Düsseldorf In welchem Takt die Rheinbahn fährt

Düsseldorf · Mit der Forderung nach einem durchgängigen Fünf-Minuten-Takt bei der Rheinbahn erntete SPD-OB-Kandidat Thomas Geisel nicht mal Zustimmung bei den Grünen. Der Grund: Die Taktung von Bussen und Bahnen ist sehr komplex.

 Eine Straßenbahn der Rheinbahn. Auf vielen Strecken fahren die Bahnen im Takt von wenigen Minuten. Aber das geht nicht überall.

Eine Straßenbahn der Rheinbahn. Auf vielen Strecken fahren die Bahnen im Takt von wenigen Minuten. Aber das geht nicht überall.

Foto: Andreas Bretz

In einem sehr verkürzten Statement zum öffentlichen Personen-Nahverkehr hatte SPD-OB-Kandidat Thomas Geisel den Fünf-Minuten-Takt für die Rheinbahn gefordert. Wohl wissend, dass er damit den weitaus meisten Nutzern der Rheinbahn aus dem Herzen sprechen würde. Weil die nämlich denken: mehr Bahnen, mehr Anschlüsse, schnellerer Transport.

CDU und FDP warfen dem Kandidaten daraufhin Ahnungslosigkeit vor, selbst die Grünen gingen auf Distanz und erklärten differenzierter, was Bussen und Bahnen nutzt, und SPD-Fraktions-Chef Markus Raub sprang seinem OB-Kandidaten zwar bei, zeigte aber durch seine differenzierte Stellungnahme zu dem Problem Sachkenntnis.

Tatsächlich gibt es auf Teilen der Strecke bereits eine dichtere Taktung als fünf Minuten, auf anderen Teilen würde das keinen Sinn machen, und noch andere sind dafür überhaupt nicht geeignet. Wie ist derzeit die Taktung?

Es gibt den kurzen Takt bereits auf allen zentralen innerstädtischen Achsen — nach Norden bis Freiligrathplatz, nach Westen bis Belsenplatz, nach Süden bis Bilk Bahnhof, ebenso auf großen Teilen der Grafenberger Allee, sagt Rheinbahnsprecher Georg Schumacher. Wieso ist sie auf einigen Strecken so hoch?

Meist liegt das daran, dass bestimmte Gleisabschnitte von mehreren Linien genutzt werden. Da, wo sie dann parallel laufen, kann man also nutzen, welche man will. Das ist beispielsweise auf der Luegallee der Fall, auf der Grafenberger Allee, auf der Heine-Allee. Die Nutzer haben dort auf jeden Fall häufig den Eindruck, dass in Takten von sehr wenigen Minuten eine Bahn nach der anderen anrollt. Wo würde der kürzere Takt auf keinen Fall gehen?

Beispielsweise in den U-Bahn-Tunneln. Nach derzeitigen Sicherheitsvorschriften muss zwischen einzelnen Zügen ein Abstand von mindestens 90 Sekunden liegen. Würde man nun aber mehr Bahnen als bisher losschicken, wäre das oft nicht mehr umsetzbar. Wieso sind die Kosten für eine Steigerung nicht kalkulierbar?

Weil keiner genau weiß, wie sich die gesteigerte Taktung auf Verschleiß und Wartung auswirken würde. Auf jeden Fall würde der größte Teil der Kosten auf die Steuerzahler zukommen. Denn die Rheinbahn kann aufgrund ihres öffentlichen Auftrags der Personenbeförderung nicht wirklich wirtschaftlich arbeiten, hat also am Ende immer ein Defizit in der Bilanz. Das ist seit Jahren gesunken und lag zuletzt bei knapp über 50 Millionen Euro. Ausgleich kommt von der Stadt. Würde man nun in eine schnellere Taktung investieren, würde dieses Defizit stark steigen — zu Lasten der Stadtkasse. Ist Geisels Vorschlag der Beschleunigung also falsch?

Nein, ist er nicht — im Gegenteil. Da ist er außerdem bei allen anderen Parteien. Aber der Weg dahin ist komplizierter. Derzeit rollt die Rheinbahn mit rund 720 000 Passagieren pro Tag durch die Stadt, mit einer Geschwindigkeit von 16 km/h. Die zu steigern könnte nur gelingen, wenn man den Bussen und Bahnen häufiger freie Fahrt vor anderen verschafft. Also, wo möglich, grüne Welle für die Rheinbahn. Dann klappt es auch mit dem höheren Tempo.

(RP)
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