Initiative „Foodsharing“ in Düsseldorf „Rund 300.000 Kilo Lebensmittel vor der Tonne gerettet“

Düsseldorf · Die Initiative „Foodsharing“ arbeitet mit Supermärkten und Bäckereien zusammen. Mehr als 1000 Menschen sind mittlerweile in Düsseldorf angemeldet.

 Justin Knigge holt Waren von den „Backbrüdern“ ab.

Justin Knigge holt Waren von den „Backbrüdern“ ab.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Gerresheim bieten Melanie und Norbert Kleynen viele verschiedene Sorten Obst und Gemüse an. „Eigentlich schaffen wir es, gut zu kalkulieren“, sagt Melanie Kleynen. Aber manchmal bleiben am Ende des Tages eben doch einige Waren übrig. Äpfel zum Beispiel, die vielleicht schon eine kleine Delle aufweisen. Damit diese Lebensmittel nicht weggeworfen werden müssen, arbeiten die Lebensmittelhändler von der Benderstraße mit der Initiative „Foodsharing“ zusammen. „Zwei Mal in der Woche werden aussortierte Lebensmittel abgeholt“, so Melanie Kleynen.

Seit 2014 ist Justin Knigge sogenannter Botschafter von „Food­sharing“ in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. „Im Jahr 2022 hatten wir gut 14.900 Abholungen“, sagt der Düsseldorfer. So oft rückten die Mitglieder der Initiative also aus, um Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren. Mit mehr als 100 Einrichtungen, darunter Supermärkte, Bäckereien, kleinere Lebensmittelhändler und Kantinen arbeiten die Düsseldorfer dabei nach Angaben von Knigge zusammen. „Insgesamt konnten wir im vergangenen Jahr etwa 300.000 Kilo Lebensmittel retten“, sagt er.

„Foodsharing“ wurde in Berlin gegründet und agiert deutschlandweit. Angemeldete Teilnehmer können auf verschiedene Weise einen Beitrag zum nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln leisten. Die einfachste Möglichkeit, Lebensmittelretter zu werden, sind die sogenannten Food-Fair-Teiler. An Standorten in ganz Düsseldorf gibt es die Fair-Teiler, die meist aus einem Kühlschrank und mehreren Kisten bestehen. Dort können Lebensmittel abgeholt, aber auch hingebracht werden. „Über unserer Webseite können sich außerdem Leute melden, die beispielsweise in den Urlaub fahren, und deshalb Lebensmittel abgeben wollen“, erklärt Knigge. Aktuell seien mehr als 1000 Menschen auf foodsharing.de für Düsseldorf angemeldet. Auf der kostenfreien Seite gibt es auch Auskunft darüber, wo sich die Fair-Teiler befinden.

Einige der Foodsharing-Mitglieder sind sogenannte „Foodsaver“. Sie holen Lebensmittel bei den Betrieben ab, mit denen die Initiative zusammenarbeitet. „Ohne Verhaltensregeln kann das nicht funktionieren“, sagt Knigge. Deshalb müssen die Foodsaver vor ihrem Engagement unter anderem einen kleinen Probelauf absolvieren und zum Beispiel an drei „Einführungsabholungen“ teilnehmen. Wie die Lebensmittel anschließend verwendet werden, bleibt den Abholern überlassen. Fest steht aber: „Nach der Abholung sind die Foodsaver für die Lebensmittel verantwortlich“, wie Knigge erklärt. Regelmäßig veranstalte „Foodsharing“ beispielsweise „Schnibbeldiscos“, bei denen gemeinsam gekocht werde. Wichtig sei zudem: „Bei uns gilt das Prinzip ,Tafel first’“, so Knigge. Bei Lebensmittelabholungen habe die Tafel Vorrang. Zwischen dem Bundesverband Deutsche Tafel und „Foodsharing“ besteht sogar eine Kooperation.

Sie finde das Engagement großartig, sagt Melanie Kleynen. „Bei uns kommt es so gar nicht erst dazu, dass Lebensmittel in der Mülltonne landen.“ „Foodsharing“ stellt sich demnächst auf der Messe „Veggieworld“ vor, die am 18. und 19. März auf dem Areal Böhler stattfindet.

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