Finanzskandal in Krefeld Kämmerer Abrahams: Verfahren zu erwarten

Düsseldorf · Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) wird vermutlich ein Disziplinarverfahren gegen seinen Stadtdirektor und Kämmerer Manfred Abrahams (CDU) einleiten und damit einer entsprechenden Empfehlung in einem Gutachten der Kölner Rechtsanwälte Lenz und Johlen folgen.

 Kämmerer Manfred Abrahams bei seiner ersten Ratssitzung in Düsseldorf.

Kämmerer Manfred Abrahams bei seiner ersten Ratssitzung in Düsseldorf.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Die waren von dem Krefelder Stadtrat beauftragt worden, die Unregelmäßigkeiten in der Kämmerei während Abrahams' Dienstzeit in der Nachbarstadt zu analysieren.

"Wenn das da so steht, muss ich das Verfahren einleiten, sonst würde das die Regierungspräsidentin als Kontrollinstanz tun", sagte Elbers gestern im Gespräch mit der Rheinischen Post. Es sei ihm daran gelegen, das selbst zu tun. Allerdings schließt das Stadtoberhaupt nicht aus, den Vorgang schließlich an Regierungspräsidentin Anne Lütkes oder andere Dritte abzugeben, um Interessenkonflikte innerhalb des Rathauses zu vermeiden: "Schließlich muss der Rechtsdezernent, der damit beauftragt wäre, auch noch mit dem Stadtdirektor zusammenarbeiten können."

Elbers ließ keinen Zweifel daran, dass Abrahams nach derzeitigem Stand auf diesem Posten bleibt. "Nach derzeitigem Wissensstand bin ich von dem Gedanken an eine Freistellung oder Abwahl weit entfernt", so Elbers. Das Verfahren diene einzig der Aufklärung, daran sei ihm ebenso wie Abrahams viel gelegen. Trotz der Ereignisse will der OB nächste Woche den — rechnerisch ausgeglichenen — Etat im Rat einbringen: "Das ist ja mein Haushalt, nicht der des Kämmerers."

Während die Gutachter Krefelds OB Gregor Kathstede (CDU) von jeglicher Verantwortung frei sprechen — die sei mit der Beschreibung der Stelle als Kämmerer, um die sich Abrahams 2003 beworben hatte, auf diesen übergegangen —, werfen sie dem Kämmerer und einigen seiner Mitarbeiter vor, "grob fahrlässig" gehandelt zu haben und empfehlen, zivilrechtlich gegen ihn vorzugehen. Zur Begründung heißt es, er habe die im Neuen Kommunalen Finanzgesetz vorgeschriebenen Sicherheitsebenen erst Jahre später eingeführt und damit erst eine Fehlbuchung von knapp 800.000 Euro an eine insolvente Firma ermöglicht.

Wirtschaftsprüfer hatten die Mitarbeiter der Kämmerei hingegen Anfang Juli in Teilen entlastet. Das aktuelle Gutachten entlastet vor allem Kathstede. Elbers schließt nicht aus, dass Abrahams ein "Bauernopfer" ist. "Allein um das aufzuklären, ist es wichtig, das Verfahren einzuleiten."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort