Düsseldorf Jüdische Gemeinde bestürzt über Hetzparolen

Düsseldorf · Für morgen ist eine Solidaritäts-Kundgebung für Israel geplant. Doch der erstarkte Antisemitismus macht Vielen Angst.

Für morgen ruft die Jüdische Gemeinde Düsseldorf gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Zionistischen Organisation Deutschland zur Solidaritätsveranstaltung mit Israel auf. "Wir stehen ein für das Recht auf Selbstverteidigung des demokratisch verfassten Staates Israel", heißt es in dem Aufruf zur Kundgebung. Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Gemeinde, die zu den größten in Deutschland gehört, bereitet sie mit vor. Und sich selbst darauf, dabei wieder jene Kriegsgegner zu treffen, die seine Gemeinde für die Haltung Israels im neu aufgeflammten Gaza-Konflikt verantwortlich machen. "Wir erleben immer wieder, dass kein Unterschied gemacht wird zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden in Deutschland." Dabei sind die meisten Gemeindemitglieder deutsche Staatsbürger, "und auch wenn wir uns mit Israel identifizieren, gilt das nicht automatisch auch jederzeit für die israelische Politik".

Besorgt sind die Düsseldorfer Juden um ihre Angehörigen - viele haben Verwandte in Israel, die von Alarmen und Raketenangriffen berichten. Sie sind aber auch besorgt, wenn sie sehen, was sich auf den Straßen in Deutschland abspielt. "Dieser vehemente Judenhass, der einem da entgegenschlägt, der ist beängstigend", sagt Szentei-Heise. Fassungslos hat er im Fernsehen gesehen, wie Demonstranten in Essen neben Polizeibeamten standen und "Tod den Juden" skandierten und nach "Adolf Hitler" brüllten. Genauso fassungslos nahm er zur Kenntnis, das ein Polizeigewerkschafter gestern erklärte, die Beamten hätten das "wohl nicht gehört". Antisemitische Hetzparolen waren unlängst in Frankfurt sogar aus einem Polizeiwagen heraus skandiert worden. "Das hat eine neue Dimension", sagt Szentei-Heise, der auch bemerkenswert findet, dass bei der Essener Demo, die von der Linkspartei-Jugend veranstaltet wurde, Neonazis mitmarschierten - "beim Antisemitismus schließt sich der Kreis". Die Hemmungslosigkeit, mit der die Parolen geschrien werden, macht vielen Gemeindemitgliedern Angst. Trotzdem werden sie morgen, 18 Uhr, auf dem Heine-Platz ihre Solidarität mit Israel und den Protest gegen die Raketenangriffe der Hamas kundtun.

(sg)
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