Quidditch Der Sport aus Harry Potter: Von Hogwarts nach Düsseldorf

Düsseldorf · In den Romanen wird Quidditch auf fliegenden Besen gespielt, im echten Leben ist daraus ein Vollkontaktsport geworden, der Handball, Völkerball und Rugby verbindet. Auch in Düsseldorf gibt es eine Mannschaft, die sogar Teil der offiziellen Quidditch-Liga ist.

 Ein Quidditch-Spieler beim Wurf auf eines der ringförmigen Tore, ein Gegner eilt zur Abwehr. Körperkontakt ist beim Quidditch üblich.                                        

Ein Quidditch-Spieler beim Wurf auf eines der ringförmigen Tore, ein Gegner eilt zur Abwehr. Körperkontakt ist beim Quidditch üblich.                                        

Foto: Anne Orthen (ort)

Wenn die Düsseldorf Dementors und die Cologne Cannons aufeinander treffen, geht es hart zur Sache. Die Spieler werfen sich gegenseitig mit Bällen ab, sind dabei nicht zimperlich. Beim Versuch, Tore zu erzielen, kommt es immer wieder zu Rangeleien, bei denen mehrere Beteiligte mitsamt der Stöcke, die sie zwischen ihre Beine geklemmt haben, auf dem Boden landen. Doch wenn das Spiel vorbei und der grobe Dreck abgeklopft ist, fallen sich die Rivalen lachend in die Arme – denn abseits des Spielfelds sind alle Quidditch-Spieler Freunde.

Quidditch ist ein Sport, der ursprünglich in der magischen Welt von Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ entstanden ist. Dabei stehen sich zwei Mannschaften mit je sieben Spielern auf fliegenden Besen gegenüber, versuchen sich gegenseitig mit Bällen abzutreffen und mit Würfen durch Ringe Punkte zu erzielen. Das Spiel wird beendet, wenn es einem Team gelingt, den goldenen Ball, Schnatz genannt, zu fangen.

Seit 2005 gibt es den Sport Quidditch auch in der realen Welt. Die Regeln wurden weitestgehend aus dem Harry-Potter-Universum übernommen – natürlich ohne die fliegenden Besen. Stattdessen tragen die Spieler einen Plastikstab zwischen den Beinen; ein Handycap beim Spiel, aber auch eine Hommage an die literarische Vorlage.

Entstanden ist der Sport, der sich in Abgrenzung zur fiktiven Variante auch Muggel-Quidditch nennt (Muggel sind in den Büchern Menschen ohne magische Fähigkeiten), in den USA. Quidditch-Spieler verwenden deswegen überall auf der Welt die englischen Begriffe. Der Ball, den es zu fangen gilt, heißt Snitch, und die Spieler teilen sich auf in Chaser (versuchen, Punkte zu erzielen), Keeper (Torhüter), Beater (werfen den Gegner mit Bällen ab, um ihn kurzfristig aus dem Spiel zu nehmen) und Seeker (versuchen, den Snitch zu fangen). Der goldene Ball wird von einem unparteiischen Spieler getragen, der ihn durch Weglaufen oder Ringen zu schützen versucht. Der Seeker, der den Snitch an sich bringt, beendet das Spiel und beschert seiner Mannschaft 30 Punkte, also den Wert von drei Toren.

In Düsseldorf gibt es seit 2016 ein Quidditch-Team, die Düsseldorf Dementors, benannt nach magischen Geistern aus der Harry-Potter-Welt. Außerdem gibt es die Münster Marauders, die Bielefelder Basilisken, die Thunderbirds Trier und eben die Cologne Cannons. „Alliterationen im Namen sind ein Running Gag bei vielen Quidditch-Teams“, sagt Spielerin Maja Korkow. Die 28-Jährige spielt für die Düsseldorfer als Beater und ist ein riesiger Harry-Potter-Fan. Das gilt allerdings nicht für alle Spieler: „Natürlich haben wir hier Fans der Vorlage, aber es gibt auch die, die zum Sport gekommen sind, ohne jemals ein Buch von Rowling gelesen zu haben“, sagt Korkow. Denn der Sport hat sich von seinem Fantasy-Image befreit. So spielte man ursprünglich mit Kostümen und echten Besen, heute haben die Mannschaften eigene Trikots, es gibt eine Liga und sogar internationale Turniere, von denen das Düsseldorfer Turnier im vergangenen Jahr sogar eines – den Eis-Pokal in Schottland – gewinnen konnte.

Quidditch ist ein gemischter Sport, es dürfen immer maximal vier Spieler eines Geschlechts pro Mannschaft auf dem Feld sein. Die Regeln schließen dabei ausdrücklich auch Transmenschen ein. „Ich finde es gut, dass der Sport so offen ist – und die Menschen, die ihn spielen“, sagt Maja Korkow.

Sogar Kölner und Düsseldorfer vertragen sich beim Quidditch. Die beiden Teams spielen auf Augenhöhe, was die Begegnungen besonders spannend macht. Doch auch persönlich sind viele Quidditch-Spieler miteinander befreundet. „Es ist eben der gleiche Menschenschlag“, erklärt Korkow. Studenten, junge Erwachsene, Fantasy-Fans und aktive Sportler – eine Generation, die mit Harry Potter aufgewachsen ist und aus ihren Kindheitserinnerungen einen Sport gemacht hat.

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