Düsseldorf IT-Branche boomt - Handel schwächelt

Düsseldorf · Die Unternehmen beurteilen ihre wirtschaftliche Lage überwiegend als gut, so das Ergebnis einer Umfrage der rheinischen Handelskammern. Schlusslicht aber ist der Einzelhandel, der unter der Internetkonkurrenz leidet.

Der Wirtschaft im Rheinland geht es im langjährigen Vergleich überdurchschnittlich gut. 38 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Lage als gut ein, weitere 50 Prozent als befriedigend. Somit berichten nur zwölf Prozent der Unternehmen von einer schlechten Lage. Das ist das Ergebnis einer Konjunkturumfrage der rheinischen Industrie- und Handelskammern unter 2500 Unternehmen. Beteiligt haben sich die Kammern Düsseldorf, Köln, Bonn/Rhein-Sieg, Mittlerer Niederrhein und Bergisches Städtedreieck.

Notiert wird die aktuelle Geschäftslage in verschiedenen Indizes, die über einen Zeitraum von zehn Jahren aufgeschrieben werden. Der Index für die Lage liegt aktuell bei 126 Punkten, Basis und Start war bei 100 Punkten. Der Index für die Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr liegt mit 109 Punkten etwas unter den aktuellen Werten.

Die gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise und der schwache Euro geben insbesondere der Industrie konjunkturellen Rückenwind. "Getrübt werden die Geschäftserwartungen durch die geopolitischen Krisen, insbesondere den Ukraine-Konflikt, aber auch durch die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung", sagt Düsseldorfs IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann.

Die Investitionsneigung der Unternehmen bleibt verhalten, ist aber seit Herbst 2014 gestiegen. Als Gründe hierfür könnten das sehr niedrige Zinsniveau, aber auch die vergleichsweise stabilen konjunkturellen Perspektiven genannt werden.

Die Personalpläne der Unternehmen für 2015 sind vorsichtig und wenig expansiv ausgerichtet. "Hierfür dürfte der gesetzliche Mindestlohn mitverantwortlich sein", sagte der Wuppertaler IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge gestern bei der Präsentation der Konjunkturumfrage in Düsseldorf.

Je nach Branche gibt es bei der Beurteilung jedoch große Unterschiede. "Branchen mit einem besonders günstigen Geschäftsklima sind die IT-Branche, die chemische Industrie, die Beratung und Wirtschaftsprüfung, die Medien- und Kommunikationswirtschaft, das Ernährungsgewerbe sowie das Gastgewerbe", so Siepmann. Auch die Industrie in der Region steht gut da. Aktuelle Betriebsschließungen oder Personalabbau, wie zuletzt bei Daimler, Zamek, Metso Lindemann oder Vossloh Kiepe seien nicht Folge konjunktureller Schwankungen, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Schlusslicht bei der Beurteilung der Geschäftslage ist der rheinische Handel. 19,7 Prozent der Einzelhändler berichten von einer schlechten Lage. Bei den konsumnahen Großhändlern liegt der Wert ähnlich schlecht bei 19,8 Prozent. Das liege vor allem an der stark wachsenden Konkurrenz durch das Internet. Ebenso gelinge es dem Handel auch wegen steigender Wohnkosten nicht, Kunden mit wachsenden Einkommen zum Konsum zu bewegen. Außerdem beurteilten Händler ihre Lage traditionell schlechter als Unternehmer anderer Branchen, so Siepmann.

(RP)
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