Düsseldorf "Jeckes Lädchen" sucht neues Lädchen

Düsseldorf · Ende Februar läuft der Mietvertrag aus. Inhaber Martin Wilms sieht angesichts der höheren Miete keine wirtschaftliche Perspektive.

 Nach Karneval ist Schluss für Martin Wilms, die Miete ist um 50 Prozent gestiegen. Er sucht nun nach einem neuen Standort.

Nach Karneval ist Schluss für Martin Wilms, die Miete ist um 50 Prozent gestiegen. Er sucht nun nach einem neuen Standort.

Foto: Andreas Bretz

Soll noch einer behaupten, es gäbe keine Karnevalslieder über Düsseldorf. Im "Jecken Lädchen" an der Marktstraße gegenüber des Rathauses laufen sie rund um die Uhr. "Oh Düsseldorf, du bist die schönste Stadt der Welt", schallt es durch den Laden, ein schmaler langer Schlauch, vollgestopft bis unter die Decke mit Kostümen, Perücken, Hüten, lustigem Zubehör. Aber auch mit Düsseldorf-Souvenirs und Scherzartikeln, nun ja, für Junggesellenabschiede. Wer immer schon einmal lange rosa Wimpern tragen wollte oder Spockohren wird hier fündig. Bei dem Regal mit den Klarsichtboxen kramt eine Mutter in den Packungen mit Nasen und hält ihrer Tochter eine lange gebogene mit Warze hin. "Ja, die will ich haben", ruft das Mädchen. "Sie wird Hexe, passender geht es kaum", raunt die Mutter der Kundin neben ihr zu.

"Na, habt ihr euch für ein Näschen entschieden", begrüßt Inhaber Martin Wilms die beiden fröhlich an der Kasse. Der 47-Jährige ist in seinem Element, hat vieles im Blick, pfeift auch schon mal das ein oder andere Karnevalslied mit. "Das dicke Herzblut verbindet alle, bei uns bleibt niemand lang allein", tönt es von der CD. "Die Düsseldorfer Karnevalslieder verkaufen sich bei mir gut", berichtet Wilms. Im Geschäft an der Marktstraße aber wohl nicht mehr lange. Denn der Mietvertrag läuft Ende Februar aus. Vor fast zehn Jahren zog der gebürtige Altstädter mit dem "Jecken Lädchen" dort ein, seitdem sei die Miete um 50 Prozent gestiegen. Gleichzeitig machten immer mehr Karnevalsdiscounter dem kleinen Geschäft Konkurrenz. Mehr Miete, weniger Einnahmen, die Schere dazwischen wurde für den karnevalsbegeisterten Wilms zu groß. "Wir suchen einen alternativen Standort, möglichst in der Altstadt", sagt er und kassiert dabei eine Girlande zum 50. Geburtstag für 4,99 Euro. Die Hexennase kostete 3,98 Euro. Viel Nase fürs Geld, aber eben wenig für eine hohe Miete.

"Do bess minn Heemat" singen jetzt "The Jolly Family". Wilms ist selbst Mitglied in mehreren Karnevalsvereinen, er ist Vorsitzender bei den Düsseldorfer Originalen und auch bei der KG Regenbogen ist er aktiv. Die Entwicklung in der Altstadt rund um das Rathaus hat er in den vergangenen Jahren intensiv miterlebt. Den Fortgang von Publikumsmagneten wie Aldi und Strauss merkten auch die Geschäfte im Umfeld. Auch der Irish Pub habe für Leben gesorgt. "Die Leute habe da viel gefeiert und dann gerne bei uns etwas Lustiges gekauft." Auf der Suche nach etwas Lustigem sind auch zwei Kundinnen aus Eller, die auf den zahlreichen Karnevalssitzungen, die sie besuchen, auf keinen Fall im gleichen Kostüm aufzukreuzen wollen. "Ich habe 16 bis 17 Kostüme, kaufe aber immer noch etwas zum Kombinieren dazu", erzählt Petra Spiess, die an diesem Tag auf der Suche nach Flamingo-Zubehör ist: "Boas, Federn und Puschl." Neben ihnen hilft Wilms auch noch Jörg Mifka, der für eine Mottoparty "Unter Wasser" die richtige Perücke sucht. "Nimm die blaue, die ist witzig", sagt Wilms. Mifka kauft gleich noch eine neue Captain Sparrow-Perücke dazu. "Meine alte ist fünf Jahre alt, die ist durch."

Im Jecken Lädchen kehrten auch schon Oberbürgermeister ein und ließen sich ausstaffieren, darunter Erwin und Elbers, berichtet Wilms. "Der Aktuelle war aber noch nicht da." In all den Jahren hat der Inhaber schon viele jecke Verkleidungen gesehen, aber eine ist ihm in eindrucksvoller Erinnerung geblieben: "Das war ein riesiger kräftiger Mann, der sich als Funkenmariechen eingekleidet hat", erzählt er. Mit blonder Zopfperücke, Rock und allem was dazugehört. Er hat ihn dann auf einer Karnevalssitzung wiedergetroffen und alle, die ihn sahen, berichteten davon.

(RP)
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