Düsseldorf Jugendamt braucht noch mehr Pflegeeltern

Düsseldorf · Kampagne der Stadt wird neu aufgelegt.

Die Zahl der Eltern in Düsseldorf, die mit der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder überfordert sind, steigt. 118 Jungen und Mädchen musste das Jugendamt 2013 aus den Familien nehmen, um sie durch diese "Inobhutnahmen" vor Verwahrlosung, körperlicher oder psychischer Gewalt zu schützen. 2012 hatte es 110 dieser Fälle gegeben, 2011 waren es 89 und 2010 genau 75. Mit Postern, Plakaten und auf elektronischen Infotafeln warb die Stadt im vergangenen Herbst deshalb um neue Bereitschaftspflegefamilien. "Eine erfolgreiche Kampagne, doch unser Bedarf ist nach wie vor nicht gedeckt. Deshalb wird es in den kommenden Wochen eine Neuauflage der Aktion geben", sagt Jugenddezernent Burkhard Hintzsche.

64 Ehepaare hatten sich nach dem Kampagnenauftakt spontan gemeldet, 30 kamen dann tatsächlich zu Informationsveranstaltungen, 17 dieser Paare gingen einen Schritt weiter und ließen sich individuell beraten. "Acht Paare können sich eine vor allem auf Notfälle bezogene Bereitschaftsbetreuung vorstellen, neun tendieren eher zur längerfristigen Vollzeitpflege", erläutert Hintzsche. Dass sich im Beratungsverlauf Paare wieder zurückziehen, findet der Spitzenbeamte vollkommen in Ordnung. "Auch eine längerfristig angelegte Vollzeitpflege kann nach ein oder zwei Jahren mit der Rückführung in die Ursprungsfamilie enden. Sie ist immer eine Krisenintervention und damit grundsätzlich etwas anderes als eine Adoption. Das begreifen manche erst im Verlauf der Beratungen", sagt der Dezernent.

2013 hatten 53 Düsseldorfer Familien Kindern für einige Wochen oder Monate ein neues Zuhause gegeben. Angesichts von 118 Inobhutnahmen musste das Jugendamt in einigen Fällen zwei nicht verwandte Kinder zeitgleich bei einer Pflegefamilie unterbringen. "Doppelbelegungen", die Experten skeptisch sehen und die auch mit Hilfe der neu aufgelegten Kampagne "Wir suchen euch!" vermieden werden sollen.

Wer ein Kind aufnimmt, erhält Pflegegeld, einen Erziehungsbeitrag sowie einzelne Beihilfen. Diese Mittel sollen nur den tatsächlichen Aufwand decken und sind kein Zusatzeinkommen. Mehr Informationen erhalten Bürger unter Telefon 0211 89 96467 oder unter www.duesseldorf.de/jugendamt

(RP)
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