Interview mit Düsseldorfs OB Thomas Geisel „Wir müssen Fortuna so viel Luft lassen wie möglich“

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Oberbürgermeister äußerst sich zum strittigen Arena-Vertrag von D.Live mit Fortuna Düsseldorf. Er sieht darin keine illegale Subvention. Aber was sagen die Politiker?

 Oberbürgermeister Thomas Geisel in seinem Büro am Donnerstag. Er plädiert für gute Konditionen für Fortuna Düsseldorf.

Oberbürgermeister Thomas Geisel in seinem Büro am Donnerstag. Er plädiert für gute Konditionen für Fortuna Düsseldorf.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Im Aufsichtsrat der Stadttochter ­D.Live geht es heute um den Dreijahresvertrag mit der Fortuna für die Arena-Nutzung. Die Kosten für den Erstligabetrieb in der Arena liegen bei 6,4 Millionen Euro. Fortuna soll nun 3,26 Millionen Euro zahlen, die Restsumme muss D.Live durch Vermarktungen erwirtschaften. Manche Aufsichtsräte vermuten, dass diese Rechnung nicht rechtssicher ist. Externe Experten wurden eingeschaltet. Ihre Kritik wurde eingearbeitet. Im dritten Vertragsjahr soll es eine Dynamisierung geben, bei Mehreinahmen auch D.Live profitieren. Auch ein kleiner Gewinn soll nun das Ziel der Kooperation sein. Eine exklusive Fußballnutzung der Arena nur durch Fortuna soll angeblich nicht mehr im Entwurf stehen.

Herr Geisel, hinter den Kulissen läuft seit Monaten ein Gezerre um den Arena-Vertrag mit Fortuna. Es heißt aufgrund eines Marktvergleichs durch Wirtschaftsprüfer, der Klub zahle zu wenig. Stimmt das?

Geisel Es gibt ja nicht konkurrierende Vereine um konkurrierende Stadien. Man macht daher ein Benchmarking, die Voraussetzungen an den Standorten variieren jedoch. Deswegen habe ich gesagt, dass wir erstmals in der Geschichte der Arena die Vollkosten inklusive der Kapitalposten transparent machen müssen, die dem Fußballbetrieb zuzuordnen sind. Diese Kosten müssen durch Mietzahlungen und sonstige Erträge gedeckt werden. Dann muss da ein Schnaps drauf und wir schreiben etwas mehr als eine schwarze Null. Ein Profiverein darf nicht subventioniert werden, das ist klar. Wir müssen deswegen von Fortuna so viel Geld holen wie nötig und ihr auf der anderen Seite so viel finanzielle Luft lassen wie möglich.

Ein Gutachter befürchtet dennoch eine Beihilfeproblematik, also illegale Subventionen. Die Stellungnahmen wurden den Aufsichtsräten aber nicht zur Verfügung gestellt. Warum haben Sie die Weitergabe gestoppt?

Geisel In dem Gutachten wurden Wenn-Dann-Sätze aufgestellt. Hypothetische Erwägungen sind aber nicht zielführend, wenn man bereits die Kosten analysiert hat. Deren Plausibilität kann man ja untersuchen. Dabei kommt man jedoch zu dem Ergebnis, dass bei unserem Vertrag kein Subventionstatbestand vorliegt. Diese Sicht teile ich.

Am Freitag tagt der Aufsichtsrat von D.Live. Was tun Sie, wenn die Vertragseckpunkte abgelehnt werden, weil Bedenken bestehen?

Geisel Man könnte sagen, D.Live hätte mehr herausholen können. Wer jedoch etwas länger darüber nachdenkt, was dem Gesellschafter von D.Live, also der Stadt, zuträglich ist, wird zu dem Schluss kommen, dass es kein Vorteil ist, der Stadt den möglichst größten Teil des Kuchens zu sichern. Wenn Fortuna dann aus Geldmangel in die Zweite Liga absteigt, hätten wir uns ins eigene Fleisch geschnitten: Das Stadion rechnet sich längerfristig nur mit einem Erstligaklub.

Sie vertreten als Oberbürgermeister die Stadt als Alleingesellschafter der Arena. Sie könnten den Vertrag auch ohne Aufsichtsrat durchsetzen. Ist das für Sie eine Option?

Geisel Der Aufsichtsrat richtet Empfehlungen an den Gesellschafter. Wenn er zum Ergebnis kommt, dass die Empfehlung nicht dem Wohl des Gesellschafters dient, kann er davon abrücken. Ich persönlich halte das aber für einen Ausnahmefall.

Bei der Messe haben Sie dies bereits getan. Andere Frage: Das Verhältnis zwischen D.Live und Fortuna ist durch Nickeligkeiten geprägt. Jetzt holt D.Live Schumacher Alt in die Arena, die Fortuna befürchtet den Verlust ihres Sponsors Frankenheim. Was läuft da schief?

Geisel Ich hätte eine etwas bessere Kommunikationskultur herrscht zwischen D.Live und Fortuna gewünscht. Auf der anderen Seite möchte ich D.Live überhaupt keinen Vorwurf machen, denn das Vermarktungsrecht für das Bier liegt bei der Arena. Diese Erlöse helfen ja, die Vollkosten des Fußballbetriebs zu decken. Wer die Rechte hat, muss entscheiden können, mit wem er seine Verträge abschließt.

Wie wichtig ist es für die Stadt Düsseldorf, einen Bundesliga-Erstligisten in ihren Mauern zu haben?

Geisel Die Stadt profitiert ganz klar davon. Wir sind deswegen nicht daran interessiert, mit Fortuna den Betrieb des Stadions zu maximieren. Wir verdienen an Fortuna über die Umwegrendite, also über all die Einnahmen, die rund um den Fußball in der Stadt erzielt werden. Wir wollen schon aus dem Grund tun, was zulässig ist, damit Fortuna möglichst lange in der 1. Liga bleibt, wo sie aktuell zu den Vereinen zählt, die einen sehr niedrigen Etat haben.

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