Oper am Rhein Industrie-Club feiert 100. Geburtstag

Düsseldorf · 1912 schlossen sich die rheinischen Industriellen zusammen: Der Industrie-Club wurde zum Konferenzzimmer des Ruhrgebiets. Jetzt feierte der Club den Geburtstag in der Oper. Festredner war Verteidigungsminister Thomas de Maizière. Der Verein schenkt nun der Stadt eine Uecker-Plastik.

Der Industrie-Club versteht sich als Treffpunkt der Eliten. Vor hundert Jahren trafen sich die Gründer des Clubs zu ihrer konstituierenden Sitzung. Als "Erholungsstätte für die Kämpfer am sausenden Webstuhl der Zeit" sahen die Industriellen 1912 den Industrie-Club.

Am Freitag feierten gut 1000 Mitglieder und Gäste in einem Festakt das Jubiläum. Festredner war Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière. Eine Tradition des Clubs ist, dass Redner einen Fachvortrag halten und nicht eine bloße Huldigung zelebrieren. De Maizières Thema: Die sicherheitspolitische Verantwortung Deutschlands – Perspektiven und Herausforderungen. "Nicht unbedingt ein Geburtstagsthema, aber wenn Sie mich schon eingeladen haben, müssen Sie nun mal damit leben", sagte der Verteidigungsminister.

In den frühen Zeiten des Industrie-Clubs waren Sicherheitsthemen häufige Anlässe für Reden. Der Club hatte ein so genanntes K-Konto, von dem Büchereien für Soldaten finanziert wurden, aber auch Lazarettfahrzeuge für die Armee. "Wenn ich Sie auffordere, sich sicherheitspolitisch zu regen, dann meine ich natürlich nicht, dass Sie ein ,Konto K' eröffnen sollen, ich meine nicht, dass Sie militärische Fahrzeuge bauen", sagte de Maizière. "Sicherheitspolitische Verantwortung, die trägt nicht nur der Staat, sondern die ganze Gesellschaft, jeder Bürger und natürlich ganz besonders diejenigen, die sich zu Recht als Eliten unseres Landes bezeichnen", mahnte der Minister.

Ursprünglich war vor drei Jahren Bundespräsident Horst Köhler zum Jubiläum eingeladen worden. Doch er trat zurück, genauso wie sein Nachfolger Christian Wulff, der bereits zugesagt hatte. Der neue Bundespräsident Joachim Gauck ließ durchblicken, dass es zu Beginn der Amtszeit zeitlich zu knapp für einen Besuch am Rhein werden würde.

Clubpräsident Joachim Scheele erinnerte auch an die dunklen Zeiten in der Geschichte des Vereins. Am 26. Januar 1932 hatte Adolf Hitler zu den Industriellen des Rheinlands im Club gesprochen. "Man kommt an der Hitler-Rede nicht vorbei, wenn man Industrie-Club googelt", sagte Scheele.

Doch die 100-jährige Geschichte des Vereins dürfe nicht auf einen einzigen Vortrag reduziert werden. Männer wie Konrad Adenauer, Willy Brandt oder Hermann Josef Abs hätten im Industrie-Club geredet. "Unser Selbstverständnis beruht auf Offenheit und Toleranz, die wir als Gemeinschaft und Mitglieder vorbildhaft leben müssen", sagte Scheele.

(RP/anch)
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