Düsseldorf-Süd Judo-Trainer nutzt Politik als Sprachrohr

Düsseldorf-Süd · Bei der Kommunalwahl tritt Wladimir Löb für die Aussiedler und Migranten Partei an. Im Streit mit dem Stadtsportbund möchte er die politische Schiene nutzen, um den Anliegen des Judo-Sport-Vereins Gehör zu verschaffen.

 Wladimir Löb fordert eine stärkere Berücksichtigung seines Vereins.

Wladimir Löb fordert eine stärkere Berücksichtigung seines Vereins.

Foto: JSV

Hauptamtlich arbeitet er als Judo-Trainer beim Judo-Sport-Verein Düsseldorf, in dem er auch den Vereinsvorsitz innehat. Aber Wladimir Löb tritt auch bei der Kommunalwahl für die Aussiedler und Migranten Partei an. Über die politische Schiene hofft der 46-Jährige nun Druck zu machen - auf etablierte Politiker, Stadt und Stadtsportbund.

Im Gespräch mit der RP formuliert Löb in alle Richtungen harsche Vorwürfe: "Wir holen jede Menge Medaillen und erste Plätze für die Stadt Düsseldorf", lautet sein Argument dafür, dass man seinen Judo-Gruppen mehr Hallenzeiten geben müsse. Die 150 Mitglieder trainieren in den Sporthallen in Holthausen (Karweg) und Garath (Emil-Barth-Straße 45). Derzeit lägen gestiftete Judo-Matten ungenutzt herum, weil man diese in den beiden Hallen nicht legen könne, sagt der Judoka. Zudem streitet der Verein seit Jahren dafür, dass der Verein in den Turnerbund aufgenommen wird.

Beim Judo-Sport-Verein existiert eine Unterabteilung mit der Tanzgruppe "Zwo Time of Dance". Ohne eine Aufnahme in den Rheinischen Turnerbund oder den Turnverband Düsseldorf dürfen die 20 Mädchen an keinen Meisterschafen teilnehmen. Die Schriftwechsel zwischen Löb und dem Verein auf der einen Seite sowie der Verwaltung, dem Stadtsportbund und der Politik auf der anderen Seite füllen inzwischen Aktenordner. "Wir möchten nicht gegen die Stadt kämpfen", sagt er, "aber haben das Gefühl, dass wir hier diskriminiert werden"..

Der Stadtsportbund weist die Vorwürfe des Judo-Trainers jedoch zurück. "Das sind skandalöse Anschuldigungen, die nichts mit der Wahrheit zu tun haben", sagt Geschäftsführer Ulrich Wolter. Der Verein sei bereits in der Vergangenheit durch enorm großzügige Zuweisung von Hallenzeiten und Sportequipment erheblich unterstützt worden - trotz vergleichsweise geringer Mitgliederzahl. "Daher müssen wir uns diese Denunzierungen nicht weiter gefallen lassen", betont Wolter. Über die Aufnahme der Tanzgruppe in den Turnerbund könne der Stadtsportbund nicht entschieden.

Die Aussiedler und Migranten Partei taucht zum ersten Mal auf den Wahllisten auf. Im März 2013 wurde die Partei in Köln gegründet. In der Landeshauptstadt stellen sich vor allem Düsseldorfer zur Wahl, die ihren Geburtsort im Bereich der früheren Sowjetunion haben - Ukrainer neben Russen und Kasachen. Für Wladimir Löb, der auf der Ratsliste an Position zwei sowie an Position eins für die Wahl für die Bezirksvertretung 10 steht, ist das kein Problem: "Wir arbeiten hier alle zusammen. Denn wir haben ein Interesse an Deutschland." Warum sie dieses Interesse nicht in einer der bereits tätigen Parteien und Wählergemeinschaften einbringen können? "Wir haben Gespräche geführt, aber uns wollte niemand. Wir wollen für diese Gesellschaft arbeiten", sagt Löb, der unterstreicht, dass sie in keine Richtung extrem seien. Etwa 35 000 Russischsprachige leben in Düsseldorf; rund 8500 von ihnen Russland-Deutsche. Mehr als die Hälfte lebt im Düsseldorfer Süden, hauptsächlich in Garath und Hassels. Um in die Bezirksvertretung 10 einzuziehen, braucht man etwa 250 Stimmen. So wollen sie, wie Löb und seine Familie, die als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen sind, ihre Interessen durch die Kandidatur auch im Stadtparlament und in einigen Stadtteilparlamenten vertreten sehen.

(RP)
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