Teilen in Düsseldorf Ein „Fair-Teiler“ für Gerresheim

Dagmar Neugebauer hat eine Lebensmittelausgabe an der St. Katharinenkirche organisiert.

 Sie haben das Projekt gemeinsam initiiert: Joy Terbuyken, Dagmar Neugebauer und Pfarrer Oliver Boss (v.l.).

Sie haben das Projekt gemeinsam initiiert: Joy Terbuyken, Dagmar Neugebauer und Pfarrer Oliver Boss (v.l.).

Foto: Marc Ingel

Dagmar Neugebauer wird gerne als umtriebig, engagiert, auch hartnäckig beschrieben. Jedenfalls: Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, ist es ziemlich unwahrscheinlich, das daraus nichts wird. Dagmar Neugebauer hat auch etwas dagegen, dass Lebensmittel unnötig weggeworfen werden. Im etwas vernachlässigten Süden von Gerresheim hat sie daher vor ihrer Haustür eine kleine Rettungs-Station für Essbares etabliert. Nur für ihre Nachbarn und Freunde, in einer WhatsApp-Gruppe informiert sie, was Interessierte sich bei Bedarf alles so abholen können, wenn sie denn möchten.

Nun wohnt Dagmar Neugebauer ganz in der Nähe der Kirche St. Katharina. Und dort gibt es so einen überdachten Laubengang, der irgendwie bislang für nichts gut war. Und seit Corona hat die Tafel geschlossen, die Obdachlosenhilfe, auch das Sachspendenlager der Kirchengemeinde. Zum Glück gibt es jetzt von Zakk und FiftyFifty zumindest eine Ausweichadresse an der Fichtenstraße für Bedürftige. Aber das ist weit weg vom Gerresheimer Süden.

Zurück zu diesem Laubengang, dieses bislang ungenutzte, von der Katharinenstraße aber gut einsehbarem Areal. Genau dort, dachte sich Dagmar Neugebauer, wäre doch der ideale Ort für so ein kleines Foodsharing-Projekt. „Zumal die ganzen Foodsharer aktuell ja gar nicht wissen, wohin mit ihrem Zeug“, sagt die Gerresheimerin. So ganz allein wollte sie das Projekt dann aber nicht umsetzen, zumindest von der Kirchgemeinde benötigte sie ja die Genehmigung. Das war jedoch schnell erledigt, wie Pfarrer Oliver Boss bestätigt: „Frau Neugebauer kann sehr überzeugend sein. Und es ist ja in der Tat auch eine wirklich tolle Idee. Und diese Ecke an der Kirche war bislang tatsächlich nutzlos. Außerdem ist das südliche Gerresheim dafür ohnehin prädestiniert.“ Die Diozese in Köln überredete Boss darüber hinaus, die Kisten zu spendieren, um dort Lebensmitel und andere Dinge des täglichen Bedarfs zu deponieren. Neugebauer stellt auch ihr Fahrrad zur Verfügung, als Hingucker, mit dem holt sie dann immer die Lebensmittel ab.

Und nun ist er also freigegeben, der Gerresheimer „Fair-Teiler“. Die Foodsharer kommen und deponieren, was sie so einsammeln können. Aber auch jeder, der möchte, kann dort Lebensmittel oder Hygieneartikel abgeben und natürlich auch mitnehmen. Denn, wie Dagmar Neugebauer betont, das Angebot sei keineswegs nur für Bedürftige gedacht. Auch Artikel, deren Haltbarkeitsdatum offiziell abgelaufen ist, kommen in den Verteiler. „Da entscheiden wir nach den Kriterien Gucken, Riechen, Schmecken“, so Neugebauer, die dreimal täglich nach dem Rechten schaut.

Und dann gibt es da noch ein echtes Highlight, denn Terbuyken bringt bei Bedarf Brot, das in den Backstuben zwar aussortiert wurde, deswegen aber keineswegs schlecht ist. „Bisher haben wir das immer zur Tafel in Erkrath gebracht, aber die ist jetzt auch geschlossen. Da war es naheliegend, dass wir uns nach Ersatz umschauen. Und dieses Projekt ist allemal unterstützenswert“, sagt Joy Terbuyken.  

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