Düsseldorf trauert um Alt-OB Josef Kürten stirbt mit 82 Jahren

Düsseldorf · Der CDU-Politiker war bis in die späten 1990er Jahre einer der Großen in der Düsseldorfer Kommunalpolitik und hat maßgebliche Entscheidungen für die Stadt geprägt. Für immer im Gedächtnis bleibt der Losentscheid 1984, bei der Kürten sein OB-Amt an Klaus Bungert (SPD) verlor.

 Josef Kürten starb am vergangenen Samstag.

Josef Kürten starb am vergangenen Samstag.

Foto: RP, Thomas Busskamp

Als er 1999 aus dem Rat ausschied, da gab es nicht viele, die eine ähnlich lange Zeit dort gearbeitet hatten: Josef Kürten war 43 Jahre für die CDU dabei gewesen, hatte in diesen Jahrzehnten Düsseldorfs Entwicklung an maßgeblicher Stelle beeinflusst, geprägt, mitgetragen. Und zwar nicht nur als Ratsherr, sondern einen erheblichen Teil dieser Zeit mit an der Spitze, nämlich als Bürgermeister oder als Oberbürgermeister.

Der Mann war also meist in der ersten Reihe. Und er war vor allem sehr präsent. Was nicht zuletzt mit seiner Größe zu tun hatte: Mit 1,91 Meter war er schon rein körperlich kaum zu ignorieren, vor allem aber galt er schon in jungen Jahren als politisches Schwergewicht.

In seiner Partei genoss er über die vielen Jahre hohes Ansehen, hatte aber auch Gegner und Skeptiker. Geschickt hatte Kürten es aber verstanden, sich nicht nur in der CDU eine breite Basis an Unterstützern zu sichern. In den Rat kam er seinerzeit durch Fürsprache des legendären Josef Gockeln — der hatte früh erkannt, dass man dort ein Talent in den eigenen Reihe hatte, das zu fördern sich lohnen würde.

Aus heutiger Sicht gesehen erlebte Kürten mit seinen damaligen Ratskollegen eine Zeit, in der sehr viele Weichen für heute gestellt worden sind. Längst nicht immer war damals absehbar, welche Tragweite die Beschlüsse hatten. Beispielsweise die Messe: Kürten saß an entscheidenden Stellen, als man beschloss, das Gelände an der Fischerstraße aufzugeben und nach Stockum zu gehen. Wie so oft bei solchen Projekten war die Kritik groß, und viele waren voller Skepsis. Kürten jedoch gehörte zu jenen, die visionär dachten und sicher waren, das Richtige zu tun. Heute ist die Stadt diesen Frauen und Männern dankbar: Ohne den Umzug wäre die Messe bald in der Enge erstickt und hätte niemals die weltweite Bedeutung bekommen können, die sie heute hat. Vergleichbar damit auch das Votum für den Rheinufertunnel: Hoch umstritten Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre, aber mit viele Weitsicht dennoch durchgesetzt und heute ein Segen für Düsseldorf.

Kürten war außerdem immer ein Mann des Brauchtums. Weil er wusste, wo viele seiner Düsseldorfer (und seiner Wähler) verwurzelt waren. Die Katholische Jugend stand ihm nahe, deren Karnevalsfreunde leitete er lange. Auch die Schützen konnten auf seine Hilfe und Nähe zählen. Geprägt durch die katholische Soziallehre und den Arbeitnehmerflügel der CDU, dem Kürten sich verbunden fühlte, hob der Mann nie ab, sondern blieb ein Politiker des kleinen Mannes, weil er für dessen Nöte nicht nur Verständnis hatte, sondern sie auch aus vielen Kontakten und Gesprächen selbst kannte. Noch heute begründet das seinen Ruf in den südlichen Stadtteilen Benrath und Urdenbach, wo Kürten bis zuletzt lebte.

Für immer jedoch wird mit ihm ein politisches Kuriosum verbunden bleiben, das Düsseldorf 1984 erlebte. Kürten, der 1979 mit seiner CDU 47,6 Prozent der Stimmen geholt hatte, wurde danach zum Oberbürgermeister gewählt und ging mit diesem Amt auch in den Wahlkampf 1984. Bei der Abstimmung im Rat jedoch kam es zum Patt zwischen den beiden Blöcken: Eine der grünen Ratsfrauen weigerte sich, den Gegenkandidaten Klaus Bungert mitzuwählen. Also musste das Los entscheiden — und ausgerechnet Kürtens langjähriger Parteifreund Anton Ulrich, als Ältester im Rat, musste es ziehen. Gewinner war Klaus Bungert — und Kürten, auf der Zuschauertribüne neben seiner Frau Maria sitzend, musste wie versteinert den Jubel der Genossen anhören.

An seiner persönlichen Beziehung zu Bungert hat das nichts geändert: Die beiden — auch in ihrer Körpergröße einander ähnlich — wurden zum Symbol der so genannten Düsseldorf-Fraktion. Viele maßgebliche Entscheidung trugen die großen Parteien zusammen, weil die Führung es so wollte und die Verantwortung für die Stadt auf möglichst viele Schultern verteilen wollte. Ein Konsens-Bemühen, das nicht immer auf Zustimmung stieß und vor allem dem Nachwuchs manchmal zu weichgespült war. Nach dem widrigen Losentscheid blieb Kürten noch zehn Jahre Bürgermeister und verließ den Rat 1999. Zuletzt sah man ihn kaum noch, er war schwer erkrankt. Am ersten Weihnachtstag ist Josef Kürten gestorben. Er wurde 82 Jahre alt.

(RP)
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