Düsseldorf Jeder kann im Kleingarten glücklich werden

Düsseldorf · Seit 30 Jahren besitzt Karl-Heinz Mang ein paar Quadratmeter in der Lierenfelder Anlage. Seine Kinder sind dort aufgewachsen.

Karl-Heinz Mang hat es nicht weit. Vom Dillenburger Weg fährt er zu seinem Kleingarten etwa fünf Minuten, lässt den Verkehr hinter sich, die Stadt, wenn man so will, doch da ist ja noch einiges mehr, das man hinter sich lässt, wenn man in den Kleingarten fährt. Dieser Begriff ist sicher überstrapaziert, aber dennoch passend, zumindest, wenn man den Mitgliedern der Kleingartenanlage KGV Eller-Lierenfeld 1922 glauben darf: ein paar Quadratmeter, ein kleines Häuschen, das meist komfortabler ist, als es von außen den Anschein hat, das Paradies.

Karl-Heinz Mang bearbeitet dieses Paradies seit mehr als 30 Jahren. Seine Kinder sind hier aufgewachsen, und nun bringt er seinen Enkeln hier die Natur nahe. So nahe, wie man sie Stadtkindern eben bringen kann. Mang sagt, dass seine Enkelkinder ganz verrückt auf den Garten sind, was auch daran liegen mag, dass Mang ein Mensch ist, der auf der einen Seite begeistern kann, sich auf der anderen Seite aber auch nicht aufdrängt. Kinder mögen das. Und sie mögen natürlich den Rasen, auf dem sie toben können, die Büsche, hinter denen man sich wunderbar verstecken kann, im Sommer da essen sie Beeren direkt vom Zweig - wo gibt es das noch, in der Großstadt? Oft geht Mang aber auch mit den Enkelkindern rüber zu seinem Nachbarn Günther Zweier, dort können die Kinder dann am Fischteich die Koi-Karpfen streicheln. Ganz nah kommen die Tiere, wenn sich ihnen ein Mensch nähert, sie saugen am Finger, fressen aus der Hand. Zweier, der schon 78 Jahre alt ist, hat gerne Besuch. Besonders, wenn Kinder kommen, zeigt er ihnen alles. Die Kleingartenanlage steht den Schulen und Kindergärten für den Freiluftunterricht offen. Zweier führt häufig Kinder der benachbarten Kindergärten und Schulen durch die Gärten, zeigt das Säen, Wachsen und Ernten von Obst, Gemüse und Zierpflanzen. Die Kinder beobachten Tiere und Pflanzen. "Es ist unser Ziel, das Naturverständnis von frühester Kindheit an zu wecken", sagt Mang. Er sieht es als große, soziale Aufgabe des Kleingartenvereins an, und natürlich kann es nicht schaden, dass auch Kinder in der Großstadt wissen, dass die Natur einen Rhythmus hat, dass Äpfel, Birnen und Erdbeeren nicht aus Plastikschalen kommen und Möhren in der Erde wachsen; dass Gemüse und Obst, dessen Aussehen nicht unbedingt irgendwelchen EU-Normen entspricht, trotzdem schmeckt, sogar leckerer ist.

203 Gärten gibt es in der Lierenfelder Anlage, und die sind inzwischen wieder beliebt. Es gab mal eine Zeit, da lagen manche Gärten brach, Schrebergärtner galten als Inbegriff des Spießbürgertums, doch inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Wer heute in Lierenfeld Gärten haben will, muss warten, bis einer frei wird, was wohl auch mit der Renaissance des Bürgertums zu tun hat. Eltern, die ihre Kinder Wilhelm, Franz oder Karl nennen, können sich für den Kleingarten begeistern, obwohl es eine Gartenordnung gibt, an die es sich zu halten gilt, wie Mang es ausdrückt. Dazu gehört etwa, dass man keine Tiere in seinem Garten halten darf. Kaninchen, Taube und Co. sind tabu.

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Doch natürlich darf man seinen Hund mitbringen. Wenn Wolfgang Lenzen und seine Frau Gabriele Schäfer-Lenzen etwa in ihrem Garten sind, hört man das meist am Bellen ihres Hundes. Der verteidigt sein Revier, Frau Schäfer-Lenzen muss ihn in die Laube sperren, wenn sie Besuch bekommen. "Der beißt", sagt sie ohne Umschweife.

Ein Ausgleich sei der Garten zum stressigen Job, sagt ihr Mann. Obwohl man ja auch immer etwas zu tun hat. So haben sie im vergangenen Jahr etwa einen festen Grill gebaut. Außerdem müssen Beete und Pflanzen beschnitten, gewässert, gepflegt werden. Lenzen war zweiter Vorsitzender des Kleingartenvereins, doch er hat das Amt abgegeben. Es fehlte einfach die Zeit, sagt er.

Und so kann jeder in der Anlage nach seiner Facon glücklich werden, wie Mang es beschreibt. Da gibt es die, die unter sich bleiben, die sich nur selten in der Vereinsgaststätte blicken lassen oder die, die ein nachbarschaftliches Miteinander begrüßen und fördern. Ursula Daniel etwa, die gerade einen Ableger einer ihrer Pflanze ausgegraben hat und ihn nun zu den Nachbarn bringt. Mang und sie kennen sich schon lange, sie halten ein Schwätzchen über den Gartenzaun hinweg über gemeinsame Bekannte. Für Mang ist das der Inbegriff des Kleingärtnerns, dieses Miteinander, die Kontakte, das Soziale. Sonst könnte er ja auch einfach Zuhause bleiben. Einen Garten hat er schließlich auch dort.

(RP)
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