unterwegs", sagt Krull — im Sommer sogar bis 21 Uhr. Angestellt sind die beiden ehemalige Langzeitarbeitslosen, die von einer Containerstation auf dem Platz aus arbeiten, über das Förderprogramm Job-Perspektive bei der Zukunftswerkstatt, die das für Düsseldorf einmalige Projekt für das Umweltamt realisiert. "Es ist auf zwei Jahre befristet und läuft vorerst bis zum 31. März 2010", sagt Dorothea Körfers von der Zukunftswerkstatt.

Bevor er die Stelle bekam, pflegte Krull in Vollzeit seine Eltern, war danach jahrelang arbeitslos. Er freue sich sehr über die Aufgabe, mit der er nun seit November betraut ist, besonders über die Interaktion mit den Anwohnern: "Da kommt schon öfter mal eine positive Rückmeldung, da der Platz ja merklich sauberer geworden ist." Für die Geschäftsleute rund um den Platz ist er ebenfalls Ansprechpartner, auch mit seinen "Pappenheimern", die den Platz als ihr Wohnzimmer betrachten, komme er regelmäßig ins Gespräch. "Aber Freundschaften schließt man da nicht", sagte er. "Ich muss schon alleine deswegen, um die Autorität zu wahren, Distanz halten."

Neben dem Aspekt der Sauberkeit zeigten die Platzpaten in erster Linie Präsenz, übten somit eine Art "sozialer Vorkontrolle" aus, sagt Umweltamtsleiter Werner Görtz. So sprechen sie etwa Menschen an, die Tauben füttern und damit indirekt Dreck produzieren, und informieren sie über die Bußgelder, die der OSD einfordern würde. "Seitdem ist der Dreck, schon bevor der neue Taubenschlag auf die Alte Paketpost kommt, merklich zurückgegangen", sagt Projektbetreuerin Nadja Zieren vom Umweltamt.

Die Platzpaten sind täglich mit einer Checkliste unterwegs, in der sie ihren subjektiven Eindruck von der Sauberkeit des Platzes und dem Bereich bis zum Fernbusbahnhof vermerken. "2008 waren von 200 Berichten 180 nicht zu beanstanden", sagt Werner Görtz. Zudem gebe es weitere Kontrollen von Außendienstlern des Umweltamtes, 2008 etwa 170 an der Zahl. Nachdem auch die Awista ihre Reinigungsfrequenz auf dem Worringer Platz erhöht hat (siehe Info), ist die mangelnde Sauberkeit hinter andere "Mangelerscheinungen" wie Leerstand deutlich zurückgetreten.

Ein weiteres Betätigungsfeld der Platzpaten, die sich schon aus Gründen der eigenen Sicherheit aus den eigentlichen ordnungsdienstlichen Aufgaben heraushalten müssen: Ungeachtet des Drogenhilfezentrums an der Erkrather Straße ist der Worringer Platz nach wie vor stark frequentiert von Alkoholikern und Junkies. Drei Gruppen hat Krull ausgemacht: diejenigen, die "zum Inventar gehören"; diejenigen, die "etwas aggressiver" sind, mittlerweile aber unter Kontrolle seien; und diejenigen, meist Durchreisende, von denen ein hohes Gefahrenpotential ausgeht.

"Es gehört immer noch zum Alltag, dass einer umfällt und wir einen Krankenwagen rufen müssen", sagt Krull. "Aber es wird nach und nach weniger." Das Umweltamt habe schon vor einiger Zeit einen Runden Tisch eingerichtet, sagt Zieren: "Die Drogenhilfe sammelt zum Beispiel zwei Mal täglich Spritzen auf, und auch die Kette mit der Polizei und dem OSD funktioniert sehr gut."

(RP)
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