Kunst in Düsseldorf Von Düsseldorf nach New York

Düsseldorf · Der Buchkünstler Gunnar A. Kaldewey stellt in der Unibibliothek der Stadt aus, in der er vor 40 Jahren als Buchantiquar seine Karriere begann.

 Gunnar A Kaldewey bietet in einer Ausstellung im Foyer der Unibibliothek einen Einblick in seine künstlerische Arbeit.

Gunnar A Kaldewey bietet in einer Ausstellung im Foyer der Unibibliothek einen Einblick in seine künstlerische Arbeit.

Foto: ULB Düsseldorf/Christof Neumann

Düsseldorf ist für den Buchkünstler und -drucker Gunnar A. Kaldewey ein besonderer Ort. 1980 stellte er seine ersten Künstlerbücher in der Stadt her, in der er erfolgreich als Buchantiquar tätig war. „Ich habe Düsseldorf schweren Herzens verlassen, ich komme immer wieder gerne zurück und habe hier Freunde seit vierzig Jahren“, sagte er bei seinem Besuch zur Ausstellungseröffnung „Von Düsseldorf nach New York – 40 Jahre Künstlerbücher der Kaldewey Press“.

Kaldewey ging Mitte der 1980er Jahre nach New York. Auf seinem Landsitz in Poestenkill entstanden viele seiner Künstlerbücher. Bis heute sind 90 Werke erschienen. Mit Texten berühmter Autoren wie Franz Kafka, Samuel Beckett, James Joyce oder Seamus Heaney. In der digitalen Welt wirken diese Künstlerbücher wie aus der Zeit gefallen: „Kaldeweys Werke geben Anlass zur Hoffnung, dass sie ihren Wert als Zufluchtsort behalten“, sagt Johannes Pommeranz, Bibliotheksdirektor des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg.

Das Experiment mit zeitgenössischen Materialien findet Kaldewey spannend: „Ich habe auf Metall, Aluminiumfolie, auf Plexiglas und Plastik gedruckt“, sagt er. Viele seiner Bütten- und Hadern-Papiere stellte er selbst her. Sieht er sich als Künstler oder mehr als Handwerker? „Wir sagen in New York Book-Artist. Es ist sehr viel kreative Arbeit, und das ist auch das Entscheidende an den Büchern.“

Zwei Werke entstehen pro Jahr. Kaldewey realisierte ein Buch mit dem Häuptling der Mohawk-Indianer, Tom Porter. „Da es ein wichtiger Text für die Mohawk ist, musste er von dem gesamten Stamm zur Veröffentlichung freigegeben werden. Das dauerte fünfeinhalb Jahre“, berichtet er. Es ist die physische Arbeit am Buch, die Kaldewey besondere Freude macht. Er hat eine eigene Druckerei, Werkstätten für Papiermacherei, Lithographie und Radierung und liebt es, alles selbst zu machen. „Ich habe ein ganzes Zimmer voll mit Papieren in meinem Haus“, sagt er.

Grundsätzlich denkt Kaldewey im Winter über die Projekte nach, die in der nächsten Saison entstehen sollen. Im Frühjahr baut er die Ideen zusammen und in den Sommermonaten druckt er die Bücher an seinem New Yorker Landsitz. „Das war im letzten Jahr ein Text von Virginia Woolf, ein Abschiedsbrief, den sie an ihren Mann geschrieben hat. Das zweite ist von Paul Valéry mit Wolkenformationen aus Sète, wo er in Südfrankreich geboren wurde.“ Mit seiner Partnerin, der Komponistin Bun-Ching Lam, realisierte er zusammen 16 Bücher, in denen ihre Musik integriert ist.

Kaldewey kooperierte bei seiner Arbeit von Beginn an mit amerikanischen Künstlern wie Jonathan Lasker und Richard Tuttle, aber auch mit deutschen – darunter mit dem Düsseldorfer Mischa Kuball, mit dem er allein drei Buchprojekte der Paul-Celan-Reihe realisierte, die in der Ausstellung zu sehen sind. 22 Jahre war Kuball bei der ersten Zusammenarbeit alt: „Ich hatte noch nie ein Künstlerbuch gemacht zu dieser Zeit“, sagt Mischa Kuball. Alle drei Bücher sind dem Autor Paul Celan gewidmet. Kaldewey habe ihn eingeladen, sich Gedanken über Celan und sein Werk „Todesfuge“ zu machen. Darin geht es um die Verarbeitung des Holocaust, den der Autor überlebte. „Es sind alles Originalschnitte, mit dem Messer geschnitten“, erklärt er. Wenn man das Buch faltet, bewegen sich die Schnitte und bilden so einen Raum auf Zeit. Es folgten zwei weitere Arbeiten dazu 1984 und 1994. Die ULB präsentiert den Zyklus, der für Mischa Kuball über fast 30 Jahre auch ein Spiegel seiner künstlerischen Arbeit ist. Neben den Künstlerbüchern ist in der Ausstellung eine Auswahl der besonders gedruckten Neujahrsgrüße zu sehen, die Gunnar A. Kaldwey verschickt hat. Sie beweisen die Vielfalt seiner Arbeit und der verwendeten Materialien.

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