701 fährt vorerst nicht bis zu Halle ISS Dome ohne Bahn-Anschluss
Düsseldorf · Die Straßenbahn-Linie 701 wird vorerst nicht bis zur Veranstaltungshalle in Rath fahren. Die Anlieger verhandeln immer noch über den Verkauf ihrer Grundstücke. Die Stadt droht inzwischen mit Enteignung.
Die Kleingarten-Anlage an der Theodorstraße in Rath wirkt, als ginge sie einem beschaulichen Herbst entgegen. Die Ferrari- und die Deutschlandfahnen flattern locker im Wind, das Wasser in den Schwimmbecken schimmert dunkel, auf den Wiesen und in den Beeten liegen braune Blätter. Tatsächlich steht dem Kleingarten-Verein aber ein Herbst mit knallharten Verhandlungen vor.
Die Stadt will dort Grundstücke kaufen, damit die Straßenbahn-Linie 701 bis zum ISS Dome fahren kann. Die Verhandlungen aber verzögern sich — mit den Gärtnern, weil diese den Vertragsentwurf viel später als erwartet erhalten haben, mit den benachbarten Unternehmen, weil die Stadt deren Forderungen als "überzogen" empfindet.
Vom Gartengebiet benötigt das Amt für Verkehrsmanagement 1800 Quadratmeter. Zehn Pächter werden ihre Flächen deshalb teilweise oder ganz verlieren. "Wir wollen die Gärten nicht zu Konditionen abgeben, als würden wir sie als Gärten verpachten. Das ist wertvolles Bauland, und als solches wollen wir es auch verkaufen", sagt Detlef Fellhauer, Vorsitzender des Kleingartenvereins Theodorstraße.
Über die Höhe seiner Forderung verrät Fellhauer "in diesem Stadium der Verhandlungen" nichts, er äußert aber einen allgemeinen Wunsch: "Die Stadt sollte mehr Elan zeigen. Sie hat im April einen Vertragsentwurf angekündigt, dieser ist aber erst vor einer Woche bei uns eingetroffen." Der Verein wolle das Verfahren so schnell wie möglich über die Bühne bringen.
Ganz anders scheinen die Interessen der Unternehmen zu liegen. "Das hat etwas von Blockade", sagt Andrea Blome, Leiterin des Amts für Verkehrsmanagement. "Was diese zwei Anlieger verlangen, geht weit über das hinaus, was wir uns leisten können." Wenn sich nicht kurzfristig etwas an der Haltung der Unternehmen ändere, werde die Stadt die Verhandlungen für gescheitert erklären — und damit die nächste Stufe des Verfahrens einleiten, das bis zur Enteignung führen kann.
In der nächsten Stufe ist die Bezirksregierung Herrin des Verfahrens. Sie erteilt den Planfeststellungsbeschluss, wenn die Stadt weitgehend mit den Anliegern einig ist. In Ausnahmefällen erteilt sie diesen Beschluss auch, wenn die Stadt nachvollziehbar begründet, dass die Verhandlungen gescheitert sind. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Forderungen "nicht erfüllbar" sind. Dann ist eine Enteignung möglich. Sobald die Bauarbeiten beginnen, dauert es laut Blome maximal neun Monate, bis die neue Strecke fertiggestellt sei.
Auf die Verlängerung der 701 warten vor allem die Anlieger der Theodorstraße — die Unternehmen und die DEG Metro Stars, die im ISS Dome spielen. "Wir merken, dass unsere neue Spielstätte noch nicht in den Herzen und Köpfen verankert ist, weil sie in der Wahrnehmung draußen vor der Stadt liegt", sagt Frieder Feldmann, Pressesprecher der Eishockey-Mannschaft.
"Eine schnelle Anbindung ist für uns einer der wichtigsten Punkte überhaupt, denn das ist mehr als eine verkehrstechnische Anbindung. Sie bringt unseren Klub der Stadt wieder näher."
Auch U79-Verlängerung erst 2009
Auch. eine weiteres wichtiges ÖPNV-Projekt tritt auf der Stelle: die Verlängerung der U 79 bis zur Heine-Universität. Erst 2009 soll es umgesetzt werden. Im Verkehrsentwicklungsplan, der seit kurzem den Politikern zur Beratung vorliegt, ist noch vom Baubeginn in diesem Jahr die Rede.
Verkehrspolitiker verschiedener Fraktionen hatten mehrfach bemängelt, dass das Projekt stockt. Denn am Geld liegt es nicht, sondern daran, dass das Planungsamt überlastet ist. Norbert Czerwinski (Grüne) hatte vorgeschlagen, solche Aufträge an externe Ingenieurbüros zu vergeben.
Noch im OB-Wahlkampf hatten die Studierenden darauf aufmerksam gemacht, wie dringend die Verlängerung für Uni und Fachhochschule ist. Die Liberale Hochschulgruppe (LHG) hatte von den OB-Kandidaten Dirk Elbers und Karin Kortmann gefordert, sich definitiv zu positionieren. Beide erklärten sich weiter einverstanden mit dem politischen Grundsatzbeschluss. Der war vor drei Jahren gefallen.
Geschehen ist bisher nichts. "Ich kann das nicht verstehen", sagte der ehemalige Asta-Vorsitzende der Uni, Rainer Matheisen, von der LHG. Auch seine Nachfolgerin im Asta-Vorstand, Sabine Fischer (Campus-Grün), betont: "Es ist immer die Rede davon, dass die Uni attraktiver werden soll. Ein erster Schritt dazu wäre die Verlängerung der U 79, denn die Fahrt zur Uni ist wahnsinnig lang."
Für Pendler könne das ein Grund sein, sich gegen die Düsseldorfer Uni, aber auch die Fachhochschule, zu entscheiden und sich an einer Hochschule einzuschreiben, die besser angebunden sei. "Für die FH hätte eine frühzeitige Verlängerung auch bedeutet, dass ihre beiden Standorte besser verbunden sind", ergänzt Maik Gellrich vom FH-Asta-Vorstand.
Oberbürgermeister Dirk Elbers hatte auf Anfrage der Studenten gesagt, er gehe davon aus, dass die Studenten die verlängerte Linie spätestens ab dem Frühjahr 2010 nutzen könnten. "Der aktuelle Planungsstand sieht vor, dass nach der noch ausstehenden Baugenehmigung der Bezirksverwaltung und einem Zuwendungsbescheid seitens des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr Anfang 2009 das vorgeschrieben europaweite Ausschreibungsverfahren beginnen kann. Mit einem Baubeginn ist dann unverzüglich spätestens im Sommer nächsten Jahres zu rechnen"
Die Verlängerung der U 79 kostet nach Schätzungen der Studierenden vier Millionen Euro und dauert etwa sechs Monate. Im Wesentlichen wird das bestehende Schienennetz genutzt, es müssten in Wersten und am Südpark Abzweigungen gebaut werden. Bislang ist die Kaiserslauterner Straße Endhaltestelle.