„Norman, bist du es?“ in der Komödie Kalle Pohl gut in Form

Düsseldorf · In der Komödie an der Steinstraße hatte "Norman, bist du es?" von Ron Clark und Sam Bobrick Premiere. Kalle Pohl macht in diesem Stück um das Thema Outing eine gute Figur. - Dankbare Lacher, viel Applaus.

Gleich nach der ersten Szene dröhnt der alte Boney M.-Hit "Daddy cool" aus den Boxen, passend zur Deko der Spätsiebziger. Und so gar nicht passend zu Daddy alias Bernhard Wolters, der in Gestalt des Kabarettisten und Comedy-Stars Kalle Pohl auf der Bühne steht und das genaue Gegenteil von cool ist. Nämlich cholerisch und obendrein leise verzweifelt.

Denn er hat ein Problem, und eine Szene weiter wird er sogar ein noch größeres Problem haben. Glaubt er jedenfalls. Denn Vater Wolters, Inhaber einer Wäscherei in der Provinz, musste erst schon erleben, dass seine Gattin Bettina stiften gegangen ist. Und das noch dazu mit dem eigenen Bruder und mitsamt dem ehelichen Auto! Um ob dieser Ungeheuerlichkeiten Rat zu suchen, ist der gehörnte Ehemann nun in die Stadt gefahren und will seinen Sohn besuchen.

Der liebe Filius Norman aber lebt nun so ganz anders, als der brave Wäscher es erwartet: Er ist schwul und wohnt in trauter Zweisamkeit mit seinem Freund Tom zusammen.

Norman hatte sich zu Hause bislang nicht geoutet, und jetzt ist der entnervte Vater außer sich. Hilflos dekliniert er alle denkbaren Vorurteile durch und entschließt sich, seinen Sohn zu "heilen". Erst kommt er nur mit Fachliteratur, dann soll die scharfe "Babsi" es richten und den Sohnemann mittels sinnlicher Anschauung "kurieren".

Freund Tom, Psychotherapeut von Beruf, versucht seinerseits, den rückständigen Papi zu entspannen, Norman haut ab, dafür taucht unversehens die ebenso ahnungslose Mutter wieder auf. Nach einigem Hin und Her und weiteren bizarren Verwicklungen entwirren sich die Dinge schließlich doch noch.

Bereits 1970 wurde die Komödie von Ron Clark und Sam Bobrick in New York zum Sensationserfolg, doch auch heute noch ist das Thema Outing nicht ganz ohne. In der Komödie an der Steinstraße sorgte Regisseur Helmuth Fuschl für behutsame und nicht allzu derbe Aktualisierungen, verließ sich ansonsten ganz auf seine Darsteller. Die wiederum ließen Kalle Pohl den Vortritt, der den Wäscher aus der Provinz zu einem Kabinettstückchen machte. Pohl besitzt ein erstklassiges Timing, gibt dem Affen Zucker, ohne in die Klamotte abzurutschen und ist auch spontanen Improvisationen nicht abgeneigt. Von trockenem, schnoddrigem Humor auch Heike Thiem-Schneiders untreue Gattin Bettina, witzig die aufgedonnerte "Babsi" von Ruth Willems. Das Herren-Paar Norman (Otto Beckmann) und Tom (Julian Manuel) kam sympathisch, aber etwas steif über die Rampe.

Dankbare Lacher begleiteten die Premiere, beim Schlussapplaus wurde insbesondere Kalle Pohl gefeiert.

(RP)
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