Düsseldorf Insektensammeln - ein ungewöhnliches Hobby

Düsseldorf · Um Schmetterlinge, Käfer, Bienen und so ziemlich alle anderen Krabbeltiere ging es beim 27. Westdeutschen Entomologentag, zu dem der Aquazoo/Löbbecke-Museum am Wochenende eingeladen hatte.

 Im DGB-Bildungswerk tauschten Profis und Laien ihre Erfahrungen aus und sprachen über Forschungserkenntnisse.

Im DGB-Bildungswerk tauschten Profis und Laien ihre Erfahrungen aus und sprachen über Forschungserkenntnisse.

Foto: Andreas Endermann

Willy Biesenbaum hat ein außergewöhnliches Hobby. Wobei er selbst das, was er da in seiner Freizeit tut, nicht sehr gern als Hobby bezeichnet, weil er so viel Arbeit darin hinein investiert. Besser passt deshalb wohl das Wort Leidenschaft. Willy Biesenbaum ist Entomologe, das heißt, er beschäftigt sich mit Insektenkunde und erforscht seit 60 Jahren in seiner Freizeit die Welt der Krabbeltiere. Und damit ist er nicht allein: Am Wochenende trafen sich rund 100 Profis und Laien beim 27. Westdeutschen Entomologentag im DGB-Bildungswerk und tauschten sich über ihre Erfahrungen und Forschungserkenntnisse aus. Auch Biesenbaum sprach dabei über sein Fachgebiet: Kleinschmetterlinge.

"Die sogenannten Microlepidoptera werden von den meisten Menschen kaum beachtet, weil sie viel kleiner als die herkömmlichen Schmetterlinge und kaum wahrnehmbar sind. Viele sehen sie sogar als Schädlinge an. Dabei sind das äußerst faszinierende Tiere", sagt Biesenbaum. Durch sein Engagement im Naturschutzbund ist der 83-Jährige, der hauptberuflich in der Industrie tätig war, vor vielen Jahren auf die Insektenkunde aufmerksam geworden. "Ich wurde infiziert", sagt er. Seither widmet er sich in fast jeder freien Minute der Erforschung der Kleinschmetterlinge, hat Bücher geschrieben und eine Sammlung mit 40 000 Exemplaren aufgebaut. "Es macht einfach nur Spaß, seine Zeit in der Natur zu verbringen und man lernt die heimische Fauna richtig kennen."

Außerdem trägt Willy Biesenbaum zur Forschung über Insekten bei und das ist für die professionellen Entomologen von unschätzbarer Wichtigkeit, wie Silke Stoll vom Aquazoo/Löbbecke-Museum, das die Tagung organisiert hat, erklärt: "Laien, die sich mit der Insektenkunde beschäftigen, sind oft so auf eine Art spezialisiert, dass sie die Profis, also die studierten Biologen, bei ihrer Arbeit unterstützen können. Auf unserer Tagung tauschen sie sich aus", sagt sie.

Eigentlich dürfte die Forschung für die nächsten Jahre damit gesichert sein, bloß hat die Insektenkunde vor allem eines: ein Nachwuchsproblem. Und so traf man auch beim Düsseldorfer Entomolgentag vornehmlich auf Forscher älteren Semesters, junge Gesichter waren eine Seltenheit. Eine der wenigen jungen Vertreter der Zunft ist Sarah Fontane. Die 24-Jährige hat gerade ihren Bachelor in Biologie gemacht und hat die Insektenkunde dabei nur nebenbei kennengelernt. "Ich hatte eine Veranstaltung zum Thema belegt und habe mich dabei immer gefragt, wie man sich so für Insekten interessieren kann. Aber irgendwann passiert es und man ist ebenso fasziniert", sagt sie. Entomologie sei eine Wissenschaft, die erst auf den zweiten Blick gewinne.

Außerdem habe die Faszination für Krabbeltiere ein Imageproblem: Insekten zu töten, um sie dann auf ein Brett zu spannen und in einem Glaskasten aufzuhängen, klingt für viele wie eine Gruselgeschichte. Das weiß auch Roland Meier. Der Münchener ist einer von drei Händlern deutschlandweit, die Schaukästen, Pinzetten und Chemikalien zur Konservierung verkaufen. Er war mit seinem Sortiment ebenfalls zur Tagung gekommen. "Natürlich hören die Leute nicht gern, dass Tiere getötet werden. Aber für die Forschung ist das eben oft notwendig", sagt er. Insgesamt sei die Insektenkunde einfach viel zu unbekannt, meint Sarah Fontane. "Viele Menschen ekeln sich davor. Dabei sind die Tiere wunderschön."

(lai)
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