Nachhaltige Strategien sind auf dem Vormarsch Weniger Plastikmüll beim Einkaufen in Düsseldorf

Düsseldorf · Sind 1,49 Euro zu viel, wenn man dadurch bei Obst und Gemüse auf Einweg-Plastiktüten verzichten kann? Rewe bietet jetzt in Düsseldorf Mehrweg-Frischenetze an. Zurheide setzt ebenfalls auf Alternativen, die Wochenmärkte ohnehin.

Yassine Fakhouri ist Marktleiter im Rewe an der Straße Zur Alten Kaserne. Er zeigt die Frischenetze für lose Obst- und Gemüseware.

Yassine Fakhouri ist Marktleiter im Rewe an der Straße Zur Alten Kaserne. Er zeigt die Frischenetze für lose Obst- und Gemüseware.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

In den Auslagen sieht Obst und Gemüse meist schön aus. Im Einkaufswagen eher nicht: Dort türmen sich oft viele Plastiktüten mit den frischen Waren. Zuhause wandern die Tüten dann in den Müll oder wenigstens in den Beutel für die gelbe Tonne. Nachhaltig ist das alles nicht. In Düsseldorf wird jetzt dagegen gehalten. Beispiele:

Supermärkte

In den 33 Rewe-Märkten tauchten vor Weihnachten Mehrweg-Frischenetze auf, die langfristig die sogenannten Knotenbeutel aus Kunststoff ersetzen sollen. Sie kosten 1,49 Euro. „Wir appellieren an die Kunden, vermehrt zum losen Obst und Gemüse zu greifen. Die Netze bestehen aus Polyester, sind hygienisch, langlebig und gut zu reinigen“, sagt Rewe-Sprecher Thomas Bonrath. Ihr Gewicht (Tara) ermittele der Kassenscanner anhand eines festgenähten Strichcodes. „Da jede Obst- und Gemüsesorte für sich ausgewogen werden muss, ist es ratsam, für jede auch ein separates Netz zu nutzen oder aber lose zur Kasse mitzubringen und nach dem Wiegen im Netz zu verstauen.“

Das Unternehmen hat bei 1122 Produkten die Verpackung geändert, bei den Eigenmarken liegt die Ersparnis bei 7000 Tonnen Kunststoff im Jahr. Ab Februar sind bei dem Konzern die Wattestäbchen aus Papier statt aus Plastik.

Auch bei Edeka Zurheide an der Berliner Allee können Kunden Frischenetze kaufen. Die kosten dort im Paket 3,99 Euro, fünf Netze erhält man für diesen Betrag. Mit einer Kordel können sie wieder verschlossen werden. Der Bedarf ist augenscheinlich groß: Immer wieder war die Auslage in den vergangenen Wochen leergeräumt, weil offenbar so viele Kunden ein Paket erstanden hatten. Allerdings: Auch bei Zurheide gibt es noch die dünnen Tütchen zum Verpacken, auch viel Obst und Gemüse ist dort in Plastik verpackt.

Märkte

Auf dem Bauernmarkt am Kolpingplatz sind die Händler bemüht, auf überflüssige Verpackungen zu verzichten. Viele der Kunden in Pempelfort würden dabei voll mitziehen, bestätigt Christiane Thees: „Manche bringen sogar ihre eigene Tupperdose mit.“ Auch die Einkaufsnetze aus Bio-Baumwolle, die an ihrem Stand der Kräutergärtnerei Thees hängen, würden gut laufen, obwohl sie mit 2,50 Euro das Stück nicht gerade billig sind.

Außerdem würden an allen Ständen die hellgrünen Baumwoll-Einkaufstaschen mit dem Signet des Rheinischen Bauernmarktes verkauft. „Als Marktsprecher begrüße ich diese Entwicklung natürlich“, erklärt Johannes Thees. „Außerdem nutzen wir ausschließlich Mehrwegkisten und keine Pappkartons“, sagt er. Der Wermutstropfen: „Die Hygiene-Vorschriften schieben leider dem gänzlichen Verzicht auf Plastiktüten einen Riegel vor“, erklärt Thees.

Auf dem Carlsplatz sieht es ähnlich aus. Die meisten Obst- und Gemüsehändler packen die Waren in Papiertüten, Plastik kommt jedoch vereinzelt bei feuchten Waren zum Einsatz. Die Blumenhändler haben allesamt Folien abgeschafft. Der Markt hat 5000 PET-Tüten, die aus recyceltem Material bestehen, angeschafft, die für 2,50 Euro pro Stück abgegeben werden. Bei der jüngsten Marktversammlung beschlossen wurde die Einführung einer einheitlichen Papiertüte.

Reaktion

Bernd Jablonowski ist Global Portfolio Director der Messe, er organisiert die Weltleitmesse Interpack. Für ihn zeigt „die Diskussion um die Polyesterbeutel, wie innovativ die Verpackungsindustrie ist und wie man sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt“.

Der Einsatz und die Sinnhaftigkeit von Polyesterbeuteln sei jedoch abhängig von der zu verpackenden Ware. Die Innovation werde auf der Interpack 2020 dem Handel vorgestellt. „Entscheidend ist am Ende, dass die Innovationen den Verbrauchern das tägliche Leben erleichtern bzw. ihnen ein gutes Gefühl geben.“

Ihre Meinung Würden Sie die neuen Frischenetze einsetzen? Reduzieren Sie Plastikmüll? Schicken Sie Ihre Meinung an duesseldorf@rheinische-post.de

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