Kolumne "Made In Düsseldorf" Internetadresse .dus noch in weiter Ferne
Düsseldorf · "Das Internet wird kölsch", tönen die Nachbarn aus der Domstadt. Ab heute werden Internetadressen mit der Endung .koeln und .cologne anstelle von .de oder .com vergeben. Düsseldorf hat sich .dus noch nicht schützen lassen, was Für und Wider hat.
In Düsseldorf liest man so etwas ungern, aber ab heute hat Köln der Landeshauptstadt etwas voraus. Und das ausgerechnet im Internet, wo sich Düsseldorf doch so gerne als digitale Stadt feiert. Jetzt können in verschiedenen Phasen Firmen, Vereine oder Institutionen sich für kölsche Internetadressen registrieren lassen. Im August sind Privatleute dran. An der Stelle, an der bei vielen Adressen heute .de oder .com steht, kann dann .koeln oder .cologne zu lesen sein. Viele .de-Adressen sind bereits vergeben. Die Kölner Adressen waren gestern noch alle verfügbar.
Wer etwa in Köln das Café Meyer betreibt, hatte bislang kaum Chancen auf eine knackige Internetadresse und musste umständliche Adressen wie "www.cafe-meyer-in-koeln.de" finden. Künftig kann derjenige sich die Adresse "www.cafemeyer.koeln" sichern. Mit Koeln-Domains könnte sich die Kölner Wirtschaft besser vermarkten, heißt es vom Anbieter Net-Cologne. Jeder könne den Inhaber einer Koeln-Domain sofort mit Köln in Zusammenhang bringen. Zahlreiche Domains haben das Wort "Köln" als Bestandteil. "Die Präsentation mit der Köln-Domain ist attraktiver und kürzer, damit auch merkfähiger. Die Merkfähigkeit einer Domain ist beim Marketing von Internetseiten ein entscheidender Faktor", heißt auf der Startseite des Anbieters.
Betreiber dieser so genannten Top-Level-Domains ist die Telekommunikationsfirma Net-Cologne. Sie hatte sich neben einer Berliner Firma, die die Domain .berlin vermarktet, um den Vertrieb der Internetadressen beworben und vom Kölner Stadtrat schließlich den Zuschlag erhalten. Wenig verwunderlich, hat man in der Domstadt eine kölsche Lösung für die privatwirtschaftliche Nutzung der Domains gefunden: Net-Cologne ist eine Tochter der Holding GEW, die ist eine Tochter der Kölner Stadtwerke, die wiederum eine 100-Prozent-Tochter der Stadt Köln sind. Kurz gesagt: So etwas wie ein städtisches Unternehmen betreibt die Vergabe der Internetseiten.
Düsseldorf hat bislang keine eigene Domain. "Die Stadt selbst sieht bislang keine Notwendigkeit. Und es gab keine private Firma, die sich darum beworben hätte", sagt Stadtsprecherin Natalia Fedossenko.
Experten sind uneins über den Nutzen einer Düsseldorfer Internet-endung, etwa .dus oder .duesseldorf. "Rund 180 000 Dollar kostet die Registrierung bei der internationalen Vergabestelle ICANN, das ist ein vergleichsweise großer Posten", sagt Jens Külzer, Geschäftsführer der IT-Beratungsfirma Inreti aus Köln. Außerdem gebe es Probleme mit dem Stadtnamen selbst. ".Koeln ist noch kurz und prägnant..Düsseldorf ist es nicht. Und mit .dus verbindet man maximal den Flughafen", sagt Külzer. Auch in Köln werde es sehr lange dauern, bis sich die Domains durchsetzten.
Für Thomas Engels, Kölner Fachanwalt für IT-Recht, war es ein Fehler Düsseldorfs, die Chance auf eine eigene Domain zu verpassen. "Die Internetdomains .dus oder .duesseldorf würden die Stadt in der Welt bekannt machen. Das wäre eine perfekte Ergänzung der Dachmarkenkampagne", sagt der Anwalt.
Vertan ist die Chance vielleicht noch nicht. Nach Aussage von Experten könnte es, je nach Erfahrungen mit den neuen Adressen, noch ein oder zweimal eine Vergaberunde mit neuen Domains geben. Dann könnte Düsseldorf es versuchen. "Wenn ein privater Investor interessiert wäre, könnten wir darüber reden", sagt auch Stadtsprecherin Fedossenko. Und wenn das alles nichts wird: gestern abend war die Internetseite www.duesseldorf.koeln noch zu haben.