Bilder aus Düsseldorf Japan-Tag mit Feuerwerk und Umarmungen

Düsseldorf · 600.000 Besucher kamen trotz teils schaurigen Wetters zum Japan-Tag in Düsseldorf. Die Zahl der fantasievoll verkleideten Comicfans wächst.

Unter dem Motto "Das Herz Japans" stand am Samstag der zwölfte Japan-Tag in Düsseldorf. Obwohl das Wetter streckenweise eher November- als Frühlingsgefühle aufkeimen ließ, waren mehr als 600 000 Gäste an die Rheinpromenade gekommen, um mit der japanischen Gemeinde zu feiern. Mit mehr als 8000 Mitgliedern ist Düsseldorf die Stadt mit der größten japanischen Gemeinde Deutschlands. Das Fest bot viel Abwechslung:

Cosplayer Am Rheinufer wimmelte es am Samstag von Prinzessinnen und Kriegern, niedlichen Kunstfiguren und Mädchen mit neon-grünen Haaren. Mindestens 6000 Anhänger der Cosplay-Szene waren zum Japan-Tag gekommen, so viele wie nie zuvor. Die Idee: Charaktere aus Videospielen, Comics oder Filmen werden so originalgetreu wie möglich imitiert. Der Trend tauchte erstmals in den 1990er Jahren in Japan auf, verbreitete sich aber schnell in die USA und nach Westeuropa und wird heute in Deutschland vor allem von Jugendlichen gelebt.

Daniel Fenske aus Düsseldorf schlüpft beispielsweise in die Rolle eines "Halo Masterchiefs", eines Kriegers aus einem Videospiel. Sein Ganzkörperanzug erinnert stark an Figuren aus Star Wars. Sein Gesicht ist vom grünen Kunststoffhelm mit Visier vollständig verdeckt. Viel sieht er vom Japan-Tag also nicht. Warum macht er das? "Es ist wunderbar, hier Freunde zu treffen, die sich ebenfalls gerne verkleiden", meint Fenske. Alle paar Minuten sprechen ihn kleine Jungs an, die gerne ein Foto mit ihm machen würden.

Die Welt der Cosplayer kennt noch die klassische Rollenaufteilung. Während die Männer sich meist als Krieger verkleiden, deren Plastikschwerter und Kunststoffgewehre gar nicht martialisch genug aussehen können, verkleiden sich die jungen Frauen möglichst niedlich. Lange bunte Haare, kurze Röcke, Plüschohren — das sind die typischen Verkleidungselemente. "Wir nehmen unsere Kostümierungen sehr ernst. Wenn wir eine Figur verkörpern, die im Comic selten lacht, dann sollten wir das auch nicht ständig tun", meint die junge Risu, die sich als Miku Hatsune mit grünen Haaren verkleidet hat. Das Kostüm ist selbst genäht. Miku Hatsune ist eine am Computer erstellte Kunstfigur, die in Japan bei ihren Konzerten ganze Stadien füllt.

Kostenlose Umarmungen Während am Samstagabend tausende Fußballfans in den Kneipen der Altstadt den Kampf der beiden Mannschaften aus München und Dortmund verfolgten, ereigneten sich am Rheinufer weitaus versöhnlichere Szenen. Zwei mehr als 600 Meter lange Menschenschlangen reihten sich auf — und dann umarmte jeder jeden, immer schön der Reihe nach. Teilnehmer berichteten, dass es fast eine halbe Stunde dauerte, die Menschenkette abzuarbeiten. Warum umarmen sich wildfremde Menschen? Die Idee, die zu einer unpolitischen Bewegung wurde, stammt von dem Australier Juan Mann, der sich mit einem Schild "Free Hugs" (kostenlose Umarmungen) vor neun Jahren in die Fußgängerzone von Sydney stellte, um sich von Passanten drücken zu lassen. Auf dem Internetkanal Youtube finden sich zahlreiche Videos der Umarmungsorgien vom Düsseldorfer Japan-Tag. Manchen Besuchern reichte eine einfache Umarmung aber nicht, so gab es neben den Hunderten Menschen mit "Free Hugs-Schildern" auch einige junge Frauen mit "Free Kiss-Schildern", und sogar eine Vampirin mit einem "Free-Bite-Schild" (kostenlose Bisse).

Stände und Bühnen Entlang der Rheinuferpromenade luden rund 60 Stände dazu ein, in die Kultur Japans einzutauchen. Kulinarisch boten die mehr als 20 Gastronomiezelte Köstlichkeiten aus der japanischen Küche. Aussteller berichteten, dass die Nachfrage nach Japanreisen wieder deutlich steigt. Auf drei Bühnen wurde ein buntes Programm geboten. 400 Akteure der japanischen Gemeinde beteiligten sich auf der Hauptbühne am Burgplatz an einem zehnstündigen Programm.Japanische Kindergartenkinder machten den Anfang, gefolgt von den musikalischen Darbietungen der Jugendlichen und Erwachsenen. Höhepunkt war der Auftritt der weiblichen Blechbläser-Gruppe "Tokyo Brass Style".

Feuerwerk Zum Abschluss des Japan-Tages erstrahlte der Himmel trotz anhaltenden Regens über dem Rhein in schillernden Farben. Das große japanische Höhenfeuerwerk hatte in diesem Jahr "Das Herz Japans" zum Thema. Etwa 1500 Feuerwerkskörper zauberten Kirschblüten, Schriftzeichen und Manga-Figuren in den Nacht-Himmel.

(EW/top/EW)
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