Lesung in Düsseldorf Jorge — vom Nuklearökologen zum Laufstegtrainer

Düsseldorf · Rein optisch machte Jorge Gonzales seinem Ruf alle Ehre, als er am Mittwoch Abend auf ultra-hohen Keilabsätzen und in enger Leggings durch die Mayersche Buchhandlung stöckelte.

 Schauspielerin Rhea Harder und Stylist und Laufstegtrainer Jorge Gonzales präsentierten in der Mayerschen Jorges neues Buch.

Schauspielerin Rhea Harder und Stylist und Laufstegtrainer Jorge Gonzales präsentierten in der Mayerschen Jorges neues Buch.

Foto: Christoph Goettert

Worüber er sprach, zeichnete jedoch ein völlig anderes Bild von dem stets zu Späßen aufgelegten Kubaner mit dem seidenglatten Haar. In seinem ersten Buch "Hola Chicas! Auf dem Laufsteg meines Lebens" geht es um seine Studienzeit in Bratislava, Probleme mit dem tschechoslowakischen Geheimdienst und Einreiseverbote in seine Heimat Kuba.

"Man sieht mich immer als diesen lustigen Paradiesvogel, dabei habe ich auch ganz andere Seiten. Ich habe viel erlebt", sagt Jorge. "Deswegen habe ich das Buch geschrieben. Ich möchte Menschen Mut machen, stark zu sein."

Der Kubaner war als junger Mann zum Studium in die damalige Tschechoslowakei gekommen, promovierte sogar in Nuklearökologie. "Ich habe mich nicht immer an die Regeln gehalten — das gab viele Probleme. Kubanische Studenten durften nicht arbeiten, ich habe trotzdem gemodelt", sagt er.

Als er dann für Coca Cola in einem Werbespot Lambada tanzte, flog er auf und sollte ausgewiesen werden. "Doch ich hatte einen Plan B. Ich habe meine Sachen gepackt und bin untergetaucht."

Den Lese-Part am Mittwoch in der Buchhandlung übernahm Freundin und Schauspielerin Rhea Harder, doch Jorge ließ es sich nicht nehmen, den ein oder anderen Teil selbst vorzutragen. "Alles wäre zu viel verlangt, dann bräuchten wir hier einen Übersetzer", sagt er charmant in seinem Dialekt.

Vor allem seine Mutter und Großmutter wurden immer wieder erwähnt — wichtige Personen in Jorges Leben. "Ich bin ein echter Familienmensch, meine Eltern haben jeweils elf und 18 Geschwister", berichtet Jorge. "Das war das Härteste: Meine Familie so viele Jahre nicht zu sehen, weil ich nicht einreisen durfte."

Das Publikum war begeistert vom kubanischen Hünen. "Einfach ein sympathischer Typ mit einer interessanten Geschichte", sagt Jorge-Fan Lisa Neufelder.

(ken/ila/das)
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