Düsseldorf Junge Meister machen sich selbstständig

Düsseldorf · Am Sonntag feiert das Handwerk 950 neue Meister. Angesichts der Vielzahl der Friseursalons hat sich die Zahl der Absolventen in diesem Bereich fast halbiert. Sie geben ihren Spitzenplatz an das Kfz-Handwerk ab.

 Julian Weyand arbeitet als Schneidermeister beim Herrenschneider Rademacher und möchte sich in etwa fünf Jahren selbstständig machen.

Julian Weyand arbeitet als Schneidermeister beim Herrenschneider Rademacher und möchte sich in etwa fünf Jahren selbstständig machen.

Foto: Bernd Schaller

In Düsseldorf sind Kunden noch bereit, Geld für maßgeschneiderte Kleidung auszugeben. Diese Erfahrung hat Julian Weyand in den vergangenen fünf Jahren bei seiner Arbeit für den Herrenschneider Rademacher am Schadowplatz gewonnen. "Auch dass sich viele Konfektionäre ansiedeln, wie zuletzt Suitsupply auf der Kö, spricht dafür, dass hier noch etwas zu holen ist", sagt der 28-jährige Schneidermeister. Deshalb kann er sich auch sehr gut vorstellen, sich in etwa fünf Jahren in der Landeshauptstadt selbstständig zu machen.

Nicht weit entfernt von dem Schneidermeister arbeitet Mathias Ziem bei Optik Ziem an der Heinrich-Heine-Allee. Für den 26-jährigen war mit Beginn seiner Ausbildung zum Optiker klar, dass er anschließend seinen Meisterbrief machen wird. Denn genauso selbstverständlich für ihn ist, dass er eines Tages das Familienunternehmen in der vierten Generation übernehmen wird. Mit dem Meisterbrief sieht er sich dafür gut gerüstet. Schon jetzt merkt er, dass ihm die Ausbildung Sicherheit gibt, wenn es darum geht, Kunden komplizierte Vorgänge bei der Behandlung von altersbedingten Augenkrankheiten wie der Makuladegeneration verständlich zu erklären. "Man ist einfach besser für die Anforderungen gewappnet", sagt Ziem.

Die beiden Düsseldorfer zählen zu den 950 Jungmeistern, die am Sonntag zur Meisterfeier in der Stadthalle eingeladen sind. 17 von ihnen bekommen als jahresbeste Absolventen ihren Meisterbrief auf der Bühne überreicht. Denn Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer, ist es wichtig, dass der Einsatz der Absolventen auch gesellschaftlich gewürdigt wird. Die Meisterschule ist eine Unternehmerschule, die Jungmeister sind die Führungselite des Rheinischen Handwerks, so lautet seine Botschaft, die er am Sonntag vor etwa 2000 Gästen verbreiten wird. Als Festredner spricht Kanzleramtsminister Peter Altmaier.

Wichtig für die deutsche Wirtschaft sind die jungen Meister, weil sie im Handwerk mit 84 Prozent die Mehrheit der Ausbilder sind. Außerdem gründen sie Unternehmen. Nach einer Umfrage der Kammer unter allen Absolventen plant fast jeder zweite Jungmeister eine Unternehmensgründung oder -übernahme oder hat diesen Schritt sogar schon vollzogen.

Allerdings werden Meister zur Übernahme eines Betriebs auch dringend gesucht. Alleine im Kammerbezirk Düsseldorf suchen 9000 Inhaber von Handwerksunternehmen in den kommenden fünf Jahren einen qualifizieren Nachfolger, weil sie das 60. Lebensjahr überschritten haben. Ehlert wirbt daher bei den Jungmeistern für die Chancen einer Übernahme: "Es ist einfacher, Kunden zu erhalten als sie zu gewinnen.

Bei dem Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt die Kammer die Meister mit Gründerlotsen. In 777 Fällen begleiteten die Experten im vorigen Jahr angehende Gründer mit Beratungen und Workshops. Und die Nachfrage wächst.

Beliebtester Meisterberuf war in diesem Jahr zum ersten Mal der Kfz-Technikmeister mit 208 Absolventen (Vorjahr 186), der den langjährigen Spitzenreiter abgelöst hat: Das Friseurhandwerk zählt nun nur 109 neue Meister (Vorjahr 210). "Die Marktsättigung mit selbstständigen Salonbetrieben hat sich in dieser größten Meister-Branche mittlerweile herumgesprochen und sich erstmals massiv dämpfend auf deren Teilnehmerzahlen in der Meisterfortbildung ausgewirkt", sagt Ehlert. Installateur- und Heizungsbauermeister folgen mit 81 Absolventen auf Platz drei, gefolgt von Elektrotechnikern (71) und Augenoptikern (69).

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort