Düsseldorf Japanisch lernen mit Mangas

Düsseldorf · Ein Kursus an der Heinrich-Heine-Gesamtschule vermittelt die Sprache auf Basis von Comics. Zu den Schülern gehören auch Flüchtlinge, die bereits in ihrer Heimat Manga-Fans waren.

 Mit Heldenfiguren aus japanischen Comics weckt Lehrerin Ute Winkels (2. v. r.) das Interesse der Schüler an der komplexen Sprache.

Mit Heldenfiguren aus japanischen Comics weckt Lehrerin Ute Winkels (2. v. r.) das Interesse der Schüler an der komplexen Sprache.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das kleine Dorf Konoha-Gakure ist technologisch nicht besonders weit entwickelt. Es existieren weder Autos noch Eisenbahnen. Politisch herrschen dort fünf Großmächte: das Feuerreich, das Windreich, das Erdreich, das Blitzreich und das Wasserreich. Allesamt entspringen sie der Fantasie des japanischen Comiczeichners Masashi Kishimoto, der in seiner fiktiven und weltweit bekannten Manga-Serie den titelstiftenden jungen Ninja Naruto und dessen Lehrer Kakashi Hatake diverse Abenteuer erleben lässt.

Genau die Art von Abenteuern, von denen Ahmed (15) und Mohammed (16) auch in der realen Düsseldorfer Welt nicht genug bekommen können. Die Brüder besuchen die zehnte Klasse der Heinrich-Heine-Gesamtschule und waren bereits vor ihrer Flucht aus dem Irak Fans der japanischen Comichelden. "Auch in unserer Heimat konnte man die Filme der Serie schauen", sagt Mohammed.

In der Regel werden die aktuellen Anime-Filme auf Japanisch gezeigt. Untertitel übersetzen das Geschehen in die jeweilige Landessprache und geben so Aufschluss über Inhalt, Handlung und die Figuren des Geschehens. Dennoch: Auf diese Weise bleibt beim regelmäßigen Schauen der japanischen Filme bei den meisten das eine oder andere Schlüsselwort hängen, das Wort "kawaii" etwa (süß) oder "arigatou" (danke). Fasziniert sind die Brüder aber nicht nur von den fiktiven Charakteren und der aufwendig gezeichneten Kulisse der Mangahelden - inzwischen interessieren sie sich auch für die japanische Kultur und Sprache. Ein Umstand, den Lehrerin Ute Winkels nutzt, um nicht nur geflohenen Schülern Japanisch, sondern auch die deutsche Sprache zu vermitteln.

Zweimal wöchentlich bietet sie in den Mittagspausen der Schule im nunmehr siebten Jahr einen Japanisch-Kursus an, der derzeit von rund 15 Schülern besucht wird. Die japanischen Comics sind dabei für ausnahmslos alle Schüler des Kurses der Grund, freiwillig die komplexe Sprache mit unterschiedlichen Schriftsystemen erlernen zu wollen. Dabei dienen die literarischen Vorlagen als Inhalte, die neben der Sprache auch die Schrift lehren sollen. Jugendliche, die nicht gebürtig aus Deutschland stammen, lernen so neben der japanischen Sprache auch immer mehr Deutsch.

"Es war für mich lehrreich zu begreifen, was für eine enorme Faszination Animes und Mangas auf Jugendliche ausüben", sagt Winkels. "Gerade das reichhaltige Angebot unterschiedlichster Heldenfiguren macht aus den Charakteren wahre ,Global Player'." Kulturübergreifend nutzt Winkels, die selbst zwei Jahre in Japan lebte und auch ein Studium des Modernen Japan absolvierte, die Figuren aus dem Comic-Bereich, um die Schüler zu unterrichten. "Unabhängig von Religionszugehörigkeit oder Muttersprache schaffen die Comics eine Gemeinsamkeit", sagt Winkels.

Regelmäßig besuchen Schüler, die den Kursus an der Gesamtschule absolviert haben, in der Oberstufe auch den Japanisch-Unterricht am Oberkasseler Cecilien-Gymnasium als zweite oder dritte Fremdsprache. Ein Ziel, das auch Fatima (16), Iman (15) und Beatriz (ebenfalls 15) verfolgen: "Japanisch zu lernen ist eine besondere Herausforderung", meint Beatriz. "Und auch wenn es schwer ist - sicherlich ergeben sich aus der Tatsache, Japanisch zu sprechen, für uns auch neue Berufsperspektiven."

(RP)
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