Ex-Henkel-Mann unter Betrugsverdacht Kai von Bargen gründet neue Firma

Düsseldorf · Der Ex-Henkel-PR-Mann, gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen Betruges und wegen Urkundenfälschung läuft, hat sich in einem der Gehry-Bauten in einem Büro-Service-Center eingemietet und bietet PR-Arbeit an. Die Staatsanwaltschaft durchleuchtet Firmen und Konten.

 Ein Klingelschild, ein Briefkasten - mehr nicht. Mit „wortgenau“ will der frühere Henkel-PR-Manager Kai von Bargen im Geschäft bleiben.

Ein Klingelschild, ein Briefkasten - mehr nicht. Mit „wortgenau“ will der frühere Henkel-PR-Manager Kai von Bargen im Geschäft bleiben.

Foto: RP, Werner Gabriel

Einen Sinn für feine Adressen hatte Kai von Bargen (43) auch schon in der Zeit, als er noch in der Henkel-Kommunikationsabteilung für Sponsoring zuständig war. Angesagte Restaurants im Hafen mochte er, das ganze Ambiente des neuen Düsseldorfer In-Viertels sagte ihm zu. Vermutlich hat er nicht zuletzt deshalb dort nun eine neue Adresse: In einem der Gehry-Bauten sitzt das Unternehmen "wortgenau", hinter dem von Bargen stecken soll.

 Kai von Bargen, ein Mann mit vielen Gesichtern. Unser

Kai von Bargen, ein Mann mit vielen Gesichtern. Unser

Foto: RPO, Birgit Kranzusch

Wobei der Firmensitz eigentlich nur ein Klingelschild des Hauses Am Zollhof ist. Denn der frühere Henkel-Manager hat sich in einem Büro-Service-Center eingemietet. Solche Unternehmen stellen Telefon-Dienste, nötigenfalls Räume und eine Postadresse zur Verfügung. Die Firma bestätigte gestern, dass ihr Ansprechpartner für "wortgenau" Kai von Bargen ist. "wortgenau" soll Pressearbeit und Public Relations anbieten, heißt es.

Kai von Bargen lehnte es im Gespräch mit der RP ab, einen Kommentar abzugeben und sagte, sein Anwalt habe ihm geraten, zu seinem Fall nichts mehr zu sagen. Daran wolle er sich sich halten — er verwies auf den Prozess, für den allerdings noch kein Datum fest steht.

Die Vorgeschichte: Vor einigen Wochen stellte Kai von Bargen bei der Staatsanwaltschaft eine Selbstanzeige, weil er gemeinsam mit dem vor Jahren wegen Betrugs verurteilten Willy Luchs fingierte Henkel-Forderungen an eine Bank verkauft hatte. Diese auf Henkel-Briefköpfen gefälschten Briefe brachten dem Duo laut Aussagen der Staatsanwaltschaft 45 Millionen Euro ein. Bei diesen so genannten Factoring-Geschäften werden Forderungen an Dritte unter Nennwert verkauft. Der Käufer treibt sie dann selbst ein und verdient an der Differenz. Bis auf elf Millionen Euro ist das Geld zurückgezahlt worden.

Weiter versuchten der inzwischen bei Henkel ausgeschiedene von Bargen und Luchs, ins Formel-1-Sponsoring einzusteigen. Mit einem — ebenfalls fingierten — Henkel-Schreiben sollte das wohl gefördert werden. In diesem Schreiben wurde der Eindruck erweckt, Henkel wolle mit 90 Millionen das Formel-I-Team von Ross Brawn (früher Ferrari) unterstützen. Als Brawn von Mercedes gekauft wurde und die Stuttgarter auf Erfüllung des vermeintlichen Vertrages pochten, fiel das Ganze in Düsseldorf auf, Henkel lehnte ab und verwies darauf, dass der Brief von einem Mitarbeiter — von Bargen — unterzeichnet war, der für solche Verträge nicht autorisiert war.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen unterdessen weiter. Gestern bestätigten die Fahnder, dass es zwischen einer Briefkastenfirma von Willy Luchs in Roermond eine Überweisung an eine Firma in Düsseldorf gegeben habe, die von Bargen gehörte. Es handele sich um einen sechsstelligen Betrag, sagte Staatsanwalt Johannes Mocken. Eine Geschäftstätigkeit dieses Unternehmens namens ZDI Industrie-Management sei nicht feststellbar gewesen. Die Firma ist inzwischen in der Insolvenz, heißt es.

(RP)
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