Aktion "Uns schickt der Himmel" Jugendliche tun 72 Stunden lang Gutes

Düsseldorf · Rund 500 junge Düsseldorfer beteiligen sich an der Aktion der Katholischen Jugend "Uns schickt der Himmel": Sie streichen Säle, bepflanzen Gärten, reparieren Spielgeräte und basteln Holzfiguren.

 Niklas Greiwe und René Schneider (v.l.) reinigen den Teich der Spieloase an der Brunnenstraße in Bilk.

Niklas Greiwe und René Schneider (v.l.) reinigen den Teich der Spieloase an der Brunnenstraße in Bilk.

Foto: Hans-Juergen Bauer

So sieht also ein Engel aus: Er ist 18 Jahre alt, etwa 1,85 Meter groß, trägt Arbeitshandschuhe und schlägt mit einem Hammer auf ein sperriges Holz. Niklas Greiwe, der sich natürlich selbst niemals als Engel bezeichnen würde, ist einer von rund 500 jungen Düsseldorfern, die seit gestern mit einer besonderen Botschaft unterwegs sind: "Uns schickt der Himmel."

72 Stunden wollen sie anderen Menschen Gutes tun, damit bringen sie die größte Sozialaktion der Katholischen Jugend in Schwung. Die Spieloase Brunnenstraße in Bilk: ein Ort für Kinder mitten im Großstadtbetrieb. "Hier bleibt immer Arbeit liegen, die wir einfach nicht schaffen", sagt Monika Hillmann, Leiterin der Einrichtung, die von vielen ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird.

Die beobachteten gestern verblüfft, was junge, zupackende Hände in kurzer Zeit bewegen können. Monika Hillmann: "Als wir denen unsere lange Wunschliste vorlegten, haben die nur gesagt: Mehr ist nicht zu tun?" 15 Jugendgruppen sind bis Samstagabend überall in der Stadt unterwegs, wo Unterstützung gebraucht wird: Pfadfinder, Messdiener, katholische Jugendgruppen, Oberstufenschüler, der Christliche Verein junger Menschen.

Sie verpassen dem großen Saal einer Jugendfreizeiteinrichtung in Hellerhof einen neuen Anstrich und pflanzen im Garten eine Kräuterspirale. Sie verschenken "Glückskarten" im Altstadtgetümmel und reparieren Spielgeräte und Skateboards im "Flingern Mobil". Sie bemalen die Außenwand einer Grundschule und suchen für ein Kunstprojekt Treibholz am Rhein. Viele wussten bis zum Start der Aktion Donnerstagabend nicht, wo sie eingesetzt werden.

So wollten die 200 Oberstufenschüler von der Aktion "Sharety72" eigentlich Menschen ihre Zeit schenken, Rasen mähen, Autos putzen, Einkaufen gehen. Aber dann entschieden die Organisatoren kurzfristig, dem Kinder- und Jugendhilfering Sachsen zu helfen, denn viele Jugendclubs sind vom Hochwasser völlig verwüstet, Spielgeräte zerstört.

Also packten im Gemeindezentrum an der Kaiserswerther Straße gestern viele Hände 100 Kilogramm Sand in winzige Säckchen, Symbole der Not, die die Jugendlichen auf Straßen verteilen - und um Spenden bitten.

Zurück zur Spieloase Brunnenstraße, wo die Arbeit der Jugendlichen schon nach ein paar Stunden Spuren hinterlassen hat: Die Baumscheibe vor dem Haus ist vom Wildwuchs befreit, "jetzt organisieren wir noch Blumen". Organisieren?

Einer kennt eben immer einen, der eine Gärtnerei besitzt und bereit zu einer Pflanzen-Spende ist. Im Hof hat Niklas Greiwe und seine Mit-Engel wunschgemäß einen alten Schrank zerlegt ("das Werkzeug hat heute morgen mein Opa spendiert"), die Hochbeete sind gesäubert, nun sollen noch ein paar bunt bemalte Holzfiguren den Zaun am Teich beleben.

Für die Jugendlichen, die hier fröhlich zupacken, ist es selbstverständlich, anderen zu helfen - ohne Geld. Die Leiterin der Oase hofft, dass sich an solcher Tatkraft auch Kinder schon ein Beispiel nehmen. "Die sollen sehen, dass es cool ist, sich zu engagieren." Die Gruppe ist derweil schon bei der nächsten Aufgabe.

Sie will noch Tische und Bänke auf ihre Standfestigkeit überprüfen und neu anstreichen. Man würde sich wünschen, dass jetzt ein paar Vertreter der älteren Generation vorbeischauen, die Jugend immer nur vorm Computer vermutet. Was hat Niklas zum Start gesagt? "Wir suchen die Herausforderung."

(rl)
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