Josef-Neuberger-Medaille Jüdische Gemeinde ehrt St.-Ursula-Gymnasium

Düsseldorf · Seit 1991 wird in Düsseldorf die Josef-Neuberger-Medaille an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Gestern wurde mit dem katholischen St.-Ursula-Gymnasium erstmals eine Institution ausgezeichnet.

 Oberbürgermeister Dirk Elbers war bei der Verleihung der Josef-Neuberger-Medaille an das katholische St.-Ursula-Gymnasium dabei.

Oberbürgermeister Dirk Elbers war bei der Verleihung der Josef-Neuberger-Medaille an das katholische St.-Ursula-Gymnasium dabei.

Foto: RP, Werner Gabriel

Es war eine Mischung aus Stolz und ungläubiger Freude, mit der die Schüler des St.-Ursula-Gymnasiums gestern Abend im Leo-Baeck-Saal die Preisverleihung an ihre Schule verfolgten: Zum ersten Mal seit 1991 hat die Jüdische Gemeinde Düsseldorf die Josef-Neuberger-Medaille nicht an eine Person, sondern an eine Institution verliehen. Die katholische Schule mit Sitz in der Düsseldorfer Altstadt steht nun in einer Reihe mit Johannes Rau, Roman Herzog und Angela Merkel. "Das ist schon eine Ehre, auch, dass man überhaupt an uns gedacht hat", so Schulleiter Michael Baltes.

Die Basis für die Würdigung war jedoch dieselbe wie in all den Jahren zuvor: Geehrt wird mit der Medaille nicht-jüdisches Engagement für die jüdische Gemeinschaft. "Uns interessieren Taten, nicht Worte", erklärte Jacques Abramowicz, der neue Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde. "Die Jugend von heute prägt die Politik von morgen." Die Idee, die Schule auszuzeichnen, geht jedoch noch auf seinen Vorgänger zurück: "Meiner Frau und mir war es wichtig, das St.-Ursula-Gymnasium für das Engagement zu ehren", sagte Juan-Miguel Strauss, der sich im November wieder zur Wahl stellen will.

Die Liste der Aktivitäten der katholischen Schule ist lang: Der Schüleraustausch mit Israel, mit der Makief het High School in Beer-Sheva ist seit 2006 fester Bestandteil des Schulprogramms, das Gymnasium ist beteiligt an einem Bildungsprogramm mit der Gedenkstätte Yad Vashem, das von Gisèle Spiegel und Iris Berben protegiert wird, regelmäßige Besuche der Mahn- und Gedenkstätte gehören ebenso dazu wie Zeitzeugen, die im Unterricht die Schrecken des Holocaust eindrücklich schildern.

Das Engagement sei sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft gerichtet, betonte Michael Neuberger in seiner Laudatio. Der Sohn des Namensgebers der Medaille war mit seiner Frau und drei Kindern eigens aus Israel angereist — und zwar nur, weil der Preis in diesem Jahr an eine Schule geht. In seiner bewegenden Rede schilderte Neuberger, wie seine Eltern — die Mutter hochschwanger — 1937 aus der städtischen Wohnung geworfen wurden, wie sein Vater in der Reichspogromnacht lebensgefährlich verletzt wurde und ein nicht-jüdischer Arzt, Ferdinand Bökmann, ihm das Leben rettete.

Für seine Mutter ein Wunder, "das ihr den Glauben an die Menschen wiedergegeben hat". Schließlich gelang der Familie die Flucht nach Holland und später nach Israel. Als der Vater nach dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte nach Deutschland, weigerte sich der 17-jährige Sohn und kam erst vier Jahre später zum Studium. "Die Tatsache, dass wir heute Abend hier sind, zeigt unsere Unterstützung zur Versöhnung zwischen den neuen Generationen von Juden und Deutschen." Der Schüleraustausch zwischen Düsseldorf und Beer-Sheva sei dazu ein wichtiger Beitrag.

Das bestätigen auch die Erfahrungen. Die Düsseldorfer Jugendlichen leben in Israel bei Familien: "Das ist eine unglaubliche Erfahrung, kulturell, aber auch landschaftlich", sagt Jan-Felix Stolz. "Und man fühlt sich sicher", sagt seine Mitschülerin Xenia Gillrath, deren Vater Johannes Gillrath, als Vize-Leiter des Ursulinen-Gymnasiums den Austausch organisiert.

Auch Malka Shamir-de Leeuv, Lehrerin aus Beer-Sheva, hat dadurch viele Freundschaften in Düsseldorf knüpfen können. "Beim ersten Mal war's nicht leicht nach Deutschland zu kommen. Aber wenn man erst mal liebt, kann man nicht mehr hassen."

Unter den rund 400 geladenen Gästen: OB Dirk Elbers mit seiner Frau Astrid, der frühere NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, die ehemaligen Preisträger Burkhard Hirsch (FDP) und der Essener Justizhistoriker Bernd Schmalhausen, Stadtdirektor Manfred Abrahams, Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, RP-Mitherausgeberin Esther Betz, der Beigeordnete Burkhard Hintzsche, die Fraktionschefs von SPD und Grünen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort