Bewegungslabor in Düsseldorf Was das Gehverhalten über Erkrankungen verrät

Düsseldorf · Im Bewegungslabor an der Königsallee analysieren Sportwissenschaftler den Gang und das Laufverhalten ihrer Patienten.

Hanni Jansen (vorne) lässt im Bewegungslabor an der Kö ihren Gang von Anna Lambertz analysieren. Dafür hat man ihr mehrere Elektroden am Oberschenkel angebracht.

Hanni Jansen (vorne) lässt im Bewegungslabor an der Kö ihren Gang von Anna Lambertz analysieren. Dafür hat man ihr mehrere Elektroden am Oberschenkel angebracht.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Seit Monaten hat Klaus Meyer (45) Beschwerden im Knie. Doch selbst im MRT haben die Ärzte nichts gefunden. „Aber in der MRT-Untersuchung kann man sich auch nicht bewegen“, sagt Niels Grohmann. Und da der Patient weiter unter Schmerzen litt, „ist er zu uns gekommen“. Grohmann ist Sportwissenschaftler und Sport- und Fitnesskaufmann. Er arbeitet im Bewegungslabor an der Königsallee. Und dort untersucht Grohmann mit seiner Kollegin Anna Lambertz, ebenfalls Sportwissenschaftlerin mit Schwerpunkt sportmedizinische Technik, den Patienten.

Der bekommt zunächst mehrere Elektroden an Wadenbein und Oberschenkel angebracht, und während mehrere kleine Kameras laufen, geht Meyer über ein vier Meter langes Band, eine sogenannte Druckmessplatte. Dort wird sein Gang von allen Seiten gleichzeitig gefilmt – von vorne, von hinten und von der Seite. Zahlreiche Daten werden dank moderner Technik erhoben. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Elektromyographie (EMG), bei der die elektrische Muskelaktivität anhand von Aktionsströmen der Muskeln gemessen wird und bereits auf dem Computer zu sehen ist und sofort analysiert wird.

Die Ursache für die Kniebeschwerden von Klaus Meyer steht eine Stunde später fest: Auslöser ist die Hüfte, die nicht in der richtigen Winkelposition sitzt. Inaktive Muskeln müssen aktiviert werden – durch Wärme und Bewegung. Danach gibt es noch einmal einen Kontrollgang. Die Beschwerden sind besser geworden. Aber die Arbeit ist für den Patienten noch nicht zu Ende, jetzt muss er Bewegungsübungen zu Hause machen. Das heißt, der Patient muss mitarbeiten. Denn, so Anna Lambert: „Die Therapie beginnt, wenn du aus der Tür raus gehst.“ Meyer hat seine Übungen gemacht und somit war die Ganganalyse für ihn erfolgreich. Heute kann er wieder schmerzfrei gehen.

Zu 99 Prozent finden wir etwas“, sagt Grohmann. Normalerweise gibt es nach der Eingangsmessung nach zwei, drei Monaten eine Kontrollmessung. „Aber es gibt auch Patienten, die gar nicht wiederkommen“, sagt Lambertz. Wie die 61-jährige Britta P., die Beschwerden in der Ferse hatte, seit die ein neues Kniegelenk eingesetzt bekommen hat. „Die Druckverteilung stimmte nicht“, erinnert sich Lambertz, „und es gab zahlreiche Störungen der Ganglinie im Mittelfuß.“ Der Chiropraktiker in der zugehörigen orthopädischen Praxis in der ersten Etage wurde miteinbezogen. Er mobilisierte die richtigen Muskeln, und schon beim Kontrollgang eine Stunde später hatte die Frau kaum noch Beschwerden. Damit war die Behandlung beendet.

Die Patienten, die ins Bewegungslabor kommen, sind unterschiedlich, vom Kind mit X-Beinen oder einer anderen Fehlstellung über Sportler – ob mit Verletzung oder um ihre Leistung zu steigern, bis zum Patienten mit Beschwerden.

Neben der Gangdiagnostik untersuchen die beiden Sportwissenschaftler auf einem instrumentierten Laufband mit viel Technik das Laufverhalten. Und auch hier spielt die Analyse eine wichtige Rolle, bevor es an die Therapie geht. „Das 3-D-Inertialsensor-System zeigt verschiedene Aufnahmen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, vor allem Fehlstellungen bei den Gelenken sind zu sehen“, sagt Niels Grohmann.

Die Sprungdiagnostik wendet sich vor allem an Sportler, die ihre Leistungsfähigkeit optimieren wollen. Anders als bei Lauf- und Gangband können die Mitarbeiter mit einer 3-D-Kraftmessplatte unter anderem die Schnell- und Explosionskraft messen und die Bein-Achsenstabilität überprüfen. Prävention ist also auch gefragt.

Viele Patienten kommen, weil ihr Arzt ihnen eine Einlage verschrieben hat. Auch hier kommt die Druckmessplatte zum Einsatz, wie Grohmann betont. Und dies gelte auch beim Fersensporn oder bei Plattfüßen, sagt Niels Grohmann. „Manchmal erkennen wir Dinge, obwohl der Patient nur wegen der Einlage gekommen ist, und wir können helfen. Denn schließlich ist Bewegung alles.“

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