Bildung in Düsseldorf So lernt man in Düsseldorf die Kunst des Plottens

Düsseldorf · Bei Nicolette Bohn lernen Laien, Romane zu verfassen. Bei vielen ihrer Schüler hat sich der Wunsch zu schreiben bereits in der Kindheit verfestigt.

 Seminar zum Thema „Creative Writing“ der ASG in Flingern

Seminar zum Thema „Creative Writing“ der ASG in Flingern

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Linda Jochinke hat ein Problem. Oder vielmehr ist es ihre Protagonistin, die der angehenden Autorin Probleme macht. Dabei klingt deren Geschichte inhaltlich schon ganz nach dem Rezept eines guten, klassischen Krimis: Der Mord an einem Internats-Lehrer im tiefsten Sauerland. Eine Journalistin, die mit einer trägen Kriminalpolizei zusammen ermitteln muss. Intrigen, Missbrauchsvorwürfe, Erpressung. Nur mit der Umsetzung hapert es zuweilen noch.

„Beim Schreiben komme ich immer wieder an Stellen, wo ich mich verfranze und nicht weiterkomme“, sagt Jochinke, die sonst in der Marketing-Abteilung eines Theaters arbeitet. „Es fehlt der Bogen vom Anfang bis zum Ende. Sonst schreibe ich nur weiter ins Blaue hinein.“Jochinke war deshalb lange auf der Suche nach einer professionellen Supervision ihres Schreibprozesses – und fand diese im Rahmen eines Seminars des ASG-Bildungsforums bei der promovierten Schriftstellerin Nicolette Bohn. Als Studienleiterin und Lektorin der Hamburger „Schule des Schreibens“ ist Bohn eine ausgewiesene Expertin, gibt Workshops und Anleitungen zum „Kreativen Schreiben“ für Laien. Ihr Seminar vom vergangenen Wochenende drehte sich dabei konkret um die Kunst des Plottens. „Dabei betrachtet man die Handlung als Ganzes, verdichtet und differenziert die Eigenschaften der Charaktere und schafft Kausalzusammenhänge für den Spannungsbogen. Ziel ist es zu erkennen, ob der Romanstoff glaubwürdig auf den Leser wirkt“, sagt Bohn.
Besonders in kleinen Gruppen klappe das gut. „Weil jeder Mensch ein anderer Schreibertyp ist“, sagt Bohn. Eine angenehm-freundschaftliche Stimmung beherrscht die Atmosphäre ihres Workshops. Zusammen mit Bohn analysieren die Teilnehmer jede Einzelheit ihrer Romanhandlungen, besprechen Details und geben sich gegenseitig Tipps an den entscheidenden Knackpunkten. Auch schreib-praktische Übungen stehen auf dem Programm. „Viele Leute haben gute Romanideen und schreiben gerne. Was ihnen noch fehlt, ist das Handwerkszeug, um eine psychologisch verständliche Geschichte zu bieten“, sagt Bohn. „Ein objektiver Zugang von Fremden hilft dabei mehr als die subjektive Kritik von Bekannten.“

Der Wunsch zum Schreiben habe sich bei den meisten ihrer Teilnehmer bereits in der Kindheit verfestigt. „In der Pubertät bricht das meist ab, kommt aber mit 30 oder 40 Jahren wieder“, sagt Bohn. Doch dann fehle ihnen oft der Mut, ihre Schreibgedanken in die Tat umzusetzen. „Obwohl es sich für viele wie eine Befreiung anfühlt, endlich ihrem Schreibwunsch nachzukommen.“
So manch einer ihrer Teilnehmer ist dadurch sogar erfolgreicher Schriftsteller geworden, denn die Schwelle vom Laien-Schreiber zum erfolgreichen Romanautor ist heute kleiner denn je. Sogenannte „self-publishing“-Konzepte wie der tredition-Verlag oder die Vereinigung „Freie Autoren Rhein und Ruhr“ bieten Möglichkeiten, eigene Bücher außerhalb der hohen Anforderungsbarrieren professioneller Verlage vermarkten zu können. Meist werden die Werke dann auf Bestellung gedruckt, dafür muss sich der Autor um Layout und Korrektur in der Regel selbst kümmern.
Ein Konzept, was vielleicht auch irgendwann für Jochinkes Krimi in Frage komme. Erst einmal ist sie jedoch glücklich, über das Seminar wichtige Einflüsse für ihre Geschichte erhalten zu haben.

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