Kiyoshi Koinuma "Japanische Popkultur liegt im Trend"

Düsseldorf · Der Generalkonsul von Japan spricht über seinen Abschied von Düsseldorf, Fukushima und die Begeisterung für Mangas.

Zwischen der Nationalflagge Japans und dem Fortuna-Wimpel: Kiyoshi Koinuma in seinem Büro im Generalkonsulat an der Immermannstraße.

Zwischen der Nationalflagge Japans und dem Fortuna-Wimpel: Kiyoshi Koinuma in seinem Büro im Generalkonsulat an der Immermannstraße.

Foto: Endermann, Andreas

Herr Koinuma, Sie verlassen nach dreieinhalb Jahren Düsseldorf. Was ist Ihre nächste Station?

Koinuma Zunächst gehe ich für zwei Monate nach Tokio. Danach bekomme ich neue Anweisungen.

Was werden Sie vermissen?

Koinuma Wenn ich auf mein bisheriges diplomatisches Leben zurückblicke, habe ich mehr als zehn Jahre in Deutschland verbracht, davon sechseinhalb Jahre in NRW — in Düsseldorf und Bonn. Je zwei Jahre war ich in München und Berlin. Ich kenne Nordrhein-Westfalen also sehr gut und ich mag die Atmosphäre, insbesondere in Düsseldorf.

Was gefällt Ihnen daran?

Koinuma Die Menschen sind sehr nett und lustig, feiern Karneval. Die Wirtschaft ist hier stark, das Altbier gut. Und es gibt ein sehr großes Interesse an Japan.

Immerhin lebt in Düsseldorf die drittgrößte japanische Gemeinde Europas. Aber haben Sie auch das Gefühl, dass Japan gerade besonders bei den Jüngeren so richtig im Trend liegt?

Koinuma Das stelle ich auch fest, und es ist wichtig für die Beziehungen beider Länder. Zum Japan-Tag kommen sehr viele junge Leute in Kostümen von Figuren aus Manga-Comics oder Anime-Trickfilmen. Es gibt hier sogar ein spezielles Event für diese Szene, "DoKomi", das zwei junge Deutsche alljährlich organisieren und bei dem ich das Grußwort gesprochen habe. Es hat in einer Schule begonnen, inzwischen kommen dazu 12 000 Besucher ins Congress Center. Die japanische Popkultur liegt im Trend.

Die Katastrophe von Fukushima 2011 war sicherlich die größte Herausforderung während Ihrer Zeit in Düsseldorf ...

Koinuma Fukushima hatte auch auf die deutsche Politik starke Auswirkungen gehabt, schließlich war das Auslöser für den geplanten Ausstieg aus der Atomkraft. In Japan hatten wir nach der Katastrophe große Probleme mit dem beschädigten Reaktor und der Strahlenverseuchung.

Was haben Sie damals in Düsseldorf erlebt?

Koinuma Die Reaktionen hier und in ganz NRW waren sehr warmherzig, es gab eine große Solidarität. Wir werden das nie vergessen. Japaner organisieren seit zweieinhalb Jahren immer wieder Benefizaktionen, um die betroffenen Gebiete zu unterstützen. Das werden wir auch in Zukunft machen, und ich freue mich sehr, wenn viele Deutsche daran teilnehmen. In den nördlichen Gebieten ist der Wiederaufbau schwierig, denn Japan ist ein Land, in dem immer wieder Naturkatastrophen auftreten können. Daher ist eine gut durchdachte Stadtplanung wichtig, und das braucht Zeit.

Bekommen Sie Hilfe von deutschen Ingenieuren?

Koinuma Bisher gibt es keine konkrete Unterstützung. Wir sind aber offen für gute Ideen.

Es gibt wieder Meldungen von weiteren Problemen mit dem Reaktor ...

Koinuma Die Situation ist schwierig. Es gibt das Problem mit verseuchtem Wasser. Noch immer sind mehr als 200 000 Menschen evakuiert und können nicht in ihre Häuser zurückkehren. Es ist wichtig, dass wir als japanische Regierung alle Informationen veröffentlichen und nichts verbergen. Die Firma Tepco hat in den vergangenen beiden Jahren sicherlich alles versucht, aber jetzt hat die Regierung die 100-prozentige Zuständigkeit und Verantwortung übernommen, um die Schwierigkeiten dauerhaft zu lösen. Dabei müssen wir einen Schritt nach dem anderen gehen.

Wie wichtig ist in dieser Situation, dass Tokio den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2020 hat?

Koinuma Sehr wichtig, alle Japaner haben sich darüber gefreut. Die Stimmung hat sich mit dieser Nachricht sofort verbessert. Auch auf die japanische Wirtschaft wirkt sich das positiv aus.

In Ihre Zeit hier hat es auch viele positive Ereignisse gegeben: Das Nagaya hat zum Beispiel als erstes japanisches Restaurant in Deutschland einen Michelin-Stern bekommen ...

Koinuma Natürlich bin ich stolz darauf. Aber außer dem Nagaya gibt es in Düsseldorf viele weitere gute japanische Restaurants.

Sehr diplomatisch! Positiv war auch, dass ein Japaner Fortuna-Spieler war, wenn auch nur kurz ...

Koinuma Ich hatte Genki Omae ein paar Mal getroffen, er ist ein sehr netter Mann. Leider hatte er bei Fortuna nicht so viele Einsätze und ist nach Japan zurückgekehrt. Ich hoffe, dass der Verein einen zweiten Japaner verpflichtet. Denn in Japan gibt es viele gute Fußballspieler.

Weitere gute Nachricht: Beim Kö-Bogen werden an den Libeskind-Bauten Japanische Kirschbäume gepflanzt — als Zeichen der Freundschaft zu Japan ...

Koinuma Das ist ein wichtiges Projekt für die Japanische Gemeinde. Sie hatte darüber seit langem mit der Stadt gesprochen. Leider werde ich nicht dabei sein, wenn im Oktober die Bäume gepflanzt werden. Aber die Japanische Gemeinde will im Frühling, wenn die Bäume blühen, ein Kirschblütenfest organisieren. Es würde mich freuen, wenn das jedes Jahr so wäre.

Auch die Bande zwischen den Düsseldorfer Jonges und der Japanischen Gemeinde sind enger geworden: Jetzt gab es zum Stadtjubiläum eine Illumination der Jonges mit einem japanischen Künstler ...

Koinuma Ich habe seit drei Jahren engen Kontakt zu den Jonges, nach der Katastrophe 2011 machten sie aus Solidarität den traditionellen Empfang des Konsularischen Korps' zur Benefizveranstaltung für Japan. Ich freue mich über die Kooperation mit dem japanischen Künstler und beneide Düsseldorf um diesen Heimatverein.

Weshalb?

Koinuma Dass sich so viele Menschen ehrenamtlich für ihre Heimat engagieren, sollte Vorbild für eine ähnliche Bewegung in Japan sein.

Sind Sie auf etwas besonders stolz, das Sie geschafft haben?

Koinuma Diplomatie ist wie ein Staffellauf. Ich habe den Stab in Freundschaft von meinem Vorgänger übernommen, um ihn jetzt weiterzureichen. Es war mir eine Freude, im Jubiläumsjahr "150 Jahre Freundschaft Deutschland — Japan" in Deutschland gewesen zu sein. Auch die japanische Popkultur zu stärken, war mir wichtig.

Gibt es einen Tipp, den Sie für Ihren Nachfolger haben?

Koinuma Kaoru Shimazaki ist ein guter Freund von mir. Er sollte die Aufgabe mit seinen eigenen Ideen füllen. Er kennt Deutschland gut.

OB Dirk Elbers hat Ihnen als Erinnerung an gemeinsame Spiele im Kosaido Golf-Club zum Abschied Golf-Bälle geschenkt. Wer von Ihnen hat das bessere Handicap?

Koinuma (lacht) Ich habe immer noch 24. Schade, dass ich meine Vorgaben nicht verbessern konnte. Welches Handicap Herr Elbers hat, weiß ich nicht. Ich habe mit ihm in einem Turnier in einer Mannschaft gegen den Kreis Mettmann gespielt. Das war für mich sehr sensibel. Denn ich wohne im Kreis Mettmann, arbeite aber in Düsseldorf.

Und wer hat gewonnen?

Koinuma Düsseldorf.

(RP)
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