Düsseldorf Islam wird in Düsseldorf Schulfach

Düsseldorf · Aus der Islamkunde wird an weiterführenden Schulen bald Islamische Religion. Für die Muslime ein wichtiges Zeichen.

An der Tafel steht "al-Qur'an", darunter "das Gelesene". Es ist eine Übersetzung für das arabische Wort, das Deutsche besser als "Koran" kennen. Lehrer Markus Gerhold erklärt den Achtklässlern der Dumont-Lindemann-Hauptschule in Friedrichstadt, was sich sonst noch mit dem Koran verbindet: die Rechtleitung, die Barmherzigkeit, das Licht und die Heilung.

Die Schüler, die ihm gegenübersitzen, haben Wurzeln in Marokko, der Türkei, Saudi-Arabien oder auf dem Balkan. Manche tragen ein Kopftuch, andere schätzen coole Wollmützen und kleiden sich so wie ihre nicht-muslimischen Altersgenossen. "Ich glaube an Gott. Es ist gut, mehr über unsere Religion zu erfahren", sagt Soukaina.

Noch lernt die Achtklässlerin "Islamkunde", ein Fach, das eher historisch-landeskundlich orientiert ist. Doch vom kommenden Schuljahr an wird - nach einem Vorlauf in den Grundschulen - daraus auch an den weiterführenden Schulen in NRW offiziell "Islamische Religion". Ein lang gehegter Wunsch vieler Muslime geht damit in Erfüllung. "Das ist dann ein bekenntnisorientierter Unterricht, ganz so wie katholische oder evangelische Religion", sagt Duran Terzi.

Der 42-Jährige unterrichtet Muslime an der Realschule Luisenstraße. Geboren in Deutschland, besuchte er ein türkisches Gymnasium, studierte Theologie in Konya und Ankara. Nach seiner Rückkehr absolvierte er in Bamberg ein Zweitstudium in Islamwissenschaften, Arabistik und Turkologie.

"Islamische Religion" hält er für die beste Vorbeugung gegen extremistische Bewegungen wie beispielsweise den Salafismus. "Schüler, die viel über ihre Religion wissen, können von solchen Bewegungen gerade nicht mehr ausgenutzt werden." Dass der neue Unterricht der Integration diene, hört Terzi dagegen nicht so gerne. "Die meisten Schüler sind längst Teil dieser Gesellschaft und müssen nicht mehr integriert werden."

Unterrichtet wird "Islamische Religion" auf Deutsch. Der Lehrplan unterliegt der Aufsicht des Landes, die Bücher werden vom Ministerium genehmigt. Das Fach kann und will nicht die Moschee oder die Koranschule ersetzen. "Gefragt ist eine Auseinandersetzung mit dem Glauben. Auch Fastenzeit und Ramadan werden miteinander verglichen", sagt Gerhold.

Wie sein Kollege Terzi bildet er künftige islamische Religionslehrer in Düsseldorf aus. Die Lehrerlaubnis "Idschaza" erteilt der eigens eingerichtete Beirat für den islamischen Religionsunterricht. Gerhold und seine Schüler freuen sich über die Aufwertung des Fachs. "Es zeigt, dass die Muslime zu Deutschland gehören."

(EW/top/csi/jco)
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