Wege in den Beruf in Düsseldorf Vom Aushilfsjobber zum Auszubildenden

Düsseldorf · Jana Korbmacher lernt Bäckerin, Konrad Falek Fachverkäufer. Früher mit Blick auf die klassische Rollenverteilung eher eine Ausnahme, ist das inzwischen selbstverständlich. Was sich die beiden Nachwuchskräfte aus Düsseldorf für ihre Zukunft erhoffen.

 Konrad Falek am Samstag im Laden an der Hohe Straße. Sobald er seine Gesellenprüfung abgelegt hat, verfügt er über das Fachabitur.

Konrad Falek am Samstag im Laden an der Hohe Straße. Sobald er seine Gesellenprüfung abgelegt hat, verfügt er über das Fachabitur.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Auslage sieht richtig lecker aus. Knusprige Brötchen liegen säuberlich drapiert neben knackigen Graubroten verschiedenster Getreidemischungen und krossen Weißbrotstangen. Dass es so geschmackvoll in der Ladentheke aussieht, dafür ist Konrad Falek verantwortlich. Der 22-jährige Auszubildende zum Bäckerei-Fachverkäufer war an diesem Tag für die Fenstergestaltung der Hinkel-Verkaufsstelle auf der Hohe Straße verantwortlich. „Zur Ausbildung gehört es nicht nur, sich ein möglichst umfassendes Wissen über die unterschiedlichen Backwaren anzueignen, man muss auch ein Gefühl für Schaufenstergestaltung, Tischdekorationen, Snackzubereitung und den richtigen Umgang mit Kuchensorten entwickeln“, sagt er.

Dass Falek überhaupt etwas zum Dekorieren und zum Verkaufen hat, dafür ist im Traditionsbetrieb Hinkel unter anderem Jana Korbmacher verantwortlich. Die 24-Jährige ist seit September eine der Auszubildenden im Bäckerei-Handwerk. Die gebürtige Düsseldorferin hat sich bei ihrer beruflichen Ausbildung für einen relativ harten Weg entschieden.

 Jana Korbmacher mag es, in der Backstube mit den Händen zu arbeiten. Hier kümmert sie sich um Kümmelstangen.

Jana Korbmacher mag es, in der Backstube mit den Händen zu arbeiten. Hier kümmert sie sich um Kümmelstangen.

Foto: der schraeger

Neben der täglichen achtstündigen Arbeit in der Backstube studiert sie an der IST-Hochschule Düsseldorf im Fernstudium Hotelmanagement. „Wenn ich aus der Backstube raus bin, lerne ich noch drei, vier Stunden“, meint Korbmacher. Ein einfacher Bürojob sei aber einfach nichts für sie. „Ich mag das mit den Händen zu arbeiten, zu fühlen und schnell zu sehen, was man geschaffen hat.“

Weder Korbmacher noch Falek brauchten bei der Berufswahl eine längere Beratung oder Orientierungsveranstaltungen. „Ich habe bei Hinkel mal nach einem Aushilfsjob gefragt und den auch bekommen. Anschließend war mir schnell klar, dass ich genau das beruflich machen möchte“, sagt Falek. „Es ist immer schön, zu sehen, wie man jede Generation mit Brot glücklich machen kann. Das gefällt mir.“

„Seitdem ich 15 bin, habe ich im Café meiner Mutter gejobbt. Dort habe ich die Leidenschaft und die Liebe zum Backen entdeckt“, meint Korbmacher. Eine kleine Überraschung gab es für sie aber trotzdem noch. „Ich wusste damals noch nicht, dass es so viele verschiedene Brotsorten in Deutschland gibt. Doch alles, was mit dem Backen zu tun hat, finde ich superspannend.“

Als Frau gehört sie in der Backstube noch zur Minderheit, genau wie Falek im umgekehrten Fall im Verkauf. „Das ändert sich gerade“, stellt Korbmacher fest. „Durch die steigende Anzahl der weiblichen Auszubildenden gleicht es sich an, doch zur völligen Geschlechtergleichheit fehlen immer noch ein paar Frauen.“

In Faleks künftigem Beruf ist es ähnlich, nur genau andersherum. „Es gibt immer noch mehr Frauen als Männer“, meint der angehende Bäckerei-Fachverkäufer. Im kommenden Januar will er die Gesellenprüfung ablegen. Seine Motivation, die erfolgreich zu bestehen, ist hoch. „Mit erfolgreicher Beendigung meiner Ausbildung bekomme ich auch gleichzeitig mein Fachabitur“, weiß Falek. „Den rein schulischen Teil habe ich an einem Berufskolleg bereits bestanden.“

An die sehr ungewöhnlichen Arbeitszeiten – Korbmacher steht an einigen Tagen schon um zwei Uhr morgens in der Backstube – hat sich die Auszubildende gewöhnt. Wobei Corona das Ganze nicht einfacher macht. „Als ich mit der Ausbildung anfing, habe ich mir überlegt, direkt von einer Party oder aus der Altstadt zur Arbeit zu gehen,“ meint Korbmacher schmunzelnd.

„Aber man kann derzeit ja nicht so viel unternehmen, es ist noch nie vorgekommen.“ Ihre Freunde hat sie noch alle. „Die haben Verständnis und man kann vieles organisieren. Am Ende klappt es ganz gut mit den Treffen“, erzählt Korbmacher. „Für mich bilden Ausbildung, Studium und Privatleben eine runde Sache.“

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