Unschätzbarer ideeller Wert Jonges-Baas: Königskette weg

Düsseldorf · Der Chef der Düsseldorfer Jonges, Gerd Welchering, bekam als Schützenkönig des 5. Zuges der Gesellschaft Reserve auch die Kette aus Silber überreicht. Nun ist das gute Stück verschwunden - und niemand weiß, wohin.

 Das ist sie, die Kette, die nun nicht mehr aufzufinden ist. Vor 40 Jahren wurde sie angelegt.

Das ist sie, die Kette, die nun nicht mehr aufzufinden ist. Vor 40 Jahren wurde sie angelegt.

Foto: Gesellschaft Reserve

Die Gesellschaft Reserve ist einer der ganz großen Düsseldorfer Traditionsvereine im sommerlichen Brauchtum. Viele bekannte Köpfe gehören dazu, unter anderem auch Jonges-Baas Gerd Welchering. Zuletzt war Welchering vom Sommer 2006 bis zum Sommer 2007 Schützenkönig des 5. Zuges der Gesellschaft - und diese Zeit wird er so schnell nicht vergessen. Und sein Zug auch nicht. Denn nachdem Welchering (als junger Mann passionierter Jäger) seinerzeit den Vogel treffsicher von der Stange geholt hatte, bekam er, wie üblich, die Königskette des Zuges überreicht. Aber als er vor wenigen Wochen die Kette an seinen Nachfolger übergeben sollte, da war das nicht möglich. Die Kette ist nämlich verschwunden.

Im 5. Zug der Gesellschaft war man zuerst erstaunt, glaubte daran, dass das Prachtstück nur verlegt sei und machte sich keine weiteren Gedanken. Dann jedoch musste Schützenkönig Welchering einräumen, die Kette nicht mehr zu besitzen und auch nicht zu wissen, wo ist geblieben ist. Große Ratlosigkeit, an mehreren Orten wurde nachgeforscht, doch das schwere Teil blieb verschollen.

Welchering, dem das Ganze sehr peinlich ist, räumt heute ein, sich an mindestens zwei Gelegenheiten zu erinnern, bei denen er die Kette getragen hat. Aber was danach mit dem Schmuck geschah, da muss er passen.

Das Symbol der Königswürde sieht aus wie die in Schützenvereinen häufig gepflegten Erinnerungen an die Könige früherer Jahre. 1967 wurde sie angelegt, und seitdem hat jeder Träger eine Plakette prägen und daran befestigen lassen. 40 Münzen sind es inzwischen, alle aus Silber. Das bringt natürlich auch eine Menge Gewicht: Man schätzt, dass sie zwischen anderthalb und zwei Kilo wiegt. Außerdem wurde sie immer in einer wuchtigen, roten Schatulle aufbewahrt - und weder Kette noch Schatulle sind von einem Format, das man einfach so verliert oder verlegt.

Den reinen Materialwert schätzt man im Verein auf 3000 bis 4000 Euro, der ideelle Wert ist ungleich höher und nicht ersetzbar.

Welchering, der letzte Kettenträger, hat nach eigenen Aussagen alles getan, um das Verschwinden aufzuklären. "Meine Frau und ich haben zuhause alles auf den Kopf gestellt, mehrmals. Dabei haben wir so gründlich gesucht, als wollten wir umziehen!" Welchering berichtet weiter, er habe sich sogar mit einem Kriminalpolizisten unterhalten, um zu klären, wo man ihn bestohlen haben könnte. Aber auch das brachte nichts. Fest steht jedenfalls, dass in der Zeit, in der die Kette nachweislich bei ihm war, weder bei ihm zuhause noch in sein Auto eingebrochen wurde. Der 5. Zug der Gesellschaft Reserve hat nun eine neue Kette in Auftrag gegeben.

(RP)
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