Wirtschaft Jeder achte Düsseldorfer ist überschuldet

Düsseldorf · Die Düsseldorfer sind häufiger überschuldet als der Rest Deutschlands – auch wenn sie sich verbessert haben. Das ergeben Daten aus der neuen Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zur Überschuldung von Verbrauchern.

Jeder achte Düsseldorfer ist überschuldet
Foto: grafik/Grafik: Ferl

Eigentlich gilt Düsseldorf mit seiner schicken Königsallee als wohlhabende Stadt, seit zehn Jahren brüsten sich die jeweiligen Oberbürgermeister mit der Schuldenfreiheit der Kommune. Was für den öffentlichen Haushalt gilt, gilt nicht gleichermaßen für die privaten Haushalte der Landeshauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Das belegen die neuesten Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. In Deutschland insgesamt sind demnach 10,04 Prozent der privaten Haushalte überschuldet, die Zahl ist seit 2016 mehr oder weniger gleich geblieben und gegenüber dem Wert vor fünf Jahren leicht gestiegen, damals waren 9,81 Prozent der Personen über 18 Jahren überschuldet.

Traditionell ist der Düsseldorfer Wert deutlich schlechter. Aktuell haben 12,09 Prozent der Düsseldorfer oder anders ausgedrückt jeder achte ein Schuldenproblem. Das ist grundsätzlich großstadttypisch. Auch Köln liegt mit 11,67 Prozent über dem Durchschnitt, der etwas ländlichere Rhein-Kreis Neuss mit 10,62 Prozent spürbar darunter. Ebenso der Kreis Mettmann mit 10,32 Prozent.

Allerdings ist gegen den Bundestrend eine Verbesserung in Düsseldorf erkennbar. Im Jahr 2013 waren laut Creditreform noch 12,47 Prozent der Düsseldorfer überschuldet. Die Zahl sank kontinuierlich auf den heutigen Wert, der damit der niedrigste in der Landeshauptstadt in den vergangenen sechs Jahren ist.

Eine ähnliche Erholung ist auch für die ehemalige Hauptstadt Bonn zu erkennen. Dort sank der Wert von 9,38 Prozent verschuldeter Haushalte im Jahr 2013 auf heute 8,87 Prozent. „Sowohl in Bonn als auch in Düsseldorf ist der Rückgang auch auf den enormen Zuzug der vergangenen Jahre zurückzuführen“, sagt Rainer Bovelet, der die Zahlen für Creditreform ausgewertet hat. „Düsseldorf hat eine starke Wirtschaftskraft, die vor allem tendenziell einkommensstärkere Schichten anzieht“, sagt Bovelet. Vor allem profitierten die Verbraucher von der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt, und im Fall Bonn von den vielen Bundesbehörden als Arbeitgeber einerseits, und andererseits von Telekom und Deutscher Post.

Trotz der guten Konjunktur sei die Zahl der Personen deutschlandweit, die ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können, 2018 sogar noch einmal um 10.000 auf rund 1,74 Millionen gestiegen. Mit einer Verschuldungsquote von 11,69 Prozent liegt Nordrhein-Westfalen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Schlechter schnitten unter den Bundesländern nur noch Berlin, Sachsen-Anhalt und vor allem Bremen ab. Am niedrigsten ist die Überschuldungsquote in Bayern mit 7,47 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg mit 8,31 Prozent.

Die Regionen rund um das Ruhrgebiet blieben mit ihren zum Teil noch altindustriell geprägten, strukturschwachen Regionen das Sorgenkind der Überschuldungsentwicklung, betont Bovelet. Die Überschuldungsquoten seien in vielen Städten des Reviers sowohl im Jahres- als auch im Langzeitvergleich deutlich angestiegen. Unter den zehn deutschen Städten mit mehr als 400.000 Einwohnern wiesen Duisburg, Dortmund und Essen die höchsten Überschuldungsquoten auf. In Duisburg sind laut Creditreform mehr als 17 Prozent der Einwohner überschuldet. Die höchste Überschuldungsquote in NRW weist aber das rund 350.000 Einwohner zählende Wuppertal mit 18,42 Prozent auf.

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