Philipp Mißfelder Jung-Politiker als Senioren-Idol

Düsseldorf · Vorbei die Zeiten, als Philipp Mißfelder verbal gegen Rentner aus der sprichwörtlichen Hüfte schoss. Der Vorsitzende der Jungen Union sprach in Unterbach zu einem deutlich betagteren Publikum – und wurde herzlich empfangen.

 Ohne Berührungsängste: Der selbstbewusst Konservative Philipp Mißfelder redete sich gestern in die Herzen vieler Senioren.

Ohne Berührungsängste: Der selbstbewusst Konservative Philipp Mißfelder redete sich gestern in die Herzen vieler Senioren.

Foto: RP, Christoph Göttert

Vorbei die Zeiten, als Philipp Mißfelder verbal gegen Rentner aus der sprichwörtlichen Hüfte schoss. Der Vorsitzende der Jungen Union sprach in Unterbach zu einem deutlich betagteren Publikum — und wurde herzlich empfangen.

Es herrscht Murren im prall gefüllten Saal. Sicherlich, der Redner, der mit einiger Verspätung in Unterbach eintrifft, ist einer, der polarisiert, ist er doch für seine markigen Sprüche bekannt. Gerade bei vielen Senioren hat Philipp Mißfelder, Bundesvorsitzender der Jungen Union, seit seiner Äußerung, dass 85-Jährige keine künstlichen Hüftgelenke mehr auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen sollten, eine fast schon notorische Berühmtheit erlangt.

Doch der Grund für das Murren ist ein anderer: Der Andrang im Landhotel "Am Zault" ist so groß, dass die Kaffeemaschine nicht hinterherkommt. Denn Mißfelder polarisiert nicht nur — er ist auch ein Publikumsmagnet.

Drei Generationen, eine Meinung

Dass der 29-Jährige die 2003 offensichtlich noch verschmähte Zielgruppe zwei Generationen weiter längst für sich erschlossen hat, war gestern auf der Stadtgrenze zwischen Düsseldorf und Erkrath zu beobachten. Eingeladen hatte die Senioren-Union des Kreises Mettmann, diskutiert wurde zum Thema "Drei Generationen! Eine Meinung?" Neben Mißfelder sprachen auch die Bundestagsabgeordnete Michaela Noll (49) und der Vorsitzende der Senioren-Union in NRW, Leonhard Kuckart (77). Fazit: So viel Einigkeit war selten zwischen Jung und Alt, wenn es um Generationengerechtigkeit geht.

"Junge und Senioren-Union sind so sehr verzahnt wie noch nie zuvor", sagte Mißfelder, der Anfang des Jahres die Erhöhung von Hartz-IV-Sätzen als einen "Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie" bezeichnet hatte. Gestern wiederholte er seine Kritik an einer "nicht leistungsgerechten Überversorgung im Sozialstaat" und erntete dafür viel Applaus im Saal.

Einigkeit bestand auch über die ablehnende Haltung zum EU-Beitritt der Türkei sowie darüber, dass die Gesellschaft angesichts des demographischen Wandels nicht länger auf das Knowhow der "Goldenen Generation" verzichten kann. Selbst einen gemeinsamen Aufruf zur Europawahl haben Junge und Senioren-Union gestartet. Einziger Punkt mit Streitpotential: "Die Rente ist sicher das schwierigste Thema", so Mißfelder. Er sei gegen "Verunsicherungsdebatten", allerdings wisse niemand, wie lange die Krise noch andauert — weswegen auch keiner "à la Blüm" versprechen könne, dass die Rente auf ewig sicher sei.

Einen interessanten Aspekt hob Noll hervor: "Meine Generation hat es am schwersten. Die Jugend kann sich auf die anstehenden Veränderungen einstellen." Und auch Kuckarts Worte fanden Gehör: "Das einzige Kapital, mit dem wir wuchern können, ist das der Solidarität zwischen den Generationen."

(RP)
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