Auszeichnung in Düsseldorf  Jüdische Gemeinde ehrt „Aki“ Watzke

Düsseldorf · Für sein Engagement gegen Antisemitismus wurde der Geschäftsführer von Borussia Dortmund mit der Josef-Neuberger-Medaille ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).

Preisträger Hans Joachim Watzke (2.v.l.) mit dem Gemeinderatsvorsitzenden Adrian Flohr (l.), Vorstandsmitglied Julia Blüm und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst

Preisträger Hans Joachim Watzke (2.v.l.) mit dem Gemeinderatsvorsitzenden Adrian Flohr (l.), Vorstandsmitglied Julia Blüm und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst

Foto: Anne Orthen (orth)

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hat den Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, für sein Engagement gegen Antisemitismus mit der Josef-Neuberger Medaille ausgezeichnet. „Es ist uns eine besondere Herzensangelegenheit, Personen zu ehren, die einen wichtigen gesamtgesellschaftlichen Beitrag leisten und Antisemitismus bekämpfen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gemeinde, Oded Horowitz vor den zahlreichen geladenen Gästen beim Jahresempfang.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) würdigte den 63-jährigen Unternehmer in seiner Laudatio als einen „Klartexter“, der die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs ernstnehme und umsetze. Das Engagement gegen Antisemitismus dürfe nicht nur in der Politik einen Platz haben, sondern gehöre vor allem auch in den Alltag der Menschen  – daher sei es wichtig, dass auch der Fußball ein Teil dessen sei:  „Fußball ist für Millionen Menschen in unserem Land Leidenschaft und Liebe“, so Wüst. Ein Verein mit rund 160.000 Mitgliedern wie Borussia Dortmund habe einen gigantischen Einfluss.

Als Beispiele des besonderen Engagements „Aki“ Watzkes und seines Vereins nannte Wüst etwa die Patenschaften von Fan-Gruppen für Stolpersteine oder die Millionenspende des BVB für die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Der Unternehmer war auch selbst schon häufig in Israel und pflegt enge Verbindungen dorthin.

Watzke sagte, er fühle sich geehrt – und er sei sicher, dass sich auch die Borussen geehrt fühlten,  denn die Auszeichnung gelte auch ihnen. Er betrachte es als eine wichtige Aufgabe, sich dem Antisemitismus entgegenzustellen und dafür zu sorgen, dass die entsetzliche Dimension des Holocaust nicht vergessen werde: „Und gleichzeitig müssen wir dafür einstehen, dass stolzes jüdisches Leben in Deutschland unabdingbar ist.“

Fußballclubs hätten es beim Thema politisches Engagement nicht einfach, betonte der BVB-Geschäftsführer. „Der Fußball hat eine hohe Bindungskraft, weswegen wir auch eine Verantwortung spüren.“ Gleichzeitig müsse deren Wahrnehmung jedoch fein getaktet sein – man müsse sich als Verein auf die großen Linien konzentrieren, hinter denen sich auch tatsächlich alle Anhänger versammeln könnten. „Dazu gehören der Kampf gegen Rassismus und jede Form von Antisemitismus.“ Watzke hat bereits mehrfach das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz besucht und sagt, dass ein solcher Besuch viel Kraft koste. Doch über die Jahre habe die Beschäftigung mit dem wichtigen Thema ihm deutlich mehr Kraft gegeben als genommen. Auch zu Israel hat er eine herzliche Verbindung.

Neben der Neuberger-Medaille konnte der Fußball-Funktionär an diesem Abend übrigens noch eine weitere Trophäe mitnehmen: ein am Albert-Einstein-Gymnasium entstandenes Kunstprojekt, das ihm der Schüler Aaron stolz überreichte – mit dem Hinweis, sein Vater habe ihn schon als kleinen Jungen mit ins Stadion genommen. Aufgeregt, aber ohne Zögern hielt der Gymnasiast eine kleine Ansprache auf der Bühne und endete mit herzlichen Glückwünschen an den Preisträger. Allerdings zur Erheiterung der geladenen Gäste nicht für die gerade erhaltene Auszeichnung – sondern für das Erreichen des Achtelfinales der Champions League. Watzke bedankte sich mit einer festen Umarmung bei Aaron.

Aaron gratulierte auch zum BvB-Erfolg in der Champions League.

Aaron gratulierte auch zum BvB-Erfolg in der Champions League.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Josef-Neuberger-Medaille wird seit 1991 an Personen oder Institutionen der nichtjüdischen Öffentlichkeit verliehen, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Benannt ist sie nach dem früheren NRW-Justizminister Josef Neuberger. Erhalten haben die Auszeichnung unter anderem auch schon die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU), der ehemalige Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) und der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen.

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